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Transitionen in die Pflege – individuelle und regionale Ressourcen stärken (TiP-regio)

Das Projekt nimmt den Übergang von schulischer zu beruflicher Bildung sowohl empirisch als auch konzeptionell in den Blick. Der Status quo hinsichtlich berufsorientierender Maßnahmen und des Übergangsmanagements wird ebenso untersucht wie Angebote und Herausforderungen in Bezug auf emotionale Belastungen und die Notwendigkeit einer Sprachförderung zum Zeitpunkt des Ausbildungsbeginns. Entwickelt werden berufspädagogische Konzepte für Berufsorientierungs-Praktika sowie für einen gelingenden Ausbildungseinstieg.

Laufzeit 24 Monate (12/2021-11/2023)
Bezug zur Ausbildungsoffensive Pflege (AOP) Ja
Ziel

Ziel des Projekts ist es, Konzepte zu entwickeln, um ausbildungsinteressierte Menschen bedarfsorientiert anzusprechen und pädagogisch von der Berufsorientierung bis hin zum ersten Ausbildungsjahr zu begleiten.

Auftragnehmer Hochschule Esslingen, Universität Bremen Campus, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH
Ansprechpersonen

Prof. Dr. habil. Karin Reiber, Hochschule Esslingen

(Karin.Reiber@hs-esslingen.de)

Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck, Universität Bremen Campus GmbH

(darmann@uni-bremen.de)

Prof. Dr. Andrea Daase, Universität Bremen Campus GmbH

(adaase@uni-bremen.de)

Kristin Hecker, f-bb gGmbH

(kristin.hecker@f-bb.de)

 

Hintergrund

Beim Übergang zwischen schulischer und beruflicher Bildung lassen sich die Phasen der Berufsorientierung und des Ausbildungseinstiegs unterscheiden, wobei die Phasen als Kontinuum zu betrachten sind. In der Phase der Berufsorientierung ist von Bedeutung, dass die Interessentinnen und Interessenten realistische Erwartungen an den Beruf aufbauen, um später eine positive berufliche Identität entwickeln zu können. Der Ausbildungseinstieg ist eine berufsbiografisch bedeutsame Transitionsphase, in der unterschiedliche Entwicklungsaufgaben zu bewältigen sind. Eine adaptive Bewältigung von typischen Herausforderungen der Berufswahlentscheidung und des Ausbildungseinstiegs ist die Voraussetzung für einen erfolgreichen Ausbildungsverlauf.

In diesen Phasen des Übergangs und phasenübergreifend sind systematisch Ansatzpunkte sowohl für die Gewinnung von Auszubildenden als auch für ihre Unterstützung im Dienste des Ausbildungsverbleibs zu identifizieren, geeignete Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Entwicklungspotenziale werden hier insbesondere in der Qualität berufsorientierender Praktika, im Übergangsmanagement, beim ersten Praxiseinsatz sowie im Hinblick auf emotionale und sprachliche Herausforderungen gesehen. Im Rahmen eines integrierten Übergangsmanagements gilt es, ausbildungsinteressierte Menschen bedarfsorientiert zu adressieren und ihnen Unterstützungsangebote von der Berufsorientierung bis hin zum ersten Ausbildungsjahr bereitzustellen. Dafür werden Konzepte und Handlungsempfehlungen entwickelt, um einerseits Auszubildende für den Pflegeberuf zu gewinnen und ihnen andererseits einen gelingenden Ausbildungseinstieg zu ermöglichen.

 

Ziele

Ziel des Projekts ist es, Herausforderungen im Kontext von Berufsorientierung und Ausbildungseinstieg zu identifizieren und vorhandene Unterstützungsangebote hinsichtlich ihrer Reichweite und Grenzen zu analysieren. Für die verschiedenen Phasen des Übergangs werden jeweils aus unterschiedlichen Akteursperspektiven die Ist-Situation und Angebote des (Aus-)Bildungssystems untersucht. Auf Basis dieser Daten werden konkrete Konzepte für Berufsorientierung und Ausbildungseinstieg entwickelt, auf ihre Umsetzbarkeit erprobt und evaluiert. Als zentrale Ansatzpunkte werden im Vorhaben das Übergangsmanagement, berufsorientierende Praktika, die Gestaltung des Orientierungseinsatzes, sprachsensibler Fachunterricht und die Unterstützung bei emotionalen Herausforderungen adressiert.

