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Drei Fragen an... Dieter Vedder, Lehrwerkmeister und Projektmitarbeiter „DiKonA“

In der Land- und Baumaschinenmechatronik werden zunehmend neue Maschinen wie autonom fahrende Traktoren oder digital vernetzte Bagger eingesetzt. Die überbetriebliche Ausbildung daran anzupassen, ist Ziel im Projekt „DiKonA“. Dieter Vedder gibt Einblicke in die Projektarbeit.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Autonomes Fahren, alternative Antriebe, intelligente Maschinen – der digitale Wandel verändert die Arbeit der Land- und Baumaschinenmechatroniker/-innen enorm. Welche Auswirkungen hat das auf die überbetriebliche Ausbildung?

Dieter Vedder: Die Fachbereiche in der überbetrieblichen Ausbildung müssen angepasst werden: Durch die neuen Technologien benötigen die Auszubildenden vertiefte Kenntnisse in der Elektrotechnik, gerade im Bereich der Messtechnik. Bereits jetzt sind Auszubildende in der Lage, Störungen in einem elektrischen System mit einem Multimeter zu messen. Zukünftig wird aber von ihnen verlangt, dass sie auch an komplexen elektronischen Schaltungen Signale mit dem Oszilloskop aufnehmen und die Fehlerbilder beurteilen. Ein weiteres Thema ist die Hochvolttechnik. Hier müssen wir den Auszubildenden den richtigen Umgang und die Gefahren, die mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen zusammenhängen, vermitteln. Kurse für Hochvolttechnik sollten daher in der überbetrieblichen Ausbildung verpflichtend sein.

Schließlich müssen die Auszubildenden vertieftes IT-Wissen erwerben. Denn ein Gerät besteht in der Regel aus vielen Steuergeräten, die miteinander vernetzt sind. Die Fachkräfte werden so zu Netzwerkadministrator/-innen. Sie müssen zukünftig in der Lage sein, mit Steuergeräten umzugehen, diese zu parametrieren und Updates durchzuführen. Auch Grundlagen der Datentechnik werden eine größere Rolle spielen.

Für eine gute überbetriebliche Ausbildung müssen Berufsschule und Bildungszentrum verlässliche Partner sein und verbindliche Absprachen treffen.

Dieter Vedder

All diese Veränderungen erhöhen die Anforderungen an die Auszubildenden. Das hat auch Auswirkungen auf organisatorischer Ebene, denn die berufsbildenden Schulen und das zuständige überbetriebliche Ausbildungszentrum müssen Unterrichtsinhalte stärker aufeinander abstimmen. Ein Beispiel: Wenn die Berufsschule genau weiß, welche Geräte und Systeme in unserer Werkstatt zur Verfügung stehen und mit welchen Schaltplänen wir arbeiten, kann sie die Auszubildenden besser darauf vorbereiten. Für eine gute überbetriebliche Ausbildung müssen Berufsschule und Bildungszentrum verlässliche Partner sein und verbindliche Absprachen treffen. Ich persönlich spreche mich in diesem System für ein standortübergreifendes Qualitätsmanagement aus. Eine solche Lösung würde sicherstellen, dass jeder Lernort zeitgemäße Inhalte vermittelt und den aktuellen Ordnungsmitteln folgt.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Als Lehrwerkmeister lehren Sie bald nicht mehr nur mit analogen Werkzeugen. Auch Tablets und Augmented Reality (AR)-Technologien stehen Ihnen als Lehrmittel zur Verfügung. Wie werden Sie diese in der Ausbildung einsetzen?

Dieter Vedder: Im Lehrgang setze ich bereits jetzt Messinstrumente wie das digitale Oszilloskop ein und verknüpfe diese mit einem interaktiven Smartboard. Wir prüfen auch den Einsatz von AR-Technologien im Projekt, allerdings nur am Standort Potsdam. Die Maschinen, mit denen wir in der Land- und Baumaschinenmechatronik arbeiten, sind sehr kompakt gebaut. In ihnen ist die Technik auf kleinstem Raum untergebracht. Dadurch ist es für die Auszubildenden sehr schwer, elektronische Bauteile oder Schaltkreise in der Maschine zu identifizieren. An solchen Punkten wäre es sinnvoll, mit AR-Technologie zu arbeiten, zum Beispiel mit einer Datenbrille oder einem Tablet. Die Auszubildenden können sich die Bauteile des Schulungsfahrzeuges über die Brille anzeigen lassen: Wo sitzt die Hydraulikpumpe? Wo sind die Messstellen? Die AR-Technologie erleichtert ihnen so den Schritt von der Theorie in die Praxis.

Die AR-Technologie erleichtert den Auszubildenden den Schritt von der Theorie in die Praxis.

Dieter Vedder

Im Projekt „DiKonA“ werden wir außerdem Tablets einsetzen, um den Lehrgang nahezu papierlos durchzuführen. Bislang erhalten die Auszubildenden einen Lehrgangsordner, der alle Informationen und Arbeitsblätter enthält, die sie benötigen. Das soll nun über ein Tablet und digital bearbeitbare PDF-Dokumente erfolgen. Mit dem Tablet und unserer Lernplattform, die wir im Projekt aktualisieren werden, sollen die Auszubildenden zum Selbstlernen motiviert werden. Die Plattform ermöglicht es ihnen, sich während des Lehrgangs punktgenau über ein Problem zu informieren. Ein Fragenkatalog leitet sie dabei. Das Ziel ist, dass sich Auszubildende Wissen selbst aneignen und Probleme selbstständig lösen.

Schließlich überlegen wir, eine Werkstattsoftware einzusetzen, die die betrieblichen Abläufe in der überbetrieblichen Ausbildung simuliert. Derzeit denken wir darüber nach, wie wir spielerische Elemente in die Lernszenarien integrieren. Die Auszubildenden erhalten einen Kundenauftrag, anhand dessen ein Fehler an der Maschine gesucht wird. Mit der Software soll die Zeit ermittelt werden, die er oder sie benötigt, um diesen Kundenauftrag zu erledigen. Das soll den Auszubildenden aufzeigen, dass ihre Arbeit und das eingesetzte Material Kosten verursachen. Die Werkstattsoftware soll inhaltlich ähnlich aufgebaut sein wie die Lernplattform, sodass die Auszubildenden dort nachschlagen können, wenn sie nicht weiterwissen. So wollen wir ihre Problemlösekompetenz fördern.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Die digitalen Technologien stellen auch neue Anforderungen an das Ausbildungspersonal. Mit „DiKonA“ werden Sie daher Qualifizierungskurse für Ausbildende entwickeln. Was werden die Ausbildenden in den Kursen lernen?

Dieter Vedder: Wir möchten Fragen beantworten wie „Wie wird ein Lehrgang digital aufgebaut?“. Dazu entwickeln wir Kurse, in denen wir planen, Ausbildenden aufzuzeigen, wie sie ein interaktives Smartboard in der Werkstatt einsetzen, digitale Messwerkzeuge mit diesem verknüpfen und Internetseiten während des Unterrichts einbinden. Wir wollen die Ausbildenden schließlich auch dazu befähigen, ein Lernmanagementsystem oder eine Lernplattform aufzubauen und eine Wissensdatenbank zu erstellen. Ziel ist insgesamt, dass die Ausbildenden Lust auf digitale Lernkonzepte bekommen und den Auszubildenden Wissen auf verschiedenen Wegen vermitteln, um die Ausbildung immer wieder interessant zu machen und alle abzuholen.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Vielen Dank für das Gespräch!