Zweiter virtueller BIBB-Workshop Gesundheitsberufe 2021
01.02.2021
Ausgleichsmaßnahmen spielen eine wichtige Rolle für die Anerkennung von im Ausland erlernten Gesundheitsberufen. Wie Daten des Anerkennungsmonitorings zeigen, werden vor allem Kenntnisprüfungen immer häufiger abgelegt. Wie gehen die zuständigen Stellen mit dieser Herausforderung um? Welche Vorbereitungskurse gibt es und reicht das Angebot aus? Diese und weitere Fragen zur Kenntnisprüfung von Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegefachleuten mit ausländischer Berufsqualifikation wurden im zweiten virtuellen BIBB-Gesundheitsworkshop mit den zuständigen Stellen am 22. Januar behandelt.
Wie der erste Workshop im Dezember war auch der am 22. Januar 2021 thematisch fokussiert und wurde als virtuelles Format durchgeführt. In 3,5 Stunden tauschten sich rund 50 Vertreter/-innen von zuständigen Stellen sowie verschiedener Landes- und Bundesministerien über Fragen der Prüfungsorganisation, des Prüfungsangebots und der Vorbereitungsmöglichkeiten aus. Zwei Beiträge stellten vorläufige Ergebnisse von Untersuchungen des BIBB und der IQ Fachstelle Beratung und Qualifizierung vor. Auch ein neues Angebot im Portal „Anerkennung in Deutschland“ wurde vorgestellt. Der Workshop endete mit einer offenen Austauschrunde zu verschiedenen Themen wie Ausgleichsmaßnahmen in der neu geregelten Hebammenausbildung zwischen Vertreter/-innen der zuständigen Stellen und Frau Dörfler von der Gutachtenstelle für Gesundheitsberufe.
Statistik: Trend zu Drittstaatsanträgen und mehr Ausgleichsmaßnahmen
Carolin Böse und Nadja Schmitz vom BIBB-Anerkennungsmonitoring beleuchteten in ihrem Vortrag das Anerkennungsgeschehen im Gesundheitsbereich anhand der Daten der amtlichen Statistik. Der Fokus lag auf den beiden antragsstärksten Berufen: Arzt/Ärztin und Gesundheits- und Krankenpfleger/-in. Demnach machen Anträge zu Qualifikationen, die in Drittstaaten erworben wurden, mittlerweile weit mehr als die Hälfte des Antragsaufkommens aus. In den letzten Jahren zeige sich außerdem, dass auf dem Weg zur vollen Gleichwertigkeit immer häufiger Ausgleichsmaßnahmen absolviert werden müssen, woraus sich neue Fragen für das Thema Qualifizierung im Kontext der Anerkennung ergeben. Zuständige Stellen und Vertreter/-innen aus dem BIBB diskutierten die Ursachen und mögliche Auswirkungen dieser Entwicklungen.
Erfahrungen des IQ-Netzwerks
Laura Roser von der IQ Fachstelle Beratung und Qualifizierung berichtete über die vorläufigen Ergebnisse der Situationsanalyse „Berufliche Anerkennung von Pflegefachkräften mit einer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation“. Die Studie greift auf die Erfahrungen aus dem IQ Netzwerk zurück und identifiziert Stärken und ausbaufähige Aspekte der derzeitigen Strukturen zur Anerkennung in der Pflege. Frau Roser wies auf die Relevanz passender Qualifizierungsangebote und regionaler Vernetzung der involvierten Akteure hin. Informationen – zum Beispiel zur Finanzierung von Kursen und Prüfungen – sind noch nicht überall gleich gut bekannt.
BIBB-Untersuchung: Die Kenntnisprüfung und Vorbereitungskurse für Ärztinnen und Ärzte und in der Pflege
Auch Ulrich Best vom Anerkennungsmonitoring des BIBB stellte vorläufige Ergebnisse einer Untersuchung vor. Der Fokus lag auf der Organisation der Kenntnisprüfungen und Vorbereitungskurse. Die Organisationsabläufe der Kenntnisprüfung in der Pflege erweisen sich in den Bundesländern als sehr unterschiedlich. So ergeben sich aus stärker zentralisierten Rollenverteilungen andere Chancen und good practices als aus stärker dezentralisierten Systemen, ebenso wie verschiedene Herausforderungen. Der Zugang zu einer Kenntnisprüfung kann zum Beispiel in einem Bundesland mit längeren Wartezeiten verbunden sein, während es in einem anderen Bundesland eher schwierig sein kann, als Kursanbieter eine Pflegeschule zu finden, an der eine Prüfung abgenommen werden kann. Zudem wurde darüber diskutiert, welche Vor- bzw. Nachteile die Kenntnisprüfung gegenüber der Absolvierung eines Anpassungslehrgangs in der Pflege hat. Einige zuständige Stellen wiesen darauf hin, dass es hierzu besonderen Beratungsbedarf der Antragstellenden gebe.
Bei den Ärztinnen und Ärzten sind laut der BIBB-Ergebnisse die organisatorischen Abläufe der Kenntnisprüfung in den Bundesländern ähnlicher. Doch sowohl die genaue inhaltliche Ausgestaltung als auch die Dauer der Kursangebote unterscheiden sich zwischen den einzelnen Anbietern. Die Prüfungskapazitäten sind in manchen Bundesländern nicht ausreichend, was zu längeren Wartezeiten führen kann. Um das Angebot zu erhöhen, wurden von den zuständigen Stellen verschiedene Maßnahmen erörtert.
Relaunch des Anerkennungsportals mit Informationen über Beratungsangebote
Im Anschluss stellten Johanna Elsässer und Sven Mückenheim den vollzogenen Relaunch des vom BIBB betriebenen Informationsportals „Anerkennung in Deutschland“ vor. Dieses bietet umfangreiche Informationen sowohl für Antragstellende, als auch für Beraterinnen und Berater sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber an.
Es folgte ein Austausch mit den zuständigen Stellen zu ihrer Rolle bei der Beratung von Anerkennungssuchenden sowie der Darstellungsweise dieser Beratung auf dem Portal.
Fazit: Zusammenarbeit der Akteure wesentlich
Die vorgestellten Ergebnisse und die Diskussionen zeigten, dass die Kenntnisprüfungen in der Humanmedizin und der Krankenpflege auch bei vorhandenen good-practice-Beispielen noch offene Fragen aufweisen. Es bleibt zu beobachten, wie sich eine möglicherweise verstärkte Fachkräftezuwanderung nach Corona beispielsweise auf die Organisation der Kenntnisprüfung und die Belastung der zuständigen Stellen auswirken wird. Beide Studien – die des BIBB und die der IQ Fachstelle – sowie die Publikation zum Statistikbeitrag werden gerade finalisiert und danach veröffentlicht.
Ein weiterer virtueller Workshop ist für den 25. Februar 2021 in Planung und wird sich mit den ersten Erfahrungen der zuständigen Stellen mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das im März 2020 in Kraft getreten ist, beschäftigen.