Ausbildungspersonal für den digitalen Wandel qualifizieren
Erfolgsfaktor 1 für eine bedarfsorientierte überbetriebliche Ausbildung
Damit Ausbilder/-innen künftige Fachkräfte bedarfsorientiert ausbilden können, benötigen sie digitale Kompetenzen. Im Projekt „ProMech-I“ wurde daher ein Qualifizierungskonzept für Ausbildungspersonal entwickelt. Damit einher geht die Anpassung der Weiterbildungskultur im projektdurchführenden saz.
Die voranschreitende Digitalisierung hat einen Transformationsprozess in der beruflichen Bildung angestoßen, der nur erfolgreich gelingen kann, wenn das Bildungspersonal die entsprechende berufliche Handlungskompetenz besitzt. Aus diesem Grund werden im Projekt „ProMech-I“ Maßnahmen zur Personalentwicklung und -qualifizierung als Querschnittsaufgabe während der gesamten Projektlaufzeit durchgeführt. Hierzu hat das Projektteam ein Qualifizierungskonzept erarbeitet, das nun umgesetzt wird. Es umfasst didaktisch-methodische, technische und lernorganisatorische Fragen zum Einsatz digitaler Technologien für berufliche Lernzwecke.
Berufliche Handlungskompetenz des Ausbildungspersonals fördern
Das Projekt „ProMech-I“ hat zum Ziel, die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) anzupassen. Dies hat zur Folge, dass das Ausbildungspersonal in seinen Rollen als fachliche Expert/-innen und Lernprozessbegleiter/-innen stärker gefordert wird als bisher. Dementsprechend muss seine berufliche Handlungskompetenz an die neuen Anforderungen angepasst werden, vor allem hinsichtlich der Bereitschaft und Fähigkeit, die ÜBA unter dem Aspekt der voranschreitenden Digitalisierung inhaltlich und methodisch zielorientiert und adressatengerecht zu gestalten.
Um den genauen Qualifizierungsbedarf hierfür zu ermitteln, war zunächst die Identifizierung der (neuen) Anforderungen erforderlich. Daher hat das Projektteam zu Projektbeginn als erstes die Kompetenzen ermittelt, die für das Ausbildungspersonal notwendig sind, um Auszubildende im digitalen Wandel bestmöglich begleiten zu können. Um anschließend ein unabhängiges Bild vom Ist-Zustand zubekommen, wurde die Gesellschaft zur Förderung von Bildungsforschung und Qualifizierung mbH (GEBIFO) damit beauftragt, strukturierte Interviews mit allen in der ÜBA tätigen Ausbilder/-innen im saz – Schweriner Aus- und Weiterbildungszentrum e.V. durchzuführen. Schwerpunktthemen der Interviews waren
- die Reflektion der eigenen Aufgaben in Lehr-/Lernprozessen der ÜBA,
- das daraus resultierende Rollenverständnis in der Lernbegleitung und
- die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen.
Aus den Ergebnissen der Befragung wurde durch das Projektteam ein Qualifizierungskonzept mit entsprechenden Angeboten entwickelt. Dieses wird in den kommenden zwei Jahren mit dem Ziel umgesetzt, dass das Ausbildungspersonal
- die digitalisierte Arbeitswelt der Ausbildungsbetriebe mit der Lebens- und Arbeitswelt der Auszubildenden verknüpfen kann und ihnen eine zielorientierte Kompetenzentwicklung ermöglicht,
- die Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien und Medien (Lernmanagementsysteme, mobile Endgeräte, Lern-Tools) kennt und diese zielführend in der ÜBA einsetzen kann,
- Ideen zum praktischen Einsatz visueller Techniken (Videos, Augmented und Virtual Reality) entwickelt und diese didaktisch sinnvoll in die ÜBA integrieren kann und
- die Rolle der Lernprozessbegleitung in digital unterstützten Lernprozessen kennt und wahrnimmt.
Die Qualifizierung wird im Projekt „ProMech-I“ als Kombination aus Präsenzveranstaltungen, tutoriell begleitetem Online-Lernen und Selbstlernphasen handlungs- und geschäftsprozessorientiert durchgeführt. Das Lernen am eigenen domänenspezifischen Problem steht dabei im Vordergrund.
Zukunftsfähige Weiterbildungskultur im saz gestalten
Durch den Einsatz digitaler Technologien in den Lehr- und Lernprozessen werden Change-Prozesse initiiert, die auch Auswirkungen auf das saz als projektdurchführende überbetriebliche Berufsbildungsstätte (ÜBS) und deren Unternehmensstrategie und Leitbild haben werden.
Ein entscheidender Aspekt hierbei ist die Anpassung der Weiterbildungskultur im saz. Diese Kultur muss sich auf die Kompetenzentwicklung und -sicherung im Prozess der Arbeit fokussieren und somit sozialpartnerschaftlich gestaltet werden. Die Komplexität wird in der folgenden Grafik dargestellt.
Aus der Grafik ist auch zu erkennen, dass es nicht nur um eine veränderte Lehr-/Lernkultur, sondern auch um die Anpassung der Rahmenbedingungen für den innerbetrieblichen Qualifizierungsprozess geht. Diese sind Voraussetzung, um die Mitarbeitenden erfolgreich zu qualifizieren. Hierbei spielen die Elemente Kommunikation, Agilität, Kooperation, Kollaboration und Zukunftsorientierung in der Organisation eine entscheidende Rolle.
Das vom Projekt „ProMech-I“ entwickelte Qualifizierungskonzept berücksichtigt diese Rahmenbedingungen. Es verfolgt den Ansatz, dass Lernen zum größten Teil im Arbeitsprozess integriert stattfindet und somit mitarbeiter- und aufgabenspezifisch ist. Betriebliches Handeln steht im Mittelpunkt der Qualifizierung. Mitarbeiter/-innen und anderen Fachexperten/-innen sollen dazu Erfahrungen, Wissen und Methoden untereinander austauschen. Im Qualifizierungskonzept sollen u.a. folgende Elemente entwickelt und erprobt werden:
- Etablierung einer internen und externen Lernbegleitung
- Gestaltung von hybriden Lernengagements
- Einsatz betrieblicher Lernaufträge zur Kompetenzentwicklung
- Integration eines Wissensmanagements zu berufspädagogischen Inhalten
Das im Projekt „ProMech-I“ entwickelte Qualifizierungskonzept soll Antworten und Lösungen zu den Herausforderungen geben, die die Digitalisierung der ÜBA stellt. Es bietet der Geschäftsleitung und den Beschäftigten einen neuen Ansatz, gemeinsam den Veränderungsprozess zu gestalten. Beim Ausbildungspersonal handelt es sich um Expert/-innen für ihre Lehr-/Lernprozesse. Das Projektteam ist überzeugt, dass mit der Umsetzung des Konzeptes nicht nur die Qualität der ÜBA gefestigt und optimiert, sondern sich auch das saz als lernende Organisation weiterentwickeln wird.