Soziale Ungleichheiten beim Übergang in die Berufsausbildung
Welche Rolle spielen Informationsdefizite über Verdienstmöglichkeiten?
21.10.2021
Soziale Ungleichheiten in Berufsambitionen und der Positionierung im Ausbildungssystem Jugendlicher hängen mit sozialen Unterschieden in den erwarteten Verdienstmöglichkeiten sozialstatushoher Berufe zusammen. Das zeigt eine neue Studie auf Basis von Daten des NEPS (National Educational Panel Study) über 5.646 Schüler/-innen.
Soziale Ungleichheiten in der Gesellschaft werden über Berufswahlentscheidungen reproduziert: Jugendliche aus sozial schwächeren Familien haben im Vergleich zu Jugendlichen aus sozial stärkeren Familien geringere berufliche Ambitionen und erzielen sozialstatusniedrigere Ausbildungsberufe. Eine zentrale Frage ist, welche Rolle mangelnde Informationen über den Arbeitsmarkt für die Erklärung dieser sozialen Unterschiede spielen.
Jascha Dräger (GESIS—Leibniz Institut für Sozialwissenschaften) und Alexandra Wicht (BIBB) gehen dieser Frage in einer aktuellen Studie auf Basis von Daten des NEPS (National Educational Panel Study) über 5.646 Schüler/ -innen nach. Sie untersuchen, ob sich die Verdienstvorstellungen Jugendlicher hinsichtlich sozialstatushöherer (z.B. Ärzte/Ärztinnen) und -niedrigerer Berufe (z.B. Friseure/Friseurinnen) je nach familiärem sozialem Hintergrund unterscheiden und ob diese Unterschiede ihre Berufsambitionen und die Wahl ihrer Ausbildung beeinflussen.
Im Vergleich zu Jugendlichen aus sozial stärkeren Familien unterschätzen Jugendliche aus sozial schwächeren Familien in höherem Maße die Verdienstmöglichkeiten sozialstatushöherer Berufe. Zudem erwarten sie geringere Verdienstunterschiede zwischen sozialstatushöheren und -niedrigeren Berufen. Die geringeren erwartete Unterschiede im Verdienst sozialstatushöherer und -niedrigerer Berufe stehen wiederum in Zusammenhang mit geringeren beruflichen Ambitionen und einer schlechteren Positionierung im Ausbildungssystem. Informationsdefizite hinsichtlich der Verdienstmöglichkeiten insbesondere in statushohen Berufen tragen somit zur Reproduktion sozialer Ungleichheiten in der Berufswahl bei.