Suchthaftes Arbeiten in Deutschland – Eine repräsentative Studie
Beatrice van Berk
Vermutlich fällt den meisten Menschen jemand ein, der oder die als „Workaholic“ oder als „arbeitssüchtig“ bezeichnet werden könnte. Doch wie verbreitet ist exzessives und zwanghaftes Arbeiten in Deutschland? Was verursacht suchthaftes Arbeiten? Welche Folgen sind damit verbunden? Diese Fragen werden im Rahmen des Dissertationsprojekts empirisch mit qualitativen und quantitativen Methoden der Sozialforschung beantwortet.
In den meisten Studien zum Thema suchthaftes Arbeiten (bzw. Arbeitssucht) werden Analogien zu anderen stoffungebundenen Süchten gezogen (z.B. Glücksspiel oder Sportsucht), weshalb die Ursachen von suchthaftem Arbeiten mehrheitlich auf der Individualebene vermutet werden. Jedoch kann festgestellt werden, dass die hohe Bedeutung von Erwerbsarbeit für gesellschaftliche Teilhabe einen bedeutenden Unterschied zwischen suchthaftem Arbeiten und anderen stoffungebundenen Süchten darstellt, da Arbeitssucht nicht ohne weiteres mit Abstinenz begegnet werden kann. Insbesondere in Bezug auf die Entstehung von suchthaftem Arbeiten fehlen bisher Theorien, die diesen Unterschied berücksichtigen und Aspekte der Arbeitsorganisation einbeziehen. Bereits vielfach nachgewiesen wurde, dass suchthaftes Arbeiten negative Folgen haben kann, beispielweise schlechtere Work-Life-Balance, mehr Stress, höheres Risiko für Burnout, oder eine schlechtere körperliche Gesundheit. Jedoch fehlen bisher Analysen, die prüfen ob diese Zusammenhänge bei allen Beschäftigtengruppen bestehen.
Aufbauend auf qualitativen Sekundäranalysen zur Ableitung von Theoremen und Hypothesen werden quantitative Analysen der BIBB-Zusatzbefragung zur BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 (doi:10.7803/501.18.2.1.10) vorgenommen, um diese Forschungslücken zu schließen. Die Befragung ist repräsentativ für Kernerwerbstätige in Deutschland und enthält Angaben von 8010 Erwerbstätigen zu suchthaftem Arbeiten, gemessen mit der Dutch-Work-Addiction-Scale (DUWAS).
Suchthaftes Arbeiten ist ein arbeitssoziologisch und -politisch relevantes Thema. Die Promotionsschrift wird daher dazu beitragen, suchthaftes Arbeiten besser zu verstehen und somit Ansatzpunkte für Maßnahmen zur Eindämmung von suchthaftem Arbeiten aufzeigen, sodass mögliche (individuelle und) gesellschaftliche Folgen einer starken Verbreitung von suchthaftem Arbeiten verringert werden.