 

Methode

Das Projekt gliedert sich in verschiedene Teilvorhaben, um jeden Ansatzpunkt umfassend und systematisch untersuchen zu können. Um den Ausbildungseinstieg integrativ zu betrachten und alle Akteursperspektiven einzubeziehen, werden alle relevanten Bezugsgruppen befragt, so z. B. ausbildungsinteressierte Schüler/-innen, Lehrer/-innen der allgemeinbildenden Schulen, Auszubildende, Kursleitungen an Pflegeschulen oder auch Akteure des regionalen Übergangsmanagements wie Agenturen für Arbeit und Träger der Jugendberufshilfe.

Abb. 1: Multimethodisches mehrperspektivisches Forschungsdesign

Wie trägt das Projekt zur Entwicklung der Pflege-/Bildungspraxis bei?

Ergebnis des Projekts sind evidenzbasierte berufspädagogische Konzepte, die auf Basis valider Daten entwickelt, exemplarisch erprobt und evaluiert werden; sie adressieren die zentralen Ansatzpunkte beim Übergang von schulischer zu beruflicher Bildung und umfassen folgende Bausteine: 

  • Empfehlungen für berufspädagogisch konzipierte berufsorientierende Praktika und Freiwilligendienste, 
  • ein berufspädagogisches Begleit- und Unterstützungskonzept für den ersten Praxiseinsatz, 
  •  ein Konzept für sprachsensiblen Pflegefachunterricht
  • sowie ein Unterrichtsbaustein zur Förderung der Emotionsregulation. 

Darüber hinaus wird ein Konzept zum regionalen Übergangsmanagement gestaltet, um die erarbeiteten Maßnahmen sinnvoll in bestehende Übergangsstrukturen integrieren zu können.

Abb. 2: Gesamtkonzept integriertes Übergangsmanagement

Ergebnisse

Das Forschungsprojekt „Transitionen in die Pflege – individuelle und regionale Ressourcen stärken“ (TiP-regio) fokussiert auf den Übergang zwischen schulischer und beruflicher Bildung. In zwei Teilprojekten wurden Fragen des regionalen Übergangsmanagements (RÜM) und der Berufsorientierung erörtert. Um ausbildungsinteressierte Menschen bedarfsorientiert anzusprechen und pädagogisch sowie strukturell von der Berufsorientierung bis hin zum ersten Ausbildungsjahr zu begleiten, wurden auf Basis eigener Erhebungen Konzepte und Handlungsempfehlungen für das RÜM und berufsorientierende Praktika entwickelt. Ergebnisse aus Interviews mit relevanten Akteuren verschiedener Projekte (Good-Practice-Beispiele) und Einrichtungen aus insgesamt sieben Bundesländern zeigen, dass im Rahmen des regionalen Übergangsmanagements Angebote zur Berufsorientierung dauerhaft und verlässlich etabliert werden müssen, die am spezifischen Bedarf der Zielgruppen ausgerichtet sind. Hierfür bedarf es einerseits der systematischen und institutionalisierten Koordination auf übergeordneter regionaler Ebene sowie andererseits finanzieller und struktureller Rahmenbedingungen. In berufsorientierenden Praktika erleben Auszubildende ihre Stärken und können ihr Interesse am Pflegeberuf (weiter)entwickeln. Zielführend für die Vermittlung eines realistischen Berufsbildes, so konnte auf Grundlage von Experteninterviews und Gruppendiskussionen mit relevanten Akteuren und Zielgruppen ermittelt werden, sind die Anleitung zur selbstständigen Ausführung von einfachen pflegenahen Tätigkeiten und das Aufzeigen der beruflichen Vielfalt und Entwicklungsmöglichkeiten. Die pädagogische Begleitung, die soziale Einbindung am Einsatzort, ein strukturiertes ressourcenorientiertes Feedback sowie der Austausch und die Vernetzung mit den zuständigen Lehrpersonen an den Schulen sind wesentliche Gelingensfaktoren. Auf Basis der Ergebnisse wurde ein Konzept für berufsorientierende Praktika im Berufsfeld Pflege entwickelt.

