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Kleinstbetriebe brauchen mehr Unterstützung bei der Ausbildung

19.08.2020

Sinkende Ausbildungszahlen und unbesetzte Ausbildungsplätze bei Kleinstbetrieben zeichneten sich bereits vor der Corona-Krise ab. Eine gemeinsame Studie des BIBB und der Bertelsmann Stiftung erforscht Ursachen und präsentiert mögliche Lösungen zur Stärkung des Ausbildungssystems.

Bereits vor der Corona-Krise sank die Zahl der Auszubildenden in Deutschland. Insbesondere Kleinst- und Kleinbetriebe kämpfen mit Rekrutierungsschwierigkeiten und ziehen sich zunehmend aus der Ausbildung zurück. Eine gemeinsame Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Bertelsmann Stiftung untersucht die Gründe für den besonders bei Kleinstbetrieben beobachteten Rückgang von Ausbildungsverhältnissen. Gefragt wurde, aus welchen Gründen Betriebe ihre Ausbildungsbeteiligung reduzieren und welche Unterstützungsmaßnahmen von Bund und Ländern in der dualen Ausbildung von Betrieben genutzt werden.

Die Befragung ergab, dass sich die Mehrheit der Betriebe mehr Unterstützungsmaßnahmen bei der Bewerbersuche und Ausbildung wünscht, bestehende Angebote dieser Art aber oftmals nicht bekannt sind. Mit Blick auf den drohenden Fachkräftemangel und die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise betont Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, Präsident des BIBB, dass es unabdingbar ist, Betriebe bei der Ausbildung zu unterstützen: „Es gibt für ausbildende Betriebe vielfältige Unterstützungsangebote, die sich in der Vergangenheit bewährt haben. Wir müssen diese Angebote aber noch besser bekannt machen und deutlich mehr Betriebe für die Nutzung gewinnen. Die Corona-Krise zeigt uns, dass wir mit unseren Maßnahmen die Unternehmen noch besser unterstützen müssen.“

Die Studie basiert auf den Ergebnissen einer repräsentativen Sonderbefragung von mehr als 4.000 Betrieben zur Ausbildungsbeteiligung, die 2019 im Rahmen des BIBB-Betriebspanels zur Qualifizierung und Kompetenzentwicklung durchgeführt wurde. Das Fragemodul wurde vom BIBB und der Bertelsmann Stiftung gemeinsam entwickelt und ausgewertet. Die Ergebnisse liefern einen wichtigen Beitrag zur Debatte über die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen in Deutschland.

Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze

Ausbildungsrückgang bei Kleinst- und Kleinbetrieben am höchsten

29 Prozent der Kleinst- (1-9 Beschäftigte) und Kleinbetriebe (10-19 Beschäftigte) bildeten in den letzten Jahren weniger oder gar nicht mehr aus. Bei den Mittelbetrieben (20-199 Beschäftigte) waren es 23 Prozent und bei den Großbetrieben (≥ 200 Beschäftigte) 24 Prozent.

 

Betriebe begründen Ausbildungsrückgang vor allem mit Rekrutierungsschwierigkeiten, Kleinstbetriebe zudem mit steigenden Kosten für Ausbildung

Betriebe, die weniger oder gar nicht mehr ausbildeten, geben zu 49 Prozent als Grund an, dass ihnen die Bewerber/-innen nicht geeignet erscheinen. 42 Prozent geben an, dass sie weniger oder keine Bewerbungen mehr erhalten. Kleinstbetriebe geben zudem deutlich häufiger kostenrelevante Gründe für ihre rückläufige Ausbildungsbeteiligung an.

 

Mehr unbesetzte Ausbildungsplätze in Kleinstbetrieben

59 Prozent der Kleinstbetriebe mit Ausbildungsstellenangebot 2018/19 berichten, dass sie nicht alle angebotenen Stellen besetzen konnten. Bei Klein- und Mittelbetrieben sind es 37 Prozent und bei Großbetrieben 27 Prozent. Da Kleinstbetriebe durchschnittlich nur eine oder zwei Ausbildungsstellen anbieten, führen Stellenbesetzungsprobleme bei diesen Betrieben häufig dazu, dass sie sich ungewollt gar nicht mehr an der Ausbildung beteiligen.

 

Fast jeder dritte Betrieb hatte vor der Corona-Pandemie den Wunsch, künftig mehr oder erstmalig auszubilden

31 Prozent aller Betriebe geben im Jahr 2019 an, künftig mehr ausbilden oder erstmalig ausbilden zu wollen. Größere Betriebe und Betriebe, die bereits ausgebildet haben, äußern diese Absicht häufiger.

 

Betriebe wünschen sich vor allem Unterstützung bei der Bewerbersuche, bei der Vermittlung von betrieblichen und berufsschulischen Inhalten sowie durch reduzierte Ausbildungskosten

Viele Betriebe äußern Unterstützungsbedarf bei der Ausbildung: 63 Prozent bei der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern, 48 Prozent bei der Vermittlung von Ausbildungsinhalten, 47 Prozent mittels Nachhilfe zu Berufsschulinhalten und ebenfalls 47 Prozent durch die Reduzierung der Ausbildungskosten. Unterstützungsbedarf äußern häufiger Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe sowie Betriebe, die künftig (mehr) ausbilden wollen.

 

Jeder dritte Ausbildungsbetrieb nutzt mindestens eine Unterstützungsmaßnahme

Am häufigsten nutzen Ausbildungsbetriebe ausbildungsbegleitende Hilfen, Einstiegsqualifizierung und Verbundausbildung (jeweils zwischen 14 und 16 %). Die Nutzungshäufigkeit steigt mit der Betriebsgröße. Die erst vor einigen Jahren eingeführten Maßnahmen Assistierte Ausbildung und externe Beratung zu allen Ausbildungsfragen, wie bspw. das Externe Ausbildungsmanagement EXAM, nutzen nur sieben bzw. acht Prozent aller Ausbildungsbetriebe. Bei diesen Maßnahmen unterscheidet sich die Nutzungshäufigkeit nicht entsprechend der Betriebsgröße.

 

Mehrheit der Betriebe kennt die existierenden Unterstützungsangebote nicht

71 Prozent der Ausbildungsbetriebe und ausbildungsinteressierten Nichtausbildungsbetriebe geben an, die Assistierte Ausbildung nicht zu kennen. Externe Beratungsangebote wie EXAM kennen 65 Prozent nicht. Ausbildungsbegleitende Hilfen und Einstiegsqualifizierung kennen 54 Prozent nicht. Die Verbundausbildung ist 45 Prozent dieser Betriebe nicht bekannt. Die Bekanntheit der Maßnahmen steigt mit der Betriebsgröße und liegt höher, wenn Betriebe bereits ausbilden oder früher ausgebildet haben.

 

Tatsächlich genutzte Unterstützungsmaßnahmen werden insgesamt positiv bewertet

Von den Betrieben, die mindestens eine Unterstützungsmaßnahme genutzt haben, würden 84 Prozent diese Maßnahmen weiterempfehlen. Die Zufriedenheit mit den genutzten Maßnahmen steigt mit der Betriebsgröße von 82 Prozent bei Kleinstbetrieben bis auf 97 Prozent bei Großbetrieben.