Betriebliche Qualifikationsnachfrage und Qualifizierung im Kontext institutioneller Rahmenbedingungen und technologischer Entwicklungen
Kathrin Weis
Das vorliegende Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Nachfrage nach Qualifikationen und verschiedenen betrieblichen Strategien zur Deckung des Qualifikationsbedarfs. Dabei wird in den einzelnen Teilfragestellungen der Fokus auf verschiedene Faktoren gelegt: auf die Einführung neuer Technologien und auf die betriebliche Mitbestimmung als Faktor der institutionellen Rahmenbedingungen.
Wie verändert sich die Qualifikationsnachfrage nach der Einführung von Technologien unter Berücksichtigung von begleitenden Organisationsinnovationen?
Mit Daten des IAB-Betriebspanels und des Betriebshistorik-Panels (1998-2016) werden verschiedene Fluktuationsraten und die betriebliche Qualifikationsstruktur analysiert. Hierbei werden Beschäftigte in – nach der Berufsklassifikation von Blossfeld – einfachen, qualifizierten und hochqualifizierten Berufen unterschieden. Die Analyse zeigt u.a., dass die Einführung neuer Technologien mit niedrigerer Nachfrage nach Beschäftigten mit qualifizierten Berufen und höherer Nachfrage nach Beschäftigten in hochqualifizierten Berufen einhergeht.
Welchen Einfluss nehmen Betriebsräte auf die betriebliche Förderung von kursförmigen Weiterbildungen? Und wie unterscheidet sich diese Einflussnahme nach der Intensität der betrieblichen Technologienutzung?
Mit Daten des BIBB-Betriebspanels zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung (2019) wird für verschiedene Qualifikationsgruppen analysiert, ob und welcher Anteil der Beschäftigten weitergebildet wird. Die Ergebnisse zeigen, dass Betriebsräte den Anteil der Beschäftigten steigern, die an kursförmiger Weiterbildung teilnehmen. Dies gilt insbesondere für Beschäftigte mit einfachen Tätigkeiten und vor allem nur für Betriebe, die im Vergleich zum Durchschnitt der betreffenden Branche, weniger Technologien nutzen. In Betrieben, die mehr Technologien nutzen, als der betreffende Branchendurchschnitt, wird insgesamt mehr in kursförmige Weiterbildung investiert – unabhängig vom Betriebsrat.
Welche Rolle spielt die Heterogenität von Betriebsräten für die Förderung von Aus- und Weiterbildung? Welchen Unterschied macht beispielsweise die explizite Beteiligung eines Betriebsrates an verschiedenen Aus- und Weiterbildungsentscheidungen oder die thematisch breite Aufstellung von Betriebsräten?
Die Analyse verschiedener Weiterbildungsindikatoren für unterschiedliche Weiterbildungsformen und nach Beschäftigtengruppen mit Daten des BIBB-Betriebspanels zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung (2015) zeigt zum Beispiel, dass die explizite Beteiligung eines Betriebsrates an Weiterbildungsentscheidungen sowie die thematisch breite Aufstellung von Betriebsräten jeweils mit einem höheren Anteil der Beschäftigten einhergehen, die an kursförmigen Weiterbildungen teilnehmen. Für die Weiterbildungschancen von Beschäftigten mit einfachen Tätigkeiten scheint insbesondere der thematisch breiten Aufstellung des Betriebsrates eine große Bedeutung zuzukommen.
Kathrin Weis untersucht darüber hinaus im Rahmen des Projekts „BIBB-Betriebspanel zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung“ u. a. Fragstellungen zu betrieblichen Ausbildungsentscheidungen, z.B. zu Ausbildungschancen ausgewählter Bewerbergruppen wie Geflüchteten und Hauptschulabsolventinnen und -absolventen.
Auszüge aus der Dissertation (in leicht abgewandelter Form) veröffentlicht als
Weis, K. (2022). Betriebsräte und betriebliche Weiterbildung. Zur Relevanz der expliziten Beteiligung des Betriebsrates an Weiterbildungsentscheidungen und der Breite der thematischen Aufstellung des Betriebsrates, in L. Bellmann, H. Ertl, C. Gerhards, & P. Sloane (Hrsg.): Betriebliche Berufsbildungsforschung, Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Beiheft 32, 221-256.
Lammers, A., Lukowski, F., & Weis, K. (2023). The relationship between works councils and firms’ further training provision in times of technological change. British Journal of Industrial Relations, 61(2), 392-424.