Ein weiteres Teilprojekt untersuchte den Einstieg in die praktische Ausbildung im Rahmen des Orientierungseinsatzes. Die Ergebnisse aus Interviews und Gruppendiskussionen mit Akteuren und Ausbildungsträgern, Lehrenden und Auszubildenden zeigen, dass die soziale Einbindung und strukturierte Begleitung der Auszubildenden von besonderer Bedeutung ist. Förderliche Faktoren sind verantwortliche Bezugspersonen, systematische Praxisanleitung sowie ein wertschätzendes Sozialklima und entwicklungsförderliche Lernumgebung. Unterstützend wirken formeller und informeller Austausch, Ausbildungspatenschaften sowie die Gestaltung von Einführungs- und Orientierungstagen. Auch für den Orientierungseinsatz wurde auf Basis der Projektergebnisse ein Onboarding-Konzept entwickelt. 

In zwei weiteren Teilprojekten befasst sich das Projekt mit der Bewältigung emotionaler Herausforderungen und der Überwindung sprachlicher Hürden im Pflegeunterricht. Um drohenden Ausbildungsabbrüchen aufgrund sprachlicher Hürden bei der Aneignung von Fachwissen entgegenzuwirken, wurde das Konzept für sprachsensiblen Fachunterricht entwickelt. Eingeflossen sind dabei Erkenntnisse aus Fokusgruppeninterviews, Unterrichtsbeobachtungen und Lernfeldanalysen. Da Auszubildende bereits zu Beginn der Pflegeausbildung mit emotional herausfordernden Situationen konfrontiert sind, wurde außerdem der Unterrichtsbaustein Emotionale Kompetenz entwickelt. Erste Erfahrungen bei der Umsetzung des Bausteins und dem Einsatz von Schulungsmanual und Unterrichtsmaterialien zeigen, dass Pflegelernende zwar die Teilnahme am Unterrichtsbaustein als anstrengend empfinden, sie aber dessen Inhalte in ihren Praxiseinsätzen für die Reflexion von Emotionen und Gefühlen gut nutzen können.
Ergebnis des Projekts sind evidenzbasierte berufspädagogische Konzepte, die auf Basis valider Daten entwickelt, exemplarisch erprobt und evaluiert werden und die zentralen Ansatzpunkte beim Übergang von schulischer zu beruflicher Bildung adressieren.

Abb. 3: Übersichtsgrafik

Teilprojekt 1: Berufsorientierung (Hochschule Esslingen)

Hintergrund

Im Teilprojekt Berufsorientierung wird die Bedeutung berufsorientierender Praktika und Freiwilligendienste für den Berufswahlprozess in den Blick genommen. Im Kontext von Fachkräftemangel gilt es hier stärker als bisher konzeptionell abgesichert sowie berufspädagogisch fundiert vorzugehen, um ausbildungsinteressierte Personen bei ihrer Berufswahl bestmöglich zu informieren und in ihrem Entscheidungsprozess zu unterstützen. Um das Potential berufsorientierender Praktika zu nutzen, wird ein Konzept entwickelt, das die individuellen Bedürfnisse der Praktikant*innen ebenso adressiert wie die Anforderungen an die Teams. Moderiert werden beide Perspektiven durch betriebliches Bildungspersonal und integriert in das strategische Handelnd durch Leitungspersonen

 

Methode

Für die Bearbeitung des Themas wird exemplarisch Bezug genommen auf die einwöchigen Berufsorientierungspraktika von Schüler*innen allgemeinbildender Schulen. Dazu werden explorative, leitfadengestützten Fokusgruppen-Interview mit Lehrenden in allgemeinbildender Schulen und Verantwortlichen im Betrieb geführt, um Erfolgskriterien und Gelingensbedingungen zu identifizieren. Des Weiteren werden Schüler*innen allgemeinbildender Schulen im Prä-Post-Design hinsichtlich ihrer Erwartungen an das berufsorientierende Praktikum sowie ihrer Erfahrungen befragt. Darüber hinaus werden Expert*innen-Interviews mit übergeordneten Akteuren wie beispielsweise Berufsberater*innen der Bundesagentur für Arbeit geführt.

