Betriebliche Ausbildungsstrategie beeinflusst Karrierechancen
Was führt eher zum Ziel: Aufstiegsfortbildung oder Bachelorabschluss?
Weniger die konkrete fachliche Tätigkeit oder Branchenzugehörigkeit, sondern vielmehr die betriebliche Ausbildungsstrategie bestimmt die Karrierechancen in einem Betrieb. Dies zeigen die Ergebnisse des BIBB-Forschungsprojekts „Bachelorabschlüsse in Konkurrenz zu Berufs- und Fortbildungsabschlüssen?“.
Konkurrieren Personen mit einer beruflichen Aufstiegsfortbildung oder einem Bachelorabschluss um die Besetzung einer Führungsposition im Betrieb, so ist entscheidend, ob der Betrieb eine eigene Ausbildungsstrategie hat. Denn die jeweilige Präferenz des Betriebes für die eine oder die andere Person wird weniger durch die konkrete fachliche Tätigkeit oder die Branchenzugehörigkeit, sondern vielmehr durch seine betriebliche Ausbildungsstrategie bestimmt. Dies ist ein Ergebnis eines aktuellen Forschungsprojekts des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) mit dem Titel „Bachelorabschlüsse in Konkurrenz zu Berufs- und Fortbildungsabschlüssen?“.
Das bedeutet, Personen mit einer beruflichen Aufstiegsfortbildung – also einer Qualifikation zum/zur Meister/-in, zum/zur Fachwirt/-in oder zum/zur Techniker/-in – werden dann für eine Führungs- oder Projektleitungsposition bevorzugt, wenn der Betrieb ausschließlich berufliche Aufstiegsfortbildungen fördert. Bildet der Betrieb jedoch auch Fachkräfte als Bachelor im dualen Studium aus oder fördert er weder ein Studium noch eine berufliche Weiterbildung, so zeigen sich laut BIBB-Untersuchung bei der Personalentscheidung keine Präferenzen für einen bestimmten Abschluss. Untersucht man die Einstellungspräferenzen nach Berufen genauer, verstärkt sich der Effekt der Ausbildungsstrategie: In der Tendenz bevorzugen Betriebe, die ein Studium, zum Beispiel durch Freistellung oder Kostenübernahme, fördern, eher Personen mit akademischen Qualifikationen für die Besetzung verantwortungsvollerer fachlicher Positionen.
Die Forschungsergebnisse des BIBB legen nahe, dass die Ausbildungsstrategie eines Unternehmens mit seinen betrieblichen Hierarchiestufen zusammenhängt. Denn wenn ein Betrieb sowohl den beruflichen als auch den akademischen Bildungsweg fördert, muss er für beide Varianten auch entsprechende Karrieremöglichkeiten bieten. Die geringere Zahl von Führungs- und Leitungspositionen könnte daher ein zentraler Grund sein, warum gerade kleinere Betriebe nicht auf den akademischen Bildungsweg setzen. Hinzu kommt, dass die Etablierung und Durchführung von dualen Studiengängen unter Umständen mit einem hohen Koordinations- und Betreuungsaufwand einhergeht, der von kleineren Betrieben häufig nicht geleistet werden kann.
Das BIBB-Forschungsprojekt „Bachelorabschlüsse in Konkurrenz zu Berufs- und Fortbildungsabschlüssen?“ analysierte betriebliche Einstellungspräferenzen. In zwei Betriebsbefragungen wurden Personalentscheiderinnen und -entscheidern aus mehr als 1.000 Betrieben jeweils Beschreibungen möglicher Rekrutierungswege vorgelegt. Der Abschlussbericht ist über die Projektdatenbank des BIBB abrufbar.