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Zeitreise – 90er-Jahre: Das BIBB und die Herausforderungen der Wiedervereinigung

Gründung

Gründung

Vom Lehrling zum Auszubildenden – Mit dem Berufsbildungsgesetz wurden einheitliche Ausbildungsstandards und das Bundesinstitut für Berufsbildungsforschung (BBF) geschaffen.

70er-Jahre

70er-Jahre

Berufsbildungsforschung, Programme und Ausbildungsstandards – Die Umwandlung vom BBF zum Bundesinstitut für Berufsbildung brachte neue Aufgaben und Kompetenzen.

80er-Jahre

80er-Jahre

Von der Lehrstellenkrise bis zur Wiedervereinigung - Für das BIBB: zunehmende internationale Anerkennung und Vernetzung bei gleichzeitigem Kampf um seinen Fortbestand.

90er-Jahre

90er-Jahre

Wie vereint man zwei Berufsbildungssysteme und Berufsbildungsinstitute? Darüber hinaus standen die Neuordnung der Forschung sowie der Umzug des BIBB an.

00er-Jahre

00er-Jahre

Mit Aufbruchsstimmung ins neue Jahrtausend – Dank zahlreicher neuer Programme wuchs das BIBB weiter. Wegweisend waren auch die schwierige Ausbildungsplatzsituation und die erneute Evaluation der Forschungsarbeit.

10er-Jahre

10er-Jahre

Digitalisierung prägt die 10er-Jahre wie kein anderes Thema. Die großen bundespolitischen Themen Flucht und Migration und Nachhaltigkeit prägen ebenfalls die Arbeit des BIBB vor allem auch international.

Die drei großen Themen der 90er-Jahre

 Jürgen Rüttgers (Bundesbildungsminister) im Gespräch mit Helmut Pütz und Hermann Schmidt.

Das Zusammenwachsen der beiden deutschen Berufsbildungssysteme sowie die Zusammenführung des Zentralinstituts für Berufsbildung (ZIB) der ehemaligen DDR mit dem BIBB, stellte die deutsche Berufsbildung in dieser Zeit vor große Herausforderungen.

 Jürgen Rüttgers (Bundesbildungsminister) im Gespräch mit Helmut Pütz und Hermann Schmidt

1998 erfolgte ein Wechsel an der Institutsspitze. Auf den langjährigen Präsidenten, Prof. Dr. Hermann Schmidt, folgte sein bisheriger Stellvertreter, Prof. Dr. Helmut Pütz. Zum Stellvertreter und Leiter des Forschungsbereichs wurde der aus dem BMBF kommende Walter Brosi ernannt. Im Jahr 1999 erfolgte dann der Umzug des BIBB von Berlin nach Bonn.

Die Ereignisse und Entwicklungen im Forschungsbereich des BIBB in den 90er-Jahren waren vor allem zurückzuführen auf die kritische Evaluation durch die "Albach-Kommission" von 1987. Dort hieß es, die Forschungsarbeit sei nicht effizient und wissenschaftlich genug. Dies löste heftige Diskussionen aus.

Die Wiedervereinigung in der Berufsbildung

Mit der Wiedervereinigung gab es in Deutschland zwei Berufsbildungssysteme sowie zwei Berufsbildungsinstitute, die zusammenzuführen waren. Man entschied sich dafür, das westdeutsche Modell in der ehemaligen DDR komplett einzuführen. Das bedeutete, dass beispielsweise die Facharbeiterausbildung mit Abitur nicht weitergeführt wurde und zahlreiche Weiterbildungsakademien aufgelöst wurden. Aus heutiger Sicht kann man festhalten, dass manche Ansätze des ostdeutschen Systems, die aus Kostengründen abgeschafft wurden, es wert gewesen wären, fortgeführt zu werden. 
Mit der Auflösung des ZIB wechselte ein kleiner Teil der Belegschaft (30 von 130) in das Bundesinstitut für Berufsbildung. Die Expertise der ostdeutschen Mitarbeiter/innen war für die Einführung des westdeutschen Modells in den neuen Bundesländern von großer Bedeutung. Darüber hinaus brachten sie ihre Kontakte zu anderen Ländern Osteuropas mit ins BIBB und halfen so, die internationale Ausrichtung des Instituts nach Osten zu intensivieren.

Prof. Dr. Rudolph, Direktor des Zentralinstituts für Berufsbildung (ZIB) auf einer BIBB-Tagung im Jahr 1990

Erste Aufgaben als Projektträger

1993: Das BIBB wird mit dem TRANSFORM-Projekt zur „Förderung der beruflichen Bildung in Mittel- und Osteuropa“ beauftragt.