 

Beitrag zur Pflege- und Bildungspraxis

Ziel ist es, berufsorientierende Praktika und Freiwilligendienste effektiv für eine fundierte Information und begleitete Reflexion der Berufswahlentscheidung zu nutzen, um am Berufsfeld interessierte Menschen auf der Basis realitätsnaher Informationen und mit Hilfe einer positiven Praktikumserfahrung für den Pflegeberuf gewinnen zu können. Das Konzept stellt hierzu konkrete Bausteine und Empfehlungen für die Vorbereitung, Durchführung, Auswertung und Nachbereitung von Praktika bereit. Alle beteiligten Personen werden in den jeweiligen Phasen miteinbezogen, ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Zusammenarbeit der dafür erforderlichen Akteure bereits in der Vorbereitungsphase des Berufsorientierungspraktikums.

 

Forschungsteam

Prof. Dr. Karin Reiber, Projektleitung
Sabine Dorn, Nicola Hofmann, Anna Willaredt
Hochschule Esslingen (Fakultät für Soziale Arbeit, Bildung und Pflege)

 

Teilprojekt 2: Berufseinstieg (Hochschule Esslingen)

Hintergrund

Der erste Praxiseinsatz in der Pflegeausbildung stellt mit einer Vielzahl an Eindrücken und Emotionen eine Form der praktischen Erprobung der Berufswahlentscheidung dar. Gleichzeitig wird in ersten Praxiseinsatz der erste Grundstein für die berufliche Sozialisation gelegt. Geeignete Onboardingmaßnahmen und die Begleitung neuer Auszubildender in der sensiblen Phase des Übergangs von der Schule in die Ausbildung kann auf organisationaler Ebene bereits zu einer ersten Bindung zwischen Auszubildenden und ihrem Ausbildungsbetrieb beitragen. 

 

Methode

Für die Bearbeitung des Themas wird exemplarisch Bezug genommen auf den Ausbildungseinstieg in Form des ersten Praxiseinsatzes, dem sogenannten Orientierungseinsatz. Dazu werden leitfadengestützte Expert*innen-Interviews mit Repräsentant*innen/Ausbildungsverantwortlichen von Ausbildungsträgern geführt, die bereits ein spezifisches Konzept für den Ausbildungseinstieg anwenden. Darüber hinaus werden leitfadengestützte Fokusgruppen-Interviews mit Kurslehrer*innen von Pflegeauszubildenden im ersten Ausbildungsdrittel geführt, um Herausforderungen, Erfolgskriterien und Gelingensbedingungen des Orientierungseinsatzes zu identifizieren. Des Weiteren werden ebenfalls im Prä-Post-Design Auszubildende hinsichtlich ihrer Erfahrungen und Erwartungen an den ersten Praxiseinsatz sowie der dabei erlebten oder gewünschten Unterstützung und Begleitung befragt.

 

Beitrag zur Pflege- und Bildungspraxis

Mithilfe eines Onboarding-Konzepts für den Orientierungseinsatz mit unterschiedlichen, aufeinander abgestimmten Maßnahmen können Auszubildende beim Einstieg in die praktische Ausbildung unterstützt werden und im Hinblick auf ihr Ankommen bei ihrem Ausbildungsträger unterstützt werden. Zentral dabei sind eine systemische Perspektive und die organisationale Implementierung der Maßnahmen und Programme. So können die Auszubildenden in der sensiblen Einmündungsphase in die Ausbildung dabei unterstützt werden, ihre Basisbedürfnisse nach Autonomie- und Kompetenzerleben sowie nach sozialer Eingebundenheit zu erfüllen. 

