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Forschungsprojekt zur Entwicklung eines E-Learning-Tools mit integriertem elektronischen Ausbildungsnachweis (FEL) für die berufliche Pflegeausbildung

Mit der Entwicklung eines E-Learning-Tools mit integriertem elektronischen Ausbildungsnachweis kommt das Projekt FEL den aktuellen Digitalisierungsanforderungen in der Pflege, insbesondere in Bezug auf die Dokumentation der Ausbildung und die Förderung individueller Lernprozesse, nach.

Laufzeit    

09/2021-08/2024

Verlängerung bis 03/2025

Kurzbeschreibung     Zur Unterstützung einer zeitgemäßen Pflegeausbildung soll in diesem Forschungsprojekt ein speziell für diese Ausbildung konzipiertes E-Learning-Tool mit integriertem digitalen Ausbildungsnachweis entwickelt werden.
Auftragnehmer 

Universität Paderborn

Alexianer GmbH

Ansprechpartner

Prof. Dr. Marc Beutner (marc.beutner@uni-paderborn.de)

Helge Gustke (H.Gustke@alexianer.de)

Rasmus Pechuel (ceo@ingeniousknowledge.com)

 

Hintergrund

Die Bildung sieht sich in der heutigen Zeit den Herausforderungen einer digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt gegenüber, mit der unmittelbare Anforderungen an innovative und digitale Bildungsangebote einhergehen. Diese Entwicklung wird durch den zusätzlichen Digitalisierungsschub, hervorgerufen durch die Covid-19-Pandemie, weiter verstärkt. Auch in der Berufsbildung zeichnen sich dessen Auswirkungen deutlich ab und erfassen auch Bereiche und Berufe, deren Personalstamm in der Regel eine geringere IT-Affinität unterstellt wird. Zu diesen Bereichen gehört auch die Pflege, in der es in den letzten Jahren bereits auf curricularer Ebene zu deutlichen Umwälzungen gekommen ist.

Mit dem Pflegeberufegesetz (PflBG) ist durch die Zusammenführung der drei bisherigen Pflegefachberufe Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege ein neues modernes und generalistisches Berufsbild entstanden. Die damit verbundene innovative generalistische Pflegeausbildung verfolgt das Ziel, Auszubildende zur Pflege von Menschen aller Altersstufen in allen Versorgungsbereichen zu befähigen und Wahlmöglichkeiten in der Ausbildung anzubieten. Auf der Grundlage des PflBG und der Pflegeberufe-Ausbildungs‑ und -Prüfungsverordnung (PflAPrV) hat das BIBB den Musterentwurf zum Ausbildungsnachweis entwickelt. Darin werden der Fortschritt der individuellen Ausbildung sowie getroffene Vereinbarungen zwischen den an der Ausbildung beteiligten Personen – den Auszubildenden, den Lehrenden und den Praxisanleitenden – dokumentiert, visualisiert sowie transparent und nachvollziehbar gemacht. Dabei ist der Musterentwurf-Ausbildungsnachweis in Form eines Lernportfolios gestaltet und steht bisher lediglich als PDF-Datei zum Download zur Verfügung.

Bei Lehrenden und Lernenden im berufsbildenden Bereich und insbesondere in der beruflichen Pflegeausbildung ist der Umgang mit E-Learning-Tools noch nicht in vollem Maße in den Alltag eingebunden. Dies gilt sowohl für die Lehrenden an Pflegeschulen als auch für die Praxisanleitenden in den ausbildenden Einrichtungen und für die Auszubildenden selbst.

 

Ziel

Mit der Entwicklung eines E-Learning-Tools mit integriertem elektronischen Ausbildungsnachweis trägt das Projekt FEL zur Digitalisierung der Pflegeausbildung bei. Das Ziel, die Pflegeausbildung durch ein digitales Werkzeug mit unterstützenden und ergänzenden digitalen Inhalten zu begleiten und dieses Vorhaben unter Berücksichtigung von § 17 Satz 2 Nr. 3 PflBG mit der Möglichkeit eines digitalen Ausbildungsnachweises zu verbinden, ist zukunftsweisend und fördert die Verbindung von Theorie und Praxis in der Pflege. Das E-Learning-Tool ermöglicht durch die technische Unterstützung und ein angepasstes didaktisches Konzept die Ausbildungsqualität zu verbessern. Zudem soll der Administrationsaufwand für Ausbildungsbetriebe, Praxisanleitende und Pflegeschulen dadurch verringert werden.

Ziel des E-Learning-Tools ist es sowohl die Dokumentation der Ausbildung für die Beteiligten zu erleichtern als auch Angebote zu integrieren, welche den individuellen Lernprozess der Auszubildenden fördern, und dabei digitale Lernumgebungen effektiv zu nutzen.

