Die Zukunft der landwirtschaftlich-technischen Ausbildung
Ergebnisse aus der Workshop-Reihe des Projekts „DiKonA“
Benedikt Falz
In der Workshopreihe des Projekts „DiKonA“ diskutierten die Teilnehmenden darüber, wie die Digitalisierung die Ausbildung in den Berufen Landwirt/-in, Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in und Fachkraft Agrarservice verändert. Darüber hinaus erprobte das Projektteam mit dieser Reihe erstmalig ein neues Workshop-Konzept.
Wie gestalten wir die Ausbildung der Zukunft? Und welche Herausforderungen sind aktuell noch zu überwinden? Mit seinem ersten Workshop hat sich das Projekt „Digitale Konzepte für eine moderne Ausbildung in der Land- und Baumaschinenmechatronik“ (DiKonA) an diese Fragen gewagt und nach Antworten in drei Berufsgruppen gesucht. Gleichzeitig wurde ein neues Workshop-Konzept erprobt, das auch berufstätigen Personen die vollständige Teilnahme ermöglichte. Somit erfüllte sich das erklärte Ziel der Veranstalter, neue Zielgruppen zu erschließen. Mehr als 40 Interessierte nahmen an den einzelnen Treffen teil, die sich über vier Wochen in Juni und Juli verteilten.
Drei Berufe im Fokus
Einige Mitarbeiter von „DiKonA“ schlossen sich zur Organisation des Workshops im Frühjahr mit dem Erprobungsprojekt „Experimentierfeld Agro-Nordwest“ zusammen, in dem Forschende aus diversen Disziplinen die digitale Transformation der deutschen Landwirtschaft unter die Lupe nehmen. Schnell waren Inhalt und Titel des gemeinsamen Vorhabens gefunden: Unter der Überschrift „Kompetenzen und Herausforderungen in der landwirtschaftlich-technischen Ausbildung“ sollte die Zukunft der drei Berufe Landwirt/-in, Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in und Fachkraft Agrarservice innerhalb der digitalisierten Landwirtschaft erörtert werden.
Mit den Ergebnissen der Gespräche soll nun die Arbeit im Projekt unterstützt werden. Die Auswertung ergab, dass für die Teilnehmenden auch in Zukunft das Grundlagenwissen eine zentrale Stellung in der Ausbildung behalten soll. Sie wünschten sich allerdings mehr Möglichkeiten bei der Ausstattung der Lernorte, der Qualifizierung des Ausbildungspersonals und eine verstärkte Kooperation der Lernorte untereinander. Mit dem Blick auf die Zukunft erwarteten viele einen stärkeren Praxisbezug in der landtechnischen Ausbildung.
Ergebnisse im Detail
Während der Auftaktveranstaltung teilten sich die Teilnehmer/-innen nach einem gemeinsamen Einführungsvortrag zunächst in Kleingruppen auf, die nach den zu besprechenden Berufen geordnet waren. Als erstes baten die Moderator/-innen sie um eine Einschätzung, welche Technologien die Branche in den kommenden Jahren bestimmen werden. Schon hier zeigte sich ein zweigeteiltes Bild: Auf der einen Seite die etablierten Systeme der Bus- und Elektrotechnik sowie die sich stets weiterentwickelnde Sensorik, auf der anderen Seite neue Themen wie Künstliche Intelligenz und Robotik, Hochvoltsysteme und Brennstoffzellen.
Gefragt nach den Kompetenzen, die Facharbeiter/-innen in Zukunft beherrschen sollten, ergab sich ein überraschend konservatives Bild: Nicht die fachspezifischen, hochtechnologischen Fertigkeiten standen im Mittelpunkt der Diskussion der fünf Gruppen, stattdessen forderten die Teilnehmenden Grundlagenkenntnisse in Bereichen wie Sensorik, Elektronik, Bustechnik und Hydraulik. Dazu gesellte sich allerdings als neuer Baustein das Basiswissen im Bereich IT. Auf Grundlage dieser Kompetenzen, so waren sich die meisten einig, sollte das weiterführende Wissen erlangt werden. Bei den außerfachlichen Fähigkeiten rangierten Eigenmotivation, Problemlösekompetenz und Aufgeschlossenheit ganz oben.