 

Forschungsteam

Prof. Dr. Karin Reiber, Projektleitung
Sabine Dorn, Nicola Hofmann, Anna Willaredt
Hochschule Esslingen (Fakultät für Soziale Arbeit, Bildung und Pflege)

 

Teilprojekt 3: Unterrichtsbaustein Emotionale Kompetenz – Emotionsregulation (Universität Bremen Campus GmbH)

Hintergrund

Pflegeauszubildende sind von Beginn der Ausbildung an mit existentiellen, leidvollen und herausfordernden Pflegesituationen konfrontiert. Diese Situationen können bei den Auszubildenden Gefühle der Handlungsunfähigkeit, Unsicherheit und Angst hervorrufen. Bei der Bearbeitung und Regulation ihrer Emotionen werden die Auszubildenden nur unzureichend oder gar nicht von ihren Kolleg*innen oder Praxisanleitenden unterstützt. Sie werden folglich mit den belastenden Gefühlen sich selbst überlassen. Diese wahrgenommenen Belastungen können zu Beeinträchtigungen, wie Erschöpfung, Müdigkeit und Antriebslosigkeit führen, starke Auswirkungen auf das Privatleben der Auszubildenden haben und schließlich auch zu Ausbildungsabbrüchen führen.

 

Methode

Methodisch folgt dieses Arbeitspaket dem Design-Based Research (DBR) Ansatz. Die Konzeption, Entwicklung und Erprobung des zu entwickelnden Unterrichtsbausteins wird von Anfang an in ein wissenschaftliches Vorgehen eingebettet, in dem Forschung und Entwicklung in einem engen Wechselverhältnis zueinander stehen. Mit dem iterativen Vorgehen, also dem mehrfachen Durchlaufen von Entwicklung, Erprobung und Evaluation wird eine zunehmende Verbesserung der Problemlösung (des Designs) beabsichtigt. Pflegedidaktisch stützt sich der Baustein auf die Interaktionistische Pflegedidaktik (Darmann-Finck 2010). 

 

Beitrag zur Pflege- und Bildungspraxis

Ziel des Arbeitspakets ist es, einen Unterrichtsbaustein im Umfang von 24 Unterrichtsstunden für das erste Halbjahr der Pflegeausbildung zu entwickeln, zu implementieren und zu evaluieren, mit dem bei Auszubildenden gezielt Fähigkeiten zur Emotionsregulation aufgebaut werden können, auf die sie dann in herausfordernden Situationen zurückgreifen können. Außerdem werden weitere Ansatzpunkte zur Unterstützung der Auszubildenden bei emotionalen Belastungen untersucht und Eckpunkte für ein solches Unterstützungskonzept abgeleitet.

 

Forschungsteam

Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck (Projektleitung)
Sebastian Partsch
Abteilung für Qualifikations- und Curriculumforschung
Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)

 

Teilprojekt 4: Sprachsensibler Fachunterricht zur Unterstützung von Auszubildenden mit Deutsch als Zweitsprache (Universität Bremen Campus GmbH)

Hintergrund

Angehende Pflegefachkräfte mit Deutsch als Zweitsprache sind im Rahmen ihrer Ausbildung neben der Aneignung fachlichen Wissens und Könnens mit sich daraus ergebenden sprachlichen Herausforderungen konfrontiert. Dies betrifft sämtliche Bereiche der funktionalen kommunikativen Kompetenzen, vor allem aber konzeptionell schriftliche Register, die sogenannte Bildungs- oder Berufsbildungssprache. Da der Pflegefachunterricht bislang noch nicht ausreichend auf (migrationsbedingte) Mehrsprachigkeit ausgerichtet ist, wird diesen Auszubildenden die Partizipation am Unterricht erschwert und es drohen Ausbildungsabbrüche. Um diese Herausforderungen angemessen bewältigen zu können, ist es notwendig, sprachliche Unterstützung in methodisch konsistenter und curricular integrierter Form anzubieten. Vor diesem Hintergrund sollen Eckpunkte eines Konzepts des sprachsensiblen Fachunterrichts für den spezifischen Kontext der Pflegeausbildung im Sinne einer Genre- und Registersensibilität entwickelt werden. 