1995: Das BIBB übernimmt in Teilen die Umsetzung des EU-Berufsbildungsprogramms Leonardo.

1996: Gründung von „Innovative Berufsbildung e.V.“ gemeinsam vom W. Bertelsmann Verlag (heute wbv media) und dem BIBB. Dieser verleiht bis heute jährlich den Hermann-Schmidt-Preis für innovative Leistungen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung.

1998: PT IAW „Innovationen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung“ wird ein Programm im BIBB.

Die Neuaufstellung der Forschung im BIBB

Die 90er-Jahre im BIBB waren geprägt vom Umbau und der Neuausrichtung der Forschungstätigkeiten. Die Forschungsschwerpunkte der 80er-Jahre hatten sich in der Praxis nicht bewährt. Daher fokussierte sich das BIBB 1994 mit dem "Mittelfristigen Forschungskonzept" und 1996 auf drei "Forschungsprioritäten":
 
 - Mobilitätspfade und berufliche Karrierewege für beruflich Qualifizierte
 - Neue Berufe – neue Beschäftigungsfelder
 - Individualisierung und Differenzierung beruflicher Bildungsgänge

Im September 1995 feierte das BIBB sein 25jähriges Bestehen unter dem Motto "Forschung im Dienst von Praxis und Politik". Die neu entwickelten Prioritäten der Berufsbildungsforschung wurden bei diesem Anlass erstmals der Fachöffentlichkeit vorgestellt. 1996 erschien die dazugehörige Dokumentation mit dem Titel „Forschung im Dienst von Praxis und Politik“. Darin stellten Dr. Laszlo Alex, Abteilungsleiter im BIBB, und Prof. Helmut Pütz die neu entwickelte Prioritätensetzung des Instituts für seine Berufsbildungsforschung vor. Neu war das Ziel, Berufsbildungsprojektionen zu entwickeln, „Planungsforschung“ zu betreiben und die „Modellversuche“ besser für Forschung zu nutzen.
 
Wichtige Forschungsaktivitäten des BIBB in den 90er-Jahren waren die Forschungsarbeiten im Kontext der Wiedervereinigung, wie z.B. die Evaluation von Förderprogrammen, Untersuchungen zur Zukunft der dualen Ausbildung, Untersuchungen zur Zusammenarbeit der Lernorte sowie die Modellversuchsreihe "Dezentrales Lernen".

Die intensiven Diskussionen im Bereich der Berufsbildungsforschung in den späten 80ern führten zu Beginn der 90er Jahre zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz (AG BFN), einer Plattform für den interdisziplinären Austausch sowie für den Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Bildungspraxis. Am 7. Juni 1991 wurde die AG BFN in Nürnberg von der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften (DGfE), dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und dem BIBB gegründet. Hinzu kamen später auch Vertreterinnen und Vertreter von Landesinstituten und von Forschungsinstituten in privater und öffentlicher Trägerschaft. Zentrale gemeinsame Themen wurden vor allem die gegenseitige Information über Forschungsprojekte sowie der gemeinsame Aufbau der Literaturdatenbank Berufliche Bildung (unter Mitarbeit des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE)), die aus der Berufsbildungsforschung nicht mehr wegzudenken ist. Heute fokussiert sich die AG BFN auf den Austausch von Forschungsergebnissen, die Identifizierung von relevanten Forschungsfeldern und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Altes BIBB Gebäude.

Die Neuorganisation des BIBB

Unmittelbar vor dem Umzug von Berlin nach Bonn erfuhr das BIBB eine Umorganisation, die mit neuen Aufgabenzuweisungen einherging. Mit der im April des Jahres 1999 erfolgten Neuorientierung sollte sich das BIBB auf "innovative Kernaufgaben" fokussieren. Dies bedeutete in der Umsetzung die Errichtung eines neuen Arbeitsbereiches "Früherkennung neue Beschäftigungsfelder", die Gründung einer Task Force berufliche Bildung zur Beratung der Bundesregierung und der Berufsbildungspraxis, die Zusammenfassung der sozialwissenschaftlichen Grundlagenforschung mit der Berufsbildungsökonomie und der Lernortforschung, die Zusammenfassung der Lehr- und Lernprozesse in Aus- und Weiterbildung und die Bündelung der Arbeiten für die Regelung der betrieblichen Aus- und Weiterbildung sowie die Bündelung der internationalen Aktivitäten in einer Abteilung.