Langfristige Arbeitsmarktfolgen von Demografie und Strukturwandel für die Bundesländer
07.02.2020
Die regionalisierte fünfte Projektionswelle der BIBB-IAB Qualifikations- und Berufsprojektionen (QuBe) zeigt Unterschiede in der Entwicklung von Arbeitsangebot und -nachfrage nach Branchen, Berufen und Qualifikationen der 16 Bundesländer auf.
Die QuBe-Basisprojektion des Arbeitskräfteangebots nach Bundesländern zeigt, dass die Zahl der Erwerbspersonen in Süddeutschland und in den Stadtstaaten in Zukunft zunehmen wird, während vor allem in den östlichen Flächenländern und im Saarland die Zahl der Erwerbspersonen zurückgeht. Bei der Entwicklung der Erwerbstätigen wird eine enge Verknüpfung mit dem Arbeitskräfteangebot deutlich. So wirkt insbesondere im Osten der Rückgang des Arbeitskräfteangebotes beschränkend auf die Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen. In Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Berlin und Hamburg nimmt die Nachfrage nach Erwerbstätigen bis zum Jahr 2035 hingegen zu.
Der Wandel der Branchenstruktur zeigt sich vor allem durch den Rückgang des Produzierenden Gewerbes in allen Bundesländern und den Beschäftigtenaufwuchs im Gesundheits- und Sozialwesen. Außer in Berlin sind die besonders starken Anteilsverluste des Produzierenden Gewerbes im Osten durch starke Schrumpfungen des Baugewerbes gekennzeichnet, die durch die im Osten zurückgehende Bevölkerungszahl geprägt sind.
Die Verknappung des Arbeitskräfteangebotes führt in den östlichen Bundesländern (außer Berlin) sowie in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland zu einem Rückgang der Erwerbslosenquote. Zurückgehende Erwerbslosenquoten bedeuten jedoch nicht zwangsläufig, dass sich die Arbeitsmarktsituation für alle potenziell Arbeitssuchenden verbessert. Lediglich in den „Gesundheitsberufen“ offenbaren sich, mit Ausnahme Berlins, in allen Bundesländern Fachkräfteengpässe. Besonders deutlich wird dies, wenn die Fachkräftesituation in den östlichen Bundesländern betrachtet wird. Der hohe Anteil an beruflich Qualifizierten in diesen Bundesländern führt aus Arbeitgebersicht zu einer entspannteren Rekrutierungssituation als im Bundesdurchschnitt, weil die Nachfrage nach den dazu entsprechenden Berufshauptgruppen zurückgeht.
Die QuBe-Basisprojektion verfolgt ein empiriebasiertes Konzept: Es werden nur bislang nachweisbare Verhaltensweisen in die Zukunft projiziert. In der Vergangenheit nicht feststellbare Verhaltensänderungen sind somit nicht Teil der Basisprojektion. Die mit den Projektionen verbundenen Unwägbarkeiten erfordern eine kontinuierliche Neubewertung der Rahmenbedingungen und ihrer Wirkungen auf die Projektionsergebnisse.
Die Daten, Methoden und Ergebnisse der QuBe-Basisprojektion nach Bundesländern sind im Detail im IAB-Forschungsbericht 1|2020 beschrieben.
Die Entwicklung von Arbeitsangebot und -nachfrage kann für die QuBe-Basisprojektion kostenlos heruntergeladen werden:
Qube_Welle5_Basis_Bundeslaender.xlsx
Eine Ergebnisbeschreibung für jedes Bundesland findet sich im IAB-Forschungsbericht 2|2020. Die darin enthaltenen Bundesland-Dossiers können auch für jedes Bundesland separat heruntergeladen werden.