Drei Fragen an... Dr. Wolfgang Ebert, Ausbilder und Projektmitarbeiter „DALiB“
Die Bauwirtschaft steckt mitten im digitalen Wandel. Daher integrieren drei Baubildungszentren mit dem Projekt „DALiB“ digitale Technologien in die überbetriebliche Ausbildung. Dr. Wolfang Ebert erklärt, wie diese Technologien die Ausbildungssituation in der Bauwirtschaft beeinflussen.
Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Intelligente Grabenwalzen, GPS-gesteuerte Raupen, Lernen mit Simulatoren – das klingt alles sehr spannend. Wird die Ausbildung in der Land- und Baumaschinenmechatronik durch die neuen Technologien für junge Menschen attraktiver?
Wolfgang Ebert: Die Bauwirtschaft hatte lange, und hat teilweise heute noch, mit einem schlechten Image zu kämpfen. Diejenigen, die auf den Bau gehen, sind diejenigen, die nicht viel im Kopf haben – so die landläufige Meinung. Durch die neuen Technologien, insbesondere im Baumaschinenbereich, aber auch im Baugewerbe, hat sich das Image wesentlich gewandelt. Allein die Vielfalt an unterschiedlichen Baumaterialien und deren Einsatzmöglichkeiten erfordert eine große Portion Wissen. Im Baumaschinenbereich gibt es automatische Steuerungen. Das sind hochkomplexe Systeme. Als Auszubildende oder Auszubildender lernen zu können, diese Maschinen zu bedienen, ist ein richtig gutes Argument für die Ausbildung in der Bauwirtschaft. Das spüren wir schon heute.
Wir haben in der überbetrieblichen Ausbildung bereits mehr Auszubildende, sowohl im Bereich der Baugeräteführung als auch im Bereich der Mechatronik. Das lässt sich auch mit dem Einsatz neuer Technologien erklären.
Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Durch den Einsatz neuer Technologien ändern sich die Anforderungen an die zukünftigen Fachkräfte. Die überbetriebliche Ausbildung muss darauf entsprechend reagieren, um Auszubildende optimal auf ihr Berufsleben vorzubereiten. Wie tragen Sie mit „DALiB“ dazu bei?
Wolfgang Ebert: Wir haben zum Projektbeginn recherchiert, welche Technologien es auf dem Markt gibt und welche bereits im Einsatz sind. Dann haben wir analysiert, wie sich der Einsatz dieser Technologien auf die Ausbildung auswirkt und welche Kompetenzen die zukünftigen Facharbeiter/-innen mitbringen müssen. Dabei hat sich eine Tendenz herauskristallisiert: Die zukünftigen Fachkräfte werden stärker Überwachungsaufgaben übernehmen. Sie werden prüfen, ob die Maschinen korrekt arbeiten und die Daten, die sie auf ihrem Display sehen, passen. Wenn Parameter nicht stimmen, müssen sie herausfinden, ob irgendetwas nicht richtig eingestellt wurde oder ob der Datenempfang eingeschränkt ist. Dafür müssen die Fachkräfte wissen, wie die Systeme miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten. Generell werden die Baugeräteführer/-innen neben der Bedienung mehr in die Überwachung von Maschinen einsteigen, während die Mechatroniker/-innen sich eher auf die komplexe Fehleranalyse konzentrieren.
Im Projekt „DALiB“ unterstützen wir das, indem wir Lernsequenzen entwickeln, die unsere Auszubildenden befähigen, diese Tätigkeiten auszuüben und in denen ihnen das erforderliche Wissen vermittelt wird. Die Lernsequenzen sollen Informationen, Rechenbeispiele und Aufgaben enthalten. Angedachte Themen sind Telematik [Anm. d. R. Technik, die Telekommunikation und Informatik miteinander verknüpft] oder Maschinensteuerung.
Wir planen die Lernsequenzen modular aufzubauen. Die Auszubildenden können sich dann die „Schnipsel“ raussuchen, die sie lernen möchten. Sie müssen also nicht bei Seite 1 anfangen und sich bis Seite 30 durcharbeiten. Vielmehr können sie in dem Angebot selbst entscheiden, welche Lektionen sie momentan interessieren und diese dann abarbeiten. Die Lernsequenzen sind dabei so angelegt, dass sie auf dem PC oder Mobilgeräten bearbeitet werden können.
Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Nicht nur die Auszubildenden, auch die Ausbildenden müssen digitale Kompetenzen erwerben. Wie gelingt das in Ihrer ÜBS und was möchten Sie Ihren Kolleg/-innen mitgeben?
Wolfgang Ebert: Die Einweisung in die neuen Technologien erfolgt in der Regel über das Servicepersonal der Hersteller. Sie zeigen den Ausbildenden, wie sie die Maschinen bedienen und damit arbeiten können. Dabei können die Kolleginnen und Kollegen die Maschinen ausprobieren und sich das erforderliche Wissen aneignen. Was vielen Ausbildenden aber noch fehlt, ist die Fähigkeit dieses Wissen in digitale Lerninhalte umzusetzen und diese in der überbetrieblichen Ausbildung entsprechend einzusetzen. Daran arbeiten wir im Projekt. Wir möchten ihnen aufzeigen, welches digitale Hilfsmittel an welcher Stelle gut passt, wie sie mit einem Tablet oder einem Smartboard umgehen oder wie sie eine Kamera nutzen können, um ein kurzes Lehrvideo zu erstellen. Hier planen wir, entsprechende Kurse zu entwickeln.
Meinen Kolleginnen und Kollegen möchte ich mitgeben, dass sie mit Neugierde und Eigeninitiative an die Sache herangehen.
Meinen Kolleginnen und Kollegen möchte ich mitgeben, dass sie mit Neugierde und Eigeninitiative an die Sache herangehen. Es wäre schön, wenn sich der eine oder die andere einfach mal traut, Dinge selbst auszuprobieren. Und wer nicht weiterkommt, kann fragen. Wir haben viele erfahrene Leute an der Hand, die Auskunft geben können.