Das Forschungsdesign im Projekt FEL kombiniert qualitative und quantitative Ansätze. Basis des Forschungsdesigns ist die Verknüpfung von Evaluationsforschung und Innovationsforschung. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen des Design-Based-Research Ansatzes, welcher am Standort Paderborn einen Kernansatz der Begleitforschung darstellt. Die Forschung wird als iterativer Prozess gedeutet, wobei die Analyse praktischer Probleme den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet. Anschließend wird auf Basis von Literaturanalysen und Erfahrungsanalysen eine Lösung umgesetzt, welche existierende Design-Prinzipien und technologische Innovationen berücksichtigt. Zu den Iterationszyklen des Design-Based-Research-Ansatzes zählen die Prototypenentwicklung, die Verbesserung der Problemlösungen sowie die Integration in die praktische Umsetzung auf Basis stabiler Forschungsmethoden sowie ausgewiesener Gestaltungsprinzipien. Die Datenerhebung erfolgt bei verschiedenen Zielgruppen: bei den Auszubildende, den Lehrenden der Pflegeausbildung sowie bei Entscheidungsträgerinnen und-trägern in Pflegeeinrichtungen. Nach einer qualitativen Aufnahme der Rahmenbedingungen fokussieren quantitative Erhebungen die Einschätzung der generalistischen Pflegeausbildung und den Umgang mit dieser. Diese Erhebungen werden im Rahmen einer Interviewserie vertieft, bezogen auf die Anwendung digitaler Medien ausgedeutet und für die Konzeptionierung eines FEL-E-Learning-Tools genutzt. Die erste Welle der Interventionsstudie startet im dritten Quartal 2022. Eine zweite quantitative Erhebung, die sich an Lehrpersonal, Praxisanleitende, Auszubildende und Entscheidungsträgerinnen und -träger richtet, startet mit der Bereitstellung des Piloten. Aufbauend auf dieser Erhebung erfolgen 30- bis 45-minütige qualitative leitfadengestützte Interviews zum Umgang mit den digitalen Ausbildungsnachweisen sowie den integrierten Arbeits- und Lernaufgaben. Die quantitative Längsschnittstudie wird mit einer zweiten Welle fortgesetzt, welche die Implementationserfahrungen aufnimmt und durch eine Akzeptanzstudie ergänzt. Kombiniert wird dies mit Wissens-/Kompetenztests, die als erweiterte Lernstandserhebung mit Vergleichsgruppe konzipiert sind. Die Ergebnisse der Datenerhebung sowie der zugehörigen anschließenden Datenanalyse und -auswertung werden in einen agilen Forschungsprozess im Sinne einer responsiven Evaluation und Prozessbegleitung aktiv eingebracht

Erste Ergebnisse

Im Projekt FEL liegen erste Ergebnisse vor. Die Grundlage aller Ausarbeitungen bildete ein Literaturreview, auf dessen Basis die anfallenden Pflegeaufgaben bestimmt werden konnten und die Struktur der App konkret wurde. Dies mündete in eine Systematisierung und Strukturierung der Pflegeaufgaben, denen als Grundlage für die Abbildung von Zusammenhängen und Informationsflüssen sowie möglichen Lern- und Arbeitsaufgaben in der App eine wesentliche Bedeutung zukommt.

Hierzu wurden die Aufgaben in sechs Bereichen zusammengeführt:

  • gesundheitlich-pflegerische Aspekte,
  • Aspekte der Zusammenarbeit im Team,
  • Aspekte der Verwaltung,
  • Aspekte von Förderung und Unterweisung,
  • Sicherheits- und Begleitungsaspekte sowie
  • Aspekte von Service und Hygiene.

Mindmap: Pflegende übernehmen eine Vielzahl von Aufgaben, die in verschiedene Kategorien unterteilt sind. Sie kümmern sich um die direkte Pflege der Patienten, was die Gabe von Medikamenten, den Wechsel von Verbänden, die Mobilisation, die Unterstützung bei der Körperpflege und Nahrungsaufnahme sowie die Kontrolle der Vitalzeichen umfasst. Sie sind auch für die Kommunikation und Dokumentation zuständig, einschließlich Patientengesprächen, Dokumentation der Pflege, Information der Angehörigen und Koordination mit anderen Fachkräften. Prävention und Beratung sind ebenfalls wichtige Aspekte, wie Gesundheitsberatung, Präventionsmaßnahmen und Schulungen. Die Organisation und Verwaltung des Pflegealltags, Verwaltung von Hilfsmitteln und Einhaltung von Hygienestandards gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben. Zudem bieten sie psychosoziale Betreuung, emotionalen Beistand, begleiten Sterbende und deren Angehörige und fördern die soziale Teilhabe. Schließlich sind sie für ihre eigene Weiterbildung und Qualitätssicherung verantwortlich, indem sie regelmäßig Fortbildungen besuchen, an Qualitätszirkeln teilnehmen und neue Pflegekonzepte implementieren.Überblick zu den Bereichen und zugeordneten Aspekten

 

Auf Basis dieser Daten sowie mehrerer Gespräche mit Fachexpertinnen und -experten der Praxis konnte inzwischen ein Anforderungskatalog in Form eines Pflichtenheftes für die App-Entwicklung konzipiert werden. In diesem werden die Module, Funktionen und Views der App spezifiziert und festgelegt.

