Welche Auswirkungen haben die Ergebnisse des Zensus 2011 auf das zukünftige Angebot an Arbeitskräften?
11.05.2015
Im Juni 2013 veröffentlichte das Statistische Bundesamt die Ergebnisse des Zensus des Jahres 2011. Hierbei wurde bekannt, dass die Bevölkerung Deutschlands im Mai 2011 etwa 80,2 Mio. Personen betrug - dies sind etwa 1,5 Mio. Personen weniger als bisher angenommen. Da bislang die BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen mit den höheren Bevölkerungszahlen arbeiteten, soll im Folgenden kurz auf die möglichen Abweichungen hingewiesen werden.
Abbildung 1: Ergebnisse des Zensus - absolut, Angaben in Tsd.
Quelle: www.zensus2011.de, eigene Berechnungen des BIBB
Bei einer detaillierten Betrachtung ergeben sich zwischen den bisherigen und den aktuellen Eckwerten des Zensus 2011 jedoch sowohl nach Region als auch zwischen den Altersgruppen Verschiebungen. Absolut sind die Veränderungen für die bevölkerungsreichen Bundesländer besonders groß. Eine Betrachtung der relativen Abweichungen zwischen Fortschreibung und Zensus liefert jedoch eine aussagekräftigere Betrachtung der Korrekturen des Bevölkerungsstands:
Abbildung 2: Ergebnisse des Zensus - in Anteilen
Quelle: www.zensus2011.de, eigene Berechnungen des BIBB
Auffällig ist, dass die Überschätzung der Bevölkerung in den Stadtstaaten besonders ausgeprägt war. In Berlin beträgt die Bevölkerung nur 94,8 Prozent der bisher angenommenen Zahl - in Hamburg sind es 95,4 Prozent. Dagegen lag die Bevölkerungszahl gemäß dem Zensus in Rheinland-Pfalz exakt auf dem bisher angenommenen Niveau. Für einzelne Altersgruppen lag in diesem Bundesland die tatsächliche Zahl der Bewohner und Bewohnerinnen sogar oberhalb des Zensus.
Generell ergeben sich deutliche Unterschiede im Grad der Erfassung zwischen den Altersgruppen. Für die Gruppe der älteren, vor 1947 geborenen Personen, ergibt sich eine Untererfassung in Höhe von rund 1,9 Prozentpunkten. Bei jenen, die zwischen 1947 und 1961 geboren wurden, ist diese Zahl um rund 0,3 Prozentpunkte geringer. Im mittleren Altersbereich - bei den Geburtsjahrgängen von 1962 bis 1981 - ist die bisherige Übererfassung am deutlichsten ausgeprägt. Nur 97,6 Prozent der bisher angenommenen Personenzahl lebte im Jahr 2011 in Deutschland. In einzelnen Regionen, insbesondere Hamburg und Berlin, war die Übererfassung noch deutlicher ausgeprägt. Sie betrug hier beinahe acht Prozent. Bei den zwischen 1982 und 1993 Geborenen war die Bevölkerungszahl wiederum um etwa 2,1 Prozent geringer als bisher angenommen. Die jüngste Gruppe war dagegen beinahe vollständig erfasst.
Insgesamt ist das Ausmaß der bisherigen Übererfassung noch als eher gering anzusehen, jedoch ist es im Hinblick auf Projektionen, insbesondere des Arbeitskräfteangebotes, bedeutsam, dass der mittlere Altersbereich - also jene Personen, die auch die höchsten Erwerbsquoten aufweisen - bisher am stärksten untererfasst war. An dieser Stelle wird eine Anpassung der Projektionen an die Bevölkerungseckwerte notwendig sein, um den neuen Erkenntnissen aus dem Zensus Rechnung zu tragen.
Zukünftiges Angebot an Arbeitskräften
Welche Auswirkungen die Ergebnisse des Mikrozensus auf das zukünftige Angebot an Erwerbspersonen haben, lässt sich derzeit nicht abschließend feststellen, da die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) die Grundlage für die Berechnungen des QuBe-Projekts ist. Es müssen zunächst Ergebnisse der VGR auf Basis des Zensus 2011 abgewartet werden. Allerdings lässt sich bereits jetzt auf der Grundlage einer Gegenüberstellung der Ergebnisse des Zensus 2011 und des Mikrozensus 2011 erkennen, dass die Diskrepanz zwischen den bisherigen Berechnungen zum Angebot an Erwerbspersonen weitaus geringer ausfallen dürfte als dies bei der Bevölkerung (s.o.) der Fall ist. Nach den Ergebnissen des Zensus 2011 standen dem Arbeitsmarkt im Jahr 2011 rund 250 Tsd. weniger Erwerbspersonen zur Verfügung (-0,6 %). Die Anzahl der Erwerbstätigen dürfte hingegen mit rund 120 Tsd. Personen geringfügig über dem bisher bekannten Niveau liegen (+0,3 %). Auf Grundlage dieser Erkenntnisse ist gegenwärtig nicht von einem gravierenden Einfluss der Ergebnisse des Zensus 2011 auf die bisherigen Berechnungen auszugehen.