 

Methode

Zu diesem Zweck werden – in exemplarischer Form und basierend auf gängigen Konzepten des sprachsensiblen Fachunterrichts (v. a. unter Einbezug der Genredidaktik der Sydney School und dem Scaffolding auf Basis der Funktionalen Grammatik nach Halliday) – Lernfelder aus dem Curriculum der generalistischen Pflegeausbildung didaktisch aufbereitet. Dies erfolgt auf Basis von Fokusgruppen-Interviews mit Fachlehrenden und Auszubildenden zu Beginn ihrer Ausbildung, um beide Perspektiven in den Blick zu nehmen, sowie flankierender Unterrichtsbeobachtungen. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse sowie einer funktionallinguistischen Analyse der ausgewählten Lernfelder erfolgt die didaktische Überarbeitung.

 

Beitrag zur Pflege- und Bildungspraxis

Ziel ist es, Eckpunkte eines Konzepts für sprachsensiblen Pflegefachunterricht zu entwickeln und curricular zu implementieren. Dies soll eine Möglichkeit aufzeigen, die Partizipation von Auszubildenden mit Deutsch als Zweitsprache in der Ausbildung zu stärken und langfristig ausgerichtete handlungsorientierte Sprachaneignung zu ermöglichen. Zudem werden – mit Blick auf die Lehrenden – Desiderata zur sprachlichen Professionalisierung im Kontext eines mehrsprachigkeitsaffinen und -verantwortlichen Pflegefachunterrichts in der Migrationsgesellschaft abgeleitet.

 

Forschungsteam

Prof. Dr. Andrea Daase, Projektleitung
Dr. Micha Fleiner
Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache
Fachbereich 10 Sprach- und Literaturwissenschaften
Universität Bremen

 

Teilprojekt 5: Regionales Übergangsmanagement (f-bb gGmbH)

Hintergrund

Um ergänzend die systemische Perspektive, d.h. die Frage der sinnvollen Einbindung von Maßnahmen in den institutionellen Kontext abbilden zu können, finden Erhebungen zum regionalen Übergangsmanagement statt. Das Erkenntnisziel besteht darin, für die unterschiedlichen Phasen des Übergangs von der Schule in den Beruf jeweils zu ermitteln, welche Faktoren für eine sinnvolle Integration von Angeboten und Maßnahmen in einen kohärenten Gesamtprozess der Beratung und Begleitung ausschlaggebend und welche Besonderheiten des Pflegesektors gegebenenfalls zu beachten sind. Zu erheben sind die Bedingungen einer besseren Einbindung von Pflegeeinrichtungen bei der Gestaltung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten, die Möglichkeiten einer berufsfeldspezifischen Optimierung der Berufsorientierung sowie in diesem Zusammenhang der Stand der sprachlichen Sensibilisierung hinsichtlich Auszubildenden mit Deutsch als Zweitsprache. 

 

Methode

Eine vorgelagerte Recherche in ausgewählten Bundesländern dient der Identifikation geeigneter Untersuchungsfälle über die aktuelle Situation im Übergang, insbesondere hinsichtlich der Berücksichtigung des Pflegebereichs und dem Aufdecken möglicher Anknüpfungspunkte für einen solchen. Interviews mit zuständigen Personen aus Behörden und/oder Initiativen des regionalen Übergangsmanagements zu den Themenschwerpunkten Berufsorientierung und Transition werden geführt, um die Bedingungen der Umsetzung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für die Übergangsphasen unter besonderer Berücksichtigung der Handlungskoordination verschiedener Akteure zu erörtern. Die Auswertung der Interviews mündet in die Entwicklung von Empfehlungen u.a. zur regionalen Einbettung und Bekanntmachung der Angebote zur Berufsorientierung durch Praktika sowie zur Begleitung des Ausbildungseinstiegs.

 

Beitrag zur Pflege- und Bildungspraxis

Ziel ist die Stärkung des regionalen Übergangsmanagements für den Bereich der Pflege in Verbindung mit den o.g. Themenbereichen Berufsorientierung, Onboarding, Emotionale Kompetenz sowie Deutsch als Zweitsprache. Anhand der Analyse von good practice Beispielen können Wege aufgezeigt werden, wie die entwickelten Konzepte organisatorisch eingebettet und durch das regionale Übergangsmanagement gefördert werden können. 

 

Forschungsteam

Kristin Hecker, Katharina Drummer, Philipp Bauer
Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH