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Drei Fragen an... Haus Düsse im Projekt „SilA“

Eine Aufgabe der landwirtschaftlichen Ausbildung ist es, umfassende Kenntnisse der Nutztierhaltung zu vermitteln. Mit dem Projekt „SilA“ hat sich das Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse zum Ziel gesetzt, einen Teil dieser Kenntnisse mit digitalen Technologien zu vermitteln.

Das Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung befragte hierzu Elke Cosmann (Organisatorin der ÜBA), Dr. Katharina Dahlhoff (Projektkoordinatorin) und Imke Sassen (Öffentlichkeitsarbeit im Projekt SilA).

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Welchen Vorteil bieten die digitalen Technologien für die überbetriebliche ergänzende Ausbildung der Landwirt/-innen und wie digital ist Ihre ÜBS bereits?

Elke Cosmann: Im Oktober 2017 entstand durch Dr. Arne Dahlhoff, dem Leiter des Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse, und Andreas Pelzer, seinem Vertreter, die Idee, die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) vor Ort zu modernisieren und digitalisieren. Unser Plan war es, eine digitale Lernplattform auf den Weg zu bringen. Wir haben uns für die ILIAS-Variante (Anm. d. Redaktion: freie Software zum Betreiben einer Lernplattform) entschieden. Unsere digitale Lernplattform bietet viele Vorteile für die Teilnehmenden der ÜBA wie beispielsweise kurze und tagesaktuelle Informations- und Kommunikationswege untereinander und mit uns. Lerninhalte, prüfungsvorbereitende Tests sowie der Abschlusstest werden über die Plattform bereitgestellt. In Zeiten von Corona und des Lockdowns wurden und werden auf der Lernplattform online Schulungen angeboten. So konnten wir mit den Teilnehmenden in Kontakt bleiben.

Ein [...] Vorteil des Einsatzes digitaler Technologie ist die dadurch entstehende Neugierde bei den Auszubildenden in der ÜBA.

Elke Cosmann

Mit finanzieller Unterstützung des BIBB konnten wir einen Medienpool mit 50 iPads und Flat Screens anschaffen sowie einen Fütterungsroboter für die Bullenmast und verschiedene Ausstattungsgegenstände für den Sauenbereich. Im August 2018 haben wir mit der digitalisierten ÜBA begonnen. Jetzt sind wir seit gut drei Jahren im Prozess drin und noch nicht am Ende angelangt.

Ein weiterer Vorteil des Einsatzes digitaler Technologie ist die dadurch entstehende Neugierde bei den Auszubildenden in der ÜBA. Bei der Arbeit mit den Tablets und Robotern sind sie viel wacher und motivierter als sie es in den Lehrgängen noch vor drei bis vier Jahren waren.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Sie entwickeln im Projekt einen Demonstratorstab, mit dem tierschutzsensible Handlungen am Modell simuliert werden können. Welchen Mehrwert bietet diese Technologie für die ÜBA der Landwirt/-innen?

Imke Sassen: Wir entwickeln nicht nur den Demonstratorstab an sich, sondern auch die Technologie zur Zusammenarbeit mit dem Modellkalb oder -schwein. Mit dem Demonstratorstab können die Auszubildenden am Kalb den Prozess des Enthornens ausprobieren. Unter Anleitung der Ausbildenden können durch wiederholtes Üben Routinen aufgebaut werden, um den Tieren keine unbeabsichtigten Schmerzen zuzufügen. Die Ausbildenden können Fehler sofort korrigieren und es schleichen sich weniger falsche Handgriffe ein, die in den Ausbildungsbetrieb mitgenommen werden. Wenn ich das nur einmal am Tier üben kann und die Routine erst im Betrieb entwickle, dann habe ich vielleicht falsche Handgriffe verinnerlicht, die dann in Routine übergehen. In der ÜBA können wir diese Situationen nicht am lebenden Tier üben: Wir haben weder ausreichend Kälber, noch möchten wir die Tiere zusätzlich belasten. Wir gehen mit den Auszubildenden – wenn überhaupt – erst dann an das Tier, wenn die Routine am Demonstrator sitzt.

Anders ist es bei der Nottötung von Schweinen. Diesen Vorgang können wir nicht in der Praxis üben. Schweine werden nur in einer Notsituation erlöst, wenn das Tier akut erkrankt ist, und dann ohne zeitliche Verzögerung. In den Lehrgängen können wir diesen Vorgang nicht darstellen, sondern nur in der Theorie durchsprechen. Mit dem digitalen Demonstratorstab und mit unserer Lerneinheit bauen wir hier eine Brücke, um Routinen zu entwickeln.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Diese Technologie ist dabei völlig neu und bisher noch nicht marktgängig. Wie planen Sie den Transfer Ihrer Ergebnisse und ggf. der Technologie an weitere ÜBS?

Dr. Katharina Dahlhoff: Der Transfer der Ergebnisse wird einen wesentlichen Schwerpunkt einnehmen, da wir das System natürlich nicht nur für uns entwickeln wollen, sondern für eine breite Anwendung in Deutschland. Wir haben uns verschiedene Wege überlegt:

Der Transfer der Ergebnisse wird einen wesentlichen Schwerpunkt einnehmen.

Dr. Katharina Dahlhoff

Schon seit vielen Jahren besteht ein Netzwerk der deutschen Lehr-und Versuchsanstalten für Tierhaltung, das sowohl auf fachlicher Ebene als auch hinsichtlich der Weiterentwicklung didaktischer Konzepte einen regen Austausch pflegt. Dieses Netzwerk möchten wir künftig auch im Rahmen des Projektes SilA für einen regelmäßigen Fachaustausch nutzen. Auf der jährlichen Leitungstagung werden Projekte, aktuelle Themen und innovative Entwicklungen vorgestellt und wir planen dort die Zwischenergebnisse des Projekts sowie die Demonstratoren vorzustellen.

Im Projekt „SilA“ haben wir eine Lernortkooperation mit drei Lehr-und Versuchseinrichtungen in Schleswig-Holstein, Bayern und Sachsen. Diese werden fortlaufend in den Entwicklungsprozess eingebunden, indem sie ihre fachlichen und didaktischen Kompetenzen in den Entwicklungsprozess mit einbringen. Darüber hinaus wird sichergestellt, dass wir den unterschiedlichen deutschlandweiten Rahmenbedingungen und Strukturen in der ÜBA und in den landwirtschaftlichen Betrieben Rechnung tragen.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Herzlichen Dank für das Gespräch.