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Welche Rolle spielt der Beruf beim Zugang zu Homeoffice?

03.06.2020

Die Corona-Pandemie verleiht dem Thema Homeoffice aktuell ein ungeahntes Ausmaß an Aufmerksamkeit und Relevanz. Doch auch bereits vor dem Ausbruch der Pandemie rückten Möglichkeiten des Arbeitens außerhalb des „traditionellen“ Büros und dafür am „heimischen“ Arbeitsplatz zunehmend in den Fokus gesellschaftspolitischer Diskussionen. Während im Jahr 2018 etwa 28 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland auch tatsächlich von zuhause aus arbeiteten, wäre es immerhin bei 57 Prozent zumindest theoretisch möglich gewesen, ihre Arbeit auch im Homeoffice auszuüben. Inwiefern der Beruf und einzelne berufliche Aufgaben für den Zugang zum Homeoffice verantwortlich sind, zeigt Alexandra Mergener in ihrer Studie auf Basis der Daten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018.

Die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung und standortunabhängigen Kommunikation mittels mobiler Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) oder Data Clouds erleichtern den mobilen Zugriff auf relevante Arbeitsinhalte sowie den Kontakt unter Beschäftigten. Dies lässt eine räumliche Flexibilität beim Verrichten der Arbeit zu, die sich auch in der zunehmenden Bedeutung von Homeoffice in der Arbeitswelt zeigt. Nicht zuletzt die aufgrund der Corona-Pandemie getroffenen Maßnahmen zur Kontaktreduktion und Minimierung von Ansteckungsrisiken rücken das Thema Homeoffice aktuell in den Fokus. Bereits vor der Pandemie forderte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) bereits die gesetzliche Verankerung eines Rechts auf Homeoffice für alle Beschäftigten.

Doch wie hoch ist eigentlich der Anteil an Beschäftigten mit Homeoffice-Möglichkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt? Und inwiefern bedingt der Beruf den Zugang zum Homeoffice? Diesen Fragen geht Alexandra Mergener auf Grundlage aktueller und repräsentativer Daten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 nach. Ihre Studie wurde im Sonderheft zu „Berufe und soziale Ungleichheit“ der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie veröffentlicht. Sie zeigt, dass 57 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland einen Zugang zum Homeoffice haben, das heißt, ihre Arbeit lässt es (mindestens theoretisch) zu, dass sie auch von zu Hause aus verrichtet werden kann. 28 Prozent arbeiten hingegen, zumindest zeitweise, von zu Hause aus. Die Zahlen verdeutlichen, dass das Potential zur Arbeit im Homeoffice nicht ausgeschöpft ist, denn die theoretischen Möglichkeiten übersteigen die tatsächliche Nutzung.

Darüber hinaus sind die Chancen auf einen Homeofficezugang unter Beschäftigten ungleich verteilt. Bei der Erklärung dieser Chancenungleichheit kommt der Ebene des ausgeübten Berufs bzw. noch stärker der einzelnen auszuführenden beruflichen Aufgaben eine eigenständige Rolle zu. Beschäftigte, zu deren Arbeitsalltag überwiegend das Ausüben manueller Tätigkeiten gehört, gerade solche, die an Geräte, Maschinen oder Transportmittel gebunden sind, haben nur eine geringe Chance, auch von zu Hause aus arbeiten zu können. Dies sind z. B. Bauberufe oder Berufe in der Reinigung, Pflege und Fahrzeugführung mit Aufgaben wie „Überwachen, Steuern von Maschinen und Anlagen“, „Reparieren, Instandsetzen“, „Transportieren, Lagern, Versenden“, „Pflegen, Betreuen, Heilen“ oder „Reinigen, Abfall beseitigen, Recyceln“. Dagegen steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Homeofficezugang signifikant für Beschäftigte, die in ihrem Beruf häufig kognitive, d. h. analytische und interaktive Tätigkeiten ausüben. Das sind u. a. Berufe in der Informatik, im Marketing und in der Werbung oder auch Finanzdienstleistung. Dabei erhöhen insbesondere Aufgaben, die an digitale IKT gekoppelt sind – wie die „Nutzung des Internets oder das Bearbeiten von E-Mails“ oder „Informationen sammeln, Recherchieren, Dokumentieren“, aber auch „Entwickeln und Forschen“, „Werben, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, PR“ oder „Beraten und Informieren“ – die Chance auf das Arbeiten im Homeoffice in bedeutendem Ausmaß. Zusätzlich hängt der Einfluss einzelner beruflicher Aufgaben auf den Homeofficezugang auch signifikant von der Betriebsgröße ab.