Betriebliche Qualifizierungs- und Rekrutierungsentscheidungen - Eine Analyse von Einflussfaktoren der Arbeitsorganisation
Luisa Minßen
Aufgrund des technologischen, wirtschaftlichen und institutionellen Wandels müssen Betriebe ihre Arbeitsorganisation anpassen. Bedingt durch die veränderte Arbeitsorganisation haben sich in den letzten Jahren die Passungsprobleme zwischen dem Qualifikationsbedarf von Betrieben und den Kenntnissen und Fähigkeiten, die Absolventen beruflicher Bildungsgänge erlernen, verschärft. Um den Bedarf an Fachkräften zu decken, müssen Betriebe häufig einen Kompromiss zwischen Investitionen in die eigene Ausbildungsleistung und der Einstellung von (qualifizierten) Arbeitskräften vom Arbeitsmarkt eingehen. Betriebe treffen ihre Entscheidungen, indem sie Nutzen und Risiken jeder Option bewerten, die sie zur Deckung ihres Qualifikationsbedarfs haben. In vielen Fällen wägen Betriebe die Kosten für Aus- und Weiterbildung und die Kosten für externe Rekrutierung ab und stehen daher vor einer Qualifizierungs- und Rekrutierungsentscheidung, also einer „Make-or-Buy“-Entscheidung.
Das Promotionsprojekt untersucht eben diese Entscheidungen unter der Berücksichtigung verschiedener arbeitsorganisatorischer Unterschiede. Ein Beispiel für den Wandel der Arbeitsorganisation ist die Innovationstätigkeit von Firmen. Innovationen stehen nicht nur für Fortschritt, sondern auch für Veränderungen in der Arbeit von Fachkräften. Oft hängt die Rentabilität einer Innovation von der Anpassungsfähigkeit von Fachkräften ab. Firmen dessen Fachkräfte sich schneller an die neue Arbeitsorganisation anpassen, können die Innovation schneller umsetzen. Die Art und Weise wie Menschen auf Veränderung reagieren, ist (unter anderem) abhängig von Ihrer Persönlichkeit. Es stellt sich daher die Frage, ob innovative Firmen sich der Bedeutung der Persönlichkeit Ihrer Fachkräfte bewusst sind und entsprechend rekrutieren.
Eine Umgestaltung der Arbeitsorganisation stellt neue Anforderungen an die Kompetenzen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und beeinflusst somit die Qualifizierungs- und Rekrutierungsentscheidung von Betrieben. Um einer weiteren Verschärfung des Passungsproblems zwischen dem Qualifikationsbedarf und Qualifikationsangebot des Arbeitsmarktes entgegenzuwirken, muss dieser Wandel bzw. dessen Einflüsse auf betriebliche Entscheidungen untersucht werden. So stellt sich die Forschungsfrage wie folgt: Wie wirkt sich der rasche technologische, wirtschaftliche und institutionelle Wandel auf die Arbeitsorganisation aus und damit auf die Qualifizierungs- und Rekrutierungsentscheidung der Betriebe?
Die unterschiedlichen Teilstudien dieser kumulativen Dissertation basieren auf quantitativen Analysen von Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (Kosten-und-Nutzen-Erhebung 2017/2018, Qualifizierungspanel 2021).