Neben zentralen Modulen, wie etwa dem Einrichtungsassistenten, den Einstellungen und dem Nutzerprofil, ist die App durch bereichsbezogene Elemente gekennzeichnet, etwa das Modul des Dokumentationsbereichs, in dem die Einsätze dokumentiert und nachgewiesen werden. Hierbei kommt ein Zeitstrahlkonzept zum Einsatz, das den unmittelbaren Fokus auf die aktuelle Situation in der Ausbildung legt, es aber ermöglicht auch frühere Einsätze zu betrachten und Informationen zu künftigen Einsätzen zu erhalten. Weitere bereichsbezogene Elemente der App finden sich im Modul „Lern- und Testbereich“ in dem z. B. Lern- und Arbeitsaufgaben, Selbstlernaufgaben, Mirco-Units und Mini-Serious Games integriert werden. Mit dem Modul „Praxisbeispiele/Service“ für Auszubildende und Praxisanleitende werden bereichsbezogene Elemente in die App integriert, die Praxisbeispiele zur Unterweisung aufzeigen und somit Einblicke in Umsetzungsmöglichkeiten geben. Darüber hinaus nimmt das Modul „Feedback, Tests, Reflexion“ Einschätzungen zum Kompetenzzuwachs und Lernstandkontrollen auf.

Ergänzt wird die mobile App durch eine Webanwendung, mit deren Hilfe die Einrichtungen, Praxisbegleitenden und Praxisanleitenden die Einsatzplanung und Koordination vornehmen können.

 

Bis zum Januar 2023 sind die Abstimmungen mit der Praxis zur Kerngestaltung der App und der Browserumgebung erfolgt. Es wurden die Datenbanken und Sicherheitssysteme sowie Strukturen, wie etwa die Rechteverwaltung, der Bestandteile der App und der Browserumgebung programmiert. Aktuell besteht ein Prototyp der Browser-Umgebung.

Diese dient dazu, die Kerneingaben durch Lehrkräfte an Pflegeschulen sowie Praxisanleiter/-innen aufzunehmen und in die Datenbank zu überführen. Eine solche Browser-Umgebung des ´da – digitalen Ausbildungsachweises´ ist die Grundlage für die FEL App, um Daten einzugeben und in der App für die Auszubildenden sichtbar zu machen. Die Browser-Umgebung nimmt Stammdaten zu den Schulen und Trägern sowie zu den Auszubildenden und Kursen auf. Insbesondere der Einsatzplanung kommt hier Bedeutung zu. Es gibt die Möglichkeit curriculare Strukturen und Lernsituationen abzubilden sowie Praxisaufgaben im Sinne von Arbeits- und Lernaufgaben sowie Lern- und Arbeitsaufgaben zu integrieren. Im Bereich Lernförderung und Testerstellung können interaktive Aufgaben sowie Lernstandskontrollen und Übungsaufgaben, kurze Lerneinheiten, Fachbegriffstrainings und Serviceinformationen gestaltet und eingebunden werden. Hierzu können von den Praxisanleiter/-innen und Lehrkräften auch PDFs, Audio- und Videoformate hochgeladen werden. Somit können z.B. auch auf Rechtliche Grundlagen und Vorgaben eingebunden werden. Die Möglichkeiten, Informationen für ein Augmented Reality Tool einzubinden sowie die Nutzung digitaler Unterschriften sind ebenfalls angelegt.

Aktuell wird zudem an der Gestaltung der FEL-App gearbeitet, die den Auszubildenden die Möglichkeit liefern soll, individuelle Informationen und Feedback zu erhalten, die über die Browser-Umgebung zur Verfügung gestellt werden. Zudem wird an der Gestaltung einer Lernumgebung in der App gearbeitet, die auf dem Bereich zur Test- und Aufgabengestaltung in der Browserumgebung basiert. Erste Schritte zur Evaluation der Browserumgebung wurden bereits eingeleitet.

Basis dieser Gestaltungen bilden ein Pflichtenheft und ein didaktisches Konzept, welche in 2022 konzipiert und abgestimmt wurden. Da die Ergebnisse von FEL zum Projektende als OER – Open Educational Resources zur Verfügung stehen sollen, wurde zudem eine Informationsschrift zum Umgang mit OER im Rahmen des FEL-Projekts verfasst.