BP:

Schlagworte A-Z. Bitte wählen Sie einen Anfangsbuchstaben:

 

Geschlechtsspezifische Selektionsmechanismen non-formaler beruflicher Weiterbildung

Marco Seegers

Die Dissertation widmet sich der Frage, wie geschlechtsspezifische Arbeitsteilungsmuster, der Zugang zu Arbeitsmärkten und die Positionierung im Betrieb zur Entstehung von Unterschieden in der Teilnahme an non-formaler beruflicher Weiterbildung von Männern und Frauen beitragen. 

Non-formale berufliche Weiterbildungen, also tendenziell flexible und häufig kursbasierte Lernaktivitäten, gewinnen angesichts gesellschaftlicher Transformationsprozesse wie dem demografischen Wandel, der Digitalisierung und dem Klimawandel zunehmend an Bedeutung, um die Qualifikationen der Beschäftigten und sich verändernde Arbeitsanforderungen in Einklang zu bringen. Der Forschungsstand zu geschlechtsspezifischen Unterschieden im Weiterbildungsverhalten ist jedoch sehr heterogen, was auch auf die Verwendung unterschiedlicher Datenquellen und Operationalisierungen zurückzuführen ist. Unklar ist daher, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede im Weiterbildungsverhalten gibt (d.h. ob es einen sogenannten „gender training gap“ gibt) und wie diese zustande kommen.

Analysen mit den Daten der Erwachsenenkohorte (SC6) des Nationalen Bildungspanels (NEPS) zeigen, dass Frauen trotz häufigerer Teilnahme im Vergleich zu Männern insgesamt kürzer an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen und besonders Frauen mit Sorgeverantwortung in ihrer Teilnahme eingeschränkt sind. Die Ergebnisse stehen im Einklang mit der Literatur zum „motherhood training penalty“. Mit Hilfe von Mediationsanalysen können die zugrundeliegenden Selektionsmechanismen aufgedeckt werden. So führen ungleiche Arbeitsteilungsmuster zu Ungunsten von Frauen zu einem selektiven Zugang zum Arbeitsmarkt und zu einer häufig niedrigeren Positionierung in betrieblichen Hierarchien. Dies erschwert Frauen (insbesondere Müttern) den Zugang zu beruflicher Weiterbildung. Für Männer lassen sich solche Mechanismen nicht nachweisen.

Die Ergebnisse verdeutlichen, wie die geschlechtsspezifische Organisation von Erwerbs- und Sorgearbeit als Ausgangspunkt Ungleichheiten in der beruflichen Weiterbildung begünstigt. Gleichzeitig werden neue Fragen aufgeworfen. So zeigt sich, dass Frauen häufiger in Berufen mit Weiterbildungspflicht arbeiten (z.B. in Gesundheitsberufen), was die höhere Weiterbildungsbeteiligung von Frauen teilweise erklären kann. Inwieweit diese verpflichtenden Maßnahmen auch zu entsprechenden Erträgen, d.h. zu Gehaltssteigerungen oder beruflichen Aufstiegschancen führen, bleibt offen. Zusammengefasst liefern die Ergebnisse Impulse für Politik und Praxis, um gezielt Barrieren für Frauen (mit Sorgeverantwortung) abzubauen und einen gleichberechtigten Zugang zu beruflicher Weiterbildung zu fördern. Die Dissertation richtet sich damit an ein breites Publikum aus Wissenschaft, Politik und Praxis und unterstreicht die Relevanz der Ergebnisse für die Gestaltung zukunftsorientierter und geschlechtssensibler Weiterbildungsstrategien.

Geschlechtsspezifische Selektionsmechanismen non-formaler beruflicher Weiterbildung

Marco Seegers | Verlag Barbara Budrich | 2024