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Drei Fragen an... Roland Schnölzer, Ausbilder Holzbau, und Jens Naumann, Ausbilder Rohrleitungsbau, im Projekt „B³AUS“

Sechs Baubildungszentren streben an, die Arbeitsmethode Building Information Modeling (BIM) durch das Projekt „B³AUS“ in die überbetriebliche Ausbildung der Bauhauptberufe zu integrieren. Roland Schnölzer und Jens Naumann geben Einblicke in die Projektarbeit.

Mit Roland Schnölzer und Jens Naumann stehen uns zwei Ausbilder mit unterschiedlichem Erfahrungsschatz für unsere Fragen zur Verfügung.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Im Vorgängerprojekt „BAU’S MIT BIM“ wurde ein Konzept zur Nutzung von Bauwerksinformationsmodellen in der überbetrieblichen Bauausbildung exemplarisch für drei Berufe entwickelt und erprobt. B³AUS strebt an, handlungsorientierte Übungsaufgaben für alle Bauhauptberufe zu entwickeln und zu erproben. Wie kann das gelingen?

Roland Schnölzer: Bei „BAU’S MIT BIM“ wurde der gesamte Holzbau als Fachwerkgebäude und als Holzrahmenbau dargestellt. Das Bauwerk war aufgegliedert in Fachwerkkonstruktionen, in Dachkonstruktionen, in Treppenbau. Jetzt sind die Modelle kleinschrittiger und für die Auszubildenden nachvollziehbarer. Trotzdem müsste in dem jetzigen Modell dreidimensional dargestellt sein, wo sich die Bauteile im großen Modell befinden. Auch gewerkeübergreifende Berufe sollten dargestellte werden, damit die Auszubildenden sehen, wie sich das gesamte Baumodell weiterentwickelt. Es gehört meiner Meinung nach dazu, dass sie den Zusammenhang sehen und nicht nur die Holzbauarbeit im Kleinen. Aber wir haben jetzt verschiedene Modelle hergestellt und damit das Ziel erreicht. Es ist nicht mehr ganz so umfangreich und die Modelle sind für die Auszubildenden nachvollziehbar bemaßt.

Jens Naumann: Bei „BAU’S MIT BIM“ sind Tiefbau und Rohrleitungsbau etwas zu kurz gekommen. Deswegen haben wir uns entschieden, bei „BAU³S“ bestimmte Gewerke einzeln darzustellen. Wir haben bereits erste positive Rückmeldungen zu den Änderungen bekommen.

Roland Schnölzer: Die detaillierte Darstellung fehlte im vorangegangenem Projekt. Es fehlten auch Schichtenaufbauten, Anschlüsse – also eine detaillierte Darstellung. Im neuen Programm muss jeder Zapfen, jede Holzverbindung, jeder Anschluss erzeugt werden und wird dann im entsprechenden Format dargestellt. Wenn das Bauteil auseinandergenommen wird, sieht man Zapfen, Loch und alles was dazu gehört. Das fehlte im Vorgängerprojekt insbesondere bei den Hochbauberufen. Und deshalb konnten sich die Auszubildenden das Zusammenspiel nie richtig vorstellen. Das ändert sich jetzt mit den detailreicheren Modellen.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Die Digitalisierung verändert die Baubranche. „Building Information Modeling“ (BIM) beeinflusst die Informationsvermittlung der Gewerke untereinander. Welche Veränderungen erwarten oder beobachten Sie generell durch den Einsatz von BIM in Ihren Gewerken?

In größeren Betrieben hat die Digitalisierung bereits Einzug gehalten; in kleineren Betrieben ist die Situation noch ein bisschen verhalten.

Roland Schnölzer

Roland Schnölzer: Im Holzbau und den Zimmereibetrieben ist die Digitalisierung durch Abbundprogramme und den Einsatz von PCs schon weit fortgeschritten. Dazu kommen zum Beispiel das digitale Aufmaß und die digitalisierte Abrechnung auf der Baustelle. In größeren Betrieben hat die Digitalisierung bereits Einzug gehalten; in kleineren Betrieben ist die Situation noch ein bisschen verhalten. Häufig ist es keine Kostenfrage, sondern eine Abneigung gegenüber der Technik. Erst wenn Ausbildende in das Thema reinwachsen und den Mehrwert erkennen, wird sich das langsam ändern. Das Arbeiten mit digitalen Technologien ist unvermeidlich und spart Zeit. Zum Nachvollziehen bestimmter Bauvorhaben ist es wichtig, dass man Projekte auf dem Tablet hat und die Verantwortlichen auf der Baustelle sieht, welche Änderungen vorgenommen wurden.

Jens Naumann: Ich erhoffe mir viel von der Darstellung der im Projekt erarbeiteten Fachmodelle als 3D-Modell für die Ausbildung. Ein Ziel des Projektes ist es, aktuelle Ausbildungsaufgaben der Ausbildenden mit 3D- Fachmodellen zu unterstützen. Die erarbeiteten Fachmodelle der einzelnen Ausbildenden wurden dann zu kleinen gewerkeübergreifenden Fachmodellgruppen zusammengefasst. Die Ausbildenden können diese Modelle in BIM-Viewern nutzen, um zum Beispiel die Visualisierung bei der Erklärung zu erhöhen oder Aufgaben digital auszugeben oder einzusammeln.

Aber im Tiefbau wird diese Darstellung noch stiefmütterlich behandelt. In der Region Leipzig arbeiten einige größere Tiefbaubetriebe teilweise mit BIM, aber mir ist bisher kein kleinerer Betrieb bekannt. Wahrscheinlich werden wir in der Ausbildung eine Vorreiterstellung haben und BIM durch unsere Auszubildenden in die Betriebe reinbringen. Die Auszubildenden sind wissbegierig in Bezug auf digitale Technologien. Aber auch die Ausbildenden sind auf den Einsatz der Technologien in der ÜBA neugierig. Am Leipziger Standort bereiten wir aber erst die Ausbildenden in der digitalen Stunde auf BIM vor.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Vor welchen Heraus- und Anforderungen sehen Sie sich als Ausbilder bei der Umsetzung der Arbeitsmethode BIM in der überbetrieblichen Ausbildung?

Roland Schnölzer: Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Ausbildenden an die Technologie, Software und Hardware, herangeführt werden müssen. Das nimmt Zeit in Anspruch. Dafür haben wir jeden Donnerstag die schon erwähnte digitale Stunde. Die digitale Stunde ist eine Qualifizierungsmaßnahme für das Ausbildungspersonal der Bau Bildung, in welchem die Ausbildenden auf verschiedenen Wegen mit der Digitalisierung in Kontakt kommen. Dafür ist jede Woche eine Stunde vorgesehen. In dieser Stunde werden ausgewählte Themen zunächst präsentiert und anschließend in kleinen Übungen gefestigt. Wir bekommen Aufgaben gestellt, die wir selbstständig lösen und untereinander austauschen – so üben wir die späteren Arbeitsaufträge für die Auszubildenden. Die Auszubildenden bekommen dann ein 3D-Modell, mit dem das Fachwerk, die Mauern, die Gebäude und Etagen dargestellt werden können. Aber nicht alle Auszubildenden zeigen daran Interesse. Denen stellen wir Aufgaben auf alte herkömmliche Art und Weise. Andere geben uns noch Tipps, wie man an eine Lösung kommt. Es ist ein Geben und ein Nehmen und so sollte es auch eigentlich sein.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Herzlichen Dank für das Interview.