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Die überbetriebliche Ausbildung digitaler gestalten

„ProMech-I“ präsentierte erste Projektergebnisse auf „Ausbildungswerkstatt 4.0“

Ralf Marohn

Überbetriebliche Ausbildungsangebote (ÜBA) müssen didaktisch-methodisch weiterentwickelt und modernisiert werden. Wie dieses gelingen kann, wurde auf der „Ausbildungswerkstatt 4.0“ anhand der Projektergebnisse von „ProMech-I“ vorgestellt und diskutiert.

Am 14. Oktober 2021 folgten 28 Vertreter/-innen aus Bildungsunternehmen, dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommerns und des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sowie von Institutionen aus den Ländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein der Einladung des saz – Schweriner Aus- und Weiterbildungszentrum e.V., um sich über erste Ergebnisse aus dem Projekt „ProMech-I“ zu informieren und Erfahrungen zur Anpassung der ÜBA im digitalen Transformationsprozess auszutauschen. Interessierte, die nicht persönlich anreisen konnten, konnten via Webkonferenz an der Veranstaltung teilnehmen.

ÜBA neu denken: Wie „ProMech-I“ die ÜBA weiterentwickelt

Im Eröffnungsteil der Veranstaltung begrüßte der Geschäftsführer des saz, Gerd Poloski, die Teilnehmenden. In seinen Ausführungen zum saz beschrieb er die Unterstützungsbedarfe der Unternehmen in der Berufsausbildung bei der Durchführung einer zeitgemäßen ÜBA und die daraus resultierende notwendige Weiterentwicklung der ÜBA. Dies betreffe insbesondere die Nutzung digitaler Technologien in der ÜBA. Zudem machte er deutlich, dass die duale Ausbildung ohne den dritten Lernort – die überbetrieblichen Bildungsstätten (ÜBS) – fast nicht durchführbar ist, da viele kleine und mittlere Unternehmen erst durch die Angebote der ÜBA ausbilden können.

Im anschließenden Grußwort des BIBB erläuterte die für „ProMech-I“ zuständige wissenschaftliche Mitarbeiterin, Sara Müller, Ziele und Inhalte des Sonderprogramms ÜBS-Digitalisierung, in welchem das Projekt gefördert wird. Einen Einblick in das Projekt gab anschließend Projektleiter Ralf Marohn. So beschrieb er unter anderem, wie das Projektteam die Unterstützungsbedarfe in der Ausbildung anhand von Betriebserkundungen ermittelt und welchen Nutzen die Methode der „Betriebserkundung durch Ausbilder/-innen“ für die Weiterentwicklung der ÜBA hat. Dabei ging Ralf Marohn auf die gesammelten Erfahrungen bei der Gestaltung einer digitalen Lerninfrastruktur ein und erläuterte den berufspädagogischen Ansatz der Modellierung der ÜBA-Angebote.

Blick in das Plenum der Ausbildungswerkstatt 4.0

Komplettiert wurde der erste Veranstaltungsteil mit einem Vortrag von Manuela Zauritz von der GEBIFO (Gesellschaft zur Förderung von Bildungsforschung und Qualifizierung mbH) aus Berlin. Die GEBIFO führte im Auftrag des Projekts eine Bedarfsanalyse zur Qualifizierung des Ausbildungspersonals durch. Zauritz erläuterte das Vorgehen bei der Bedarfsanalyse und stellte die Ergebnisse vor. So zeigte sich insbesondere in den geführten strukturierten Interviews, dass sich die Anforderungen an das Ausbildungspersonal auch auf Grund der Digitalisierung verändern. Zielorientierte Personalentwicklungskonzepte für die Ausbilderinnen und Ausbilder seien daher von großer Bedeutung. 

