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BILT-Bridging-Konferenz: Brücken bauen zwischen Asien-Pazifik und Europa

Mit bis zu 332 Teilnehmenden war dies die bislang meistbesuchte BILT-Konferenz. Als Co-Host unterstütze das UNEVOC-Zentrum Temasek Polytechnic (Singapur) das BILT-Team von UNESCO-UNEVOC und BIBB.

Jolien van Uden von der European Training Foundation (links) moderiert ein Panel mit Anastasia Pouliou vom European Centre for the Development of VET (Mitte) und Dato Palani vom ASEAN Future Workforce Council (rechts) bei der BILT-Konferenz mit Asien-Pazifik und Europa.

Eröffnet wurde die Veranstaltung unter anderem von der UNESCO-UNEVOC Direktorin Soo Hyang-Choi sowie Frau Catrin Hannken, Unterabteilungsleiterin am BMBF.

Tag 1: Erfolgreiche Beispiele der Berufsbildungspraxis

In einer eröffnenden Key Note umriss Brajesh Panth, Leiter der ‚Education Sector Group‘ der Asian Development Bank die Herausforderungen an die Berufsbildung: Vor dem Hintergrund rasch aufeinander folgender Technologietrends steigt die Nachfrage nach gut qualifizierten Arbeitskräften an. Neben berufsspezifischen Kompetenzen und „klassischen“ Grundkenntnissen wie Lesen, Rechnen und Schreiben sind heute kritisches Denken und aktives Lernen elementare Anforderungen in der Arbeitswelt.

Vier praktische Beispiele aus Singapur, Indien, Sri Lanka und den Philippinen zeigten, wie Bildungseinrichtungen verschiedene Herausforderung aufgreifen und damit neue Kompetenzanforderungen in der Berufsbildungspraxis umsetzen. Die Beispiele waren jeweils mit einem der BILT-Themen Digitalisierung, Unternehmertum, Greening sowie Migration verbunden

Ein europäisch-asiatisch besetztes Panel schloss den ersten Konferenztag. Das Panel schlug die Brücke zwischen den Regionen: Während Dato Palani (ASEAN Future Workforce Council, AFWC) den engen Arbeitsmarktbezug europäischer Berufsausbildung lobte, betonte Anastasia Pouliou (Cedefop), dass auch Europa einen großen Bedarf habe, neue Kompetenzanforderungen in Qualifikationen umzuwandeln. So stellte sie die Frage wie die steigende Relevanz von „grünen“ Kompetenzen in der Berufsbildung verankert werden können und verwies mit Bezug auf die Osnabrück Erklärung auf deren Vordringlichkeit. 

Tag 2: Wie neue Kompetenzen und Qualifikationen identifiziert, integriert und implementiert werden

Am zweiten Konferenztag eröffnete Prof. Dr. Dieter Euler, Universität St. Gallen, die Veranstaltung und erläuterte das BILT-Konzept der „drei I’s“ in einem Impulsvortrag: „Neue Qualifikationen und Kompetenzen müssen identifiziert, in bestehende Programme integriert und durch moderne Lehr- und Lernmethoden implementiert werden“. Aktuell fungiert Prof. Euler als Senior Expert der BILT-Expertengruppe, die an einer praktischen Publikation zum Thema „Neue Qualifikationen und Kompetenzen“ arbeitet.

Jedem dieser drei Punkte war einer der anschließenden virtuellen Workshops gewidmet, die in einer abschließenden Podiumsdiskussion wiederum zusammengeführt wurden. Die Berufsbildungsexperten James Keevy (JET Educational Services, Süd-Afrika), Philip Loveder (National Centre for Vocational Education Research, NCVER, Australien) und Matteo Sgarzi (Centre d’Etudes et de Recherche sur les Qualifications, Céreq, Frankreich) diskutierten, wie neue Kompetenzen und Qualifikationen einerseits schnell und effektiv identifiziert, integriert und implementiert werden können. Gleichzeitig gilt es, die Balance zu halten: nicht alle neuen gesellschaftlich-wirtschaftliche Entwicklungen müssen sich direkt in der Berufsbildung wiederspiegeln.

Praxisbeispiele

Wallace Lim (Singapur), Leiter der Abteilung ‚Innovation and Entrepreneurship‘ bei Temasek Polytechnic, präsentierte eine neu entwickelte Zusatzqualifikation für unternehmerische Kompetenzen. Er betonte, wie wichtig es ist, Schülerinnen und Schüler dazu zu ermutigen Risiken einzugehen und aus Fehlern zu lernen. Dies bezog er auch auf das Projekt selbst: nach anfänglichen Schwierigkeiten etablierten er und seine Kolleginnen und Kollegen ein Mentoring-Programm und schufen damit einen höheren Grad an Verbindlichkeit für alle Beteiligten. Es gehe nicht darum, dass jeder Absolvent ein Unternehmen gründet, so Lim, sondern dass Unternehmertum als Kernkompetenz für verschiedenste Lebens- und Arbeitssituationen gefördert wird.

Rajesh P. Khambayat (Indien), Mitglied der Leitung des ‚PSS Central Institute of Vocational Education‘ in Bohpal, sieht sein Land an einem Kreuzweg: bislang stand die wirtschaftliche Entwicklung im Vordergrund, inzwischen ist der Klimawandel jedoch bestimmendes Thema. „Neue Methoden und neues Denken sind dringend erforderlich“, so Khambayat. Im Jahr 2015 startete Indien deshalb die ‚National Skill Development Policy‘. Seine Einrichtung, so Khambayat, unterstützt dabei die Entwicklung erforderlicher Qualifikationen, mit einem besonderen Augenmerkt auf „green competencies“. Inzwischen sind diese in den Curricula von 17 Berufsbereichen verankert.

Janaka Jayalath (Sri Lanka), stellvertretender Leiter der ‘Tertiary and Vocational Education Commission (TVEC)‘ berichtete, dass Sri Lanka seit Beginn der Pandemie mit dem Problem einer großen Zahl von rückkehrenden Migrantinnen und Migranten konfrontiert ist. Angesichts dessen bietet das “Skilling Returning Migrant Workers“ modular aufgebaute Kurse an. Diese bauen auf bereits vorhandene Kenntnissen der Teilnehmenden auf. Wer den Grundkurs erfolgreich besteht, erhält den ‚National Skill Pass‘ und kann sich für weitere Kurse bewerben. Ziel ist es, dass mindestens 50% der Teilnehmnden den ‚National Skill Pass‘ bestehen.

Die Pandemie hat auch das viertePraxisbeispiel geprägt, die Lernplattform ‚TESDA Online Programm‘, kurz TOP. Jacqueline J. Ali (Philippinen), Expertin für ‘Technical Education and Skills Development’ bei der ‚Technical Education and Skills Development Authority‘ (TESDA) berichtete, dass die Zahl der Teilnehmenden der Plattformangebote seit Beginn der Pandemie von einer auf drei Millionen gestiegen ist. Um dem Ansturm standzuhalten, sicherte TESDA zunächst die Funktionsfähigkeit und verlagerte die Plattform in ein cloudbasiertes System. Um die Verbreitung des Online-Berufsbildungsangebots weiter zu fördern, wurde nun ein zusätzliches Fortbildungsprogramm für Lehrkräfte und Ausbildungspersonal eingerichtet.