Mit Blick auf die Herausforderungen zeigten sich gerade die Berufsschullehrenden unzufrieden mit der (digitalen) Ausstattung „ihres“ Lernorts und forderten bessere Bildungschancen für sich und ihre Kolleginnen und Kollegen. Generell drehten sich viele Besprechungen um die Frage, an welchen Stellen die Lernortkooperation (also die Absprache zwischen Berufsschule, Betrieb und überbetrieblicher Berufsbildungsstätte) verbessert werden könnte. Auch nahmen die Teilnehmer/-innen die technologische Entwicklung als Ganzes unter die Lupe: Zum einen sahen sie gerade in der Landwirtschaft eine fehlende Veränderungskompetenz und Betriebe mit veralteter Technik, zum anderen befürchteten sie die zunehmende die Schnelllebigkeit von technischen Neuerungen, auf die die Ausbildung eingehen müsse.
Deutlich zuversichtlicher zeigten sich die Teilnehmenden dann in der Abschlusssitzung, in der die Frage gestellt wurde, mit welchen Lehrmethoden die Auszubildenden besonders gut erreicht werden können. Hier dominierte gerade der Aspekt des praxisnahen Lernens: Realistische Lernsituationen und Lernorte (bspw. Betriebe, Hersteller oder Messen) förderten die Motivation außerordentlich. Wenig verwunderlich war, dass dieselben Antworten auch im Mittelpunkt standen, als nach den idealen Lernsituationen der Zukunft gefragt war. Hier dominierte der Wunsch nach einer praxisnahen Ausbildung unter Einbeziehung digitaler Komponenten und moderner Lehrmittel.
Selbstgewählter Rhythmus
Neben den vielfältigen Ergebnissen freuten sich die beiden Projektteams über die große Zahl der Teilnehmenden, die verschiedene Ausbildungsberufe und Lernorte vertraten. Schließlich bestand schon seit der ersten Konzeptionierung die Absicht, neben den oftmals in solchen Veranstaltungen vertretenen Teilnehmenden – Forschende, Verbandsvertreter/-innen, Projektmitarbeitende – auch Lehrkräfte der drei Lernorte für den Workshop zu gewinnen: Ausbilder/-innen in Betrieben und überbetrieblichen Bildungsstätten sowie Berufsschullehrer/-innen. Dafür wurde das neue Format erdacht, in dem nur die Auftakt- und Abschlussveranstaltung an festen, arbeitnehmerfreundlichen Zeitpunkten stattfanden. Für zwei weitere Treffen in der Zwischenzeit konnten sich die Teilnehmenden, die in Kleingruppen aufgeteilt waren, eigene Termine suchen und sich nach dem persönlichen Kalender richten. Viele Interessierte hatten erst dadurch die Möglichkeit, an allen Treffen teilzunehmen. Der gesamte Workshop fand ausschließlich online statt.
In der gemeinsamen Auftaktveranstaltung wurden fünf Gruppen eingeteilt, die die Ausbildung in je einem Beruf zum Mittelpunkt hatten. Nach dem Kennenlernen identifizierten die Teilnehmenden die bald verwendeten Technologien in der Landtechnik. In den folgenden Wochen sprachen sie in zwei Treffen über die Kompetenzen, die Auszubildende in Zukunft benötigen, und die Herausforderungen auf dem Weg dahin (jeweils geordnet nach theoretischem Wissen, praktischem Können und außerfachlichen Fähigkeiten). Während der gemeinsamen Abschlussveranstaltung wurden diese Erkenntnisse auf Lernsituationen angewendet. Für alle Treffen und die Ergebnisdokumentation wurde die im Projekt implementierte kollaborative Arbeitsplattform verwendet.