ÜBA modernisieren: Digitale Arbeits- und Lernmedien zielorientiert verwenden

Im zweiten Teil der „Ausbildungswerkstatt 4.0“ zeigte das saz an praktischen Beispielen, wie die Anforderungen einer bedarfsorientierten ÜBA im Ausbildungsalltag umgesetzt werden. Die Ausbildenden demonstrierten dazu, wie die (auch) über das Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung beschafften digitalen Medien in die laufenden Lehrgangskurse integriert werden. So wurde zum Beispiel erläutert, wie Auszubildende mit Unterstützung einer Simulationssoftware das in der Berufsschule erworbene Wissen vertiefen und im Anschluss in einer praxisnahen digitalen Lernumgebung anwenden können. Es wurde verdeutlicht, dass realitätsnahe Simulationen den Transfer in den realen Arbeitsalltag unterstützen und ihnen ein sicheres Gefühl beim Anwenden der Lerninhalte in der Praxis geben. Während der Vorstellung der Lernumgebung kam es zu konstruktiven Gesprächen, in denen u.a. folgende Fragen diskutiert wurden:

  • Welche Anforderungen werden an die zukünftige Lerninfrastruktur gestellt?
  • Wie können sich ÜBS im digitalen Wandel zukunftsorientiert aufstellen?
  • Welche zeitlichen Ressourcen werden benötigt, um digitale Technologien in die Ausbildungskonzepte zu integrieren?
  • Wie gelingt es die digitalen Medien in die ÜBA zu integrieren?
  • Wie wird das Lehrpersonal auf die veränderten Anforderungen in der ÜBA vorbereitet?
Impressionen vom saz Rundgang

ÜBA digitaler gestalten: Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) nutzen

Den abschließenden Teil der „Ausbildungswerkstatt 4.0“ leitete Dr. Volker Gries von der Firma ANOVA GmbH ein. Das Unternehmen entwickelt im Auftrag des Projekts ein VR-Trainingssystem. In seinem Beitrag „Spannende Lernerlebnisse entwickeln – Wie entsteht die virtuelle Lernwelt?“ stellte Dr. Volker Gries sowohl die Vorteile als auch Herausforderungen von Virtual Reality beim Lernen dar. Anschaulich beschrieb er das gemeinsame Vorgehen bei der Entwicklung der virtuellen Lernwelt für das Projekt. Er machte deutlich, dass bei der Entwicklung einer virtuellen Lernwelt Kompromisse gefunden werden müssten. So müsse z.B. zwischen realitätsnäheren Darstellungen und dem damit verbundenen Aufwand abgewogen werde. Dabei unterstrich er abschließend, dass in der virtuellen Lernwelt nicht alles gelernt werden kann und diese somit als mögliche Ergänzung in der Vermittlung von Fachinhalten zu betrachten ist.

In der anschließenden Diskussion wurde ein hoher Gesprächsbedarf zu den Themen der virtuellen Lernwelten deutlich. Die Teilnehmenden äußerten den Wunsch, zukünftig vermehrt von den Ergebnissen aus den Projekten zur Entwicklung und Integration von AR- und VR-Lernanwendungen in die Ausbildung zu erfahren.

Zum Abschluss der Veranstaltung konnten die Teilnehmenden der Werkstatt in die neuen virtuellen Lernwelten eintauchen und Augmented- und Virtual-Reality-Anwendungen selber ausprobieren. So konnten sie z.B. in der virtuellen Realität eine Windkraftanlage besteigen oder eine Anfahrtskontrolle an einem LKW durchführen. Im Bereich der Augmented Reality probierten die Teilnehmenden die für das saz programmierte App für die Metallausbildung und eine Anwendung zur Integration von AR in Printmedien aus. In diesem Zusammenhang präsentierte das Projektteam außerdem erstmalig den Entwicklungsstand der im Projekt „ProMech-I“ entwickelten VR-Anwendung der Öffentlichkeit.

AR zur Vermittlung von Inhalten nutzen

Die Teilnehmenden der „Ausbildungswerkstatt 4.0“ waren beeindruckt von der praxisorientierten Ausstattung mit digitalen Technologien im saz und nahmen viele Ideen und Hinweise für ihre weitere Arbeit mit. Der gemeinsame Erfahrungsaustausch und die geführten Gespräche zeigten, dass es eine gelungene Veranstaltung mit einem hohen Mehrwert für alle Beteiligten war.

Das Projektteam von ProMech-I plant im kommenden Jahr eine Neuauflage der „Ausbildungswerkstatt 4.0“, um den Transfer der Projektergebnisse weiter voranzutreiben.