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Digitalisierungsprozesse der beruflichen Ausbildung in den Pflegeschulen (DibAP)

Laufzeit 12/2021-11/2024
Kurzbeschreibung Der Auftrag untersucht die Nutzung von und Ausstattung mit digitaler Hard- und Software in den Schulen der Pflegebildung und fokussiert dabei die Effekte des DigitalPakts Schule.
Auftragnehmer

Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule,

Universität Osnabrück

Ansprechpersonen

Pflegeforschung

Michaela Evans-Borchers, Institut Arbeit und Technik (IAT)

Christoph Bräutigam, Institut Arbeit und Technik (IAT)

Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Universität Osnabrück (UOS)

 

Beschreibung

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat das Forschungsprojekt an die Partner Institut Arbeit und Technik (IAT), Westfälische Hochschule (Gelsenkirchen) und Universität Osnabrück (UOS), Abteilung Pflegewissenschaft, vergeben. Das Projekt untersucht Digitalisierungsprozesse in der beruflichen Ausbildung an Pflegeschulen. 

Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, ausgehend von der Förderkulisse des „DigitalPakts Schule”, Status-quo und Wandel der Nutzung von und die Ausstattung mit digitaler Hard- und Software in Pflegeschulen sowie entsprechende Umsetzungskonzepte und -erfahrungen empirisch gestützt zu erheben. Von Interesse sind die Infrastrukturausstattungen der Pflegeschulen, die pädagogisch-didaktische Einbindung digitaler Anwendungen in die Pflegeausbildung, die Erfahrungen der Akteure in der pflegeberuflichen Ausbildung hiermit sowie die Anforderungen durch digitale Lehr- und Lernarrangements in der betrieblichen Ausbildungspraxis. Besondere Aufmerksamkeit erfahren in diesem Zusammenhang die Wirkungen des „DigitalPakts Schule” (z. B. abgerufene Mittel, Verwendung der Mittel, Umsetzungserfahrungen) auf die (Qualität der) Pflegeausbildung.

Die übergeordneten Fragestellungen des Projektes sind:

  • Welche digitalen Infrastrukturen / Ausstattungen werden in der Pflegeschule verwendet?
  • Wie wirkt der DigitalPakt Schule in Institutionen der Pflegebildung?
  • Wie hat sich das Ausstattungsniveau seit Einführung des DigitalPakts Schule verändert?
  • Wie werden digitale Ausstattungen didaktisch sinnvoll in den Unterricht eingebunden? 
  • Welche pädagogisch-technischen Konzepte gibt es und wie werden sie umgesetzt? 
  • Welche Erfahrungen haben die Schulen damit gemacht?
  • Welche zusätzlichen Anforderungen entstehen durch digitale Lehr- und Lernarrangements für die Ausbildungspraxis?


 

Die Auseinandersetzung um digitale Anwendungen in der Pflegebildung und Pflegeschulentwicklung gewinnt an Bedeutung. Vier relevante Impulse bringen seit einigen Jahren Dynamik in die Diskussion: Erstens verankert das seit 2020 umgesetzte Pflegeberufegesetz die Auseinandersetzung mit digitalen Anwendungen in der Pflege systematisch in der Pflegeausbildung und adressiert dabei auch die Ausbildung von digitalen Kompetenzen in Lehr-/Lernkontexten der Pflegebildung. Zweitens unterstützen neue Förderprogramme die Entwicklung und Erprobung von digitalen Medien (unter anderem) in der Pflegebildung. In diesem Zusammenhang kommen jüngere und pflegespezifische technische Entwicklungen (etwa aus dem Umfeld von Virtual und Augmented Reality, Serious Gaming, Künstlicher Intelligenz) zunehmend in die Erprobung. Drittens hat die Corona-Pandemie auch Pflegeschulen dazu gezwungen, die Ausbildungsangebote weitgehend digital zu machen. Viertens eröffnet der DigitalPakt Schule explizit auch Pflegeschulen in Deutschland neue Fördermöglichkeiten, Digitalisierungsprozesse der beruflichen Ausbildung in den Pflegeschulen voranzutreiben.
Vor diesem Hintergrund ist die Untersuchung der Digitalisierungsprozess an Pflegeschulen (Ausstattung, Nutzung, Konzepte), unter besonderer Berücksichtigung der Wirkungen des DigitalPakts Schule, relevant. Sie dient der Erarbeitung einer belastbaren Ausgangsbasis für weitere systematisch begründete Digitalisierungsprozesse der beruflichen Ausbildung in den Pflegeschulen. Neben einer belastbaren Datengrundlage zur digitalen Ausstattung und zu pädagogisch-technischen Konzepten fehlt es in Deutschland bisher an übergreifenden pflegespezifischen Konzepten zur Schulentwicklung, die Orientierungen für die Analyse des Digitalisierungsgrades und der schulspezifischen Weiterentwicklung bieten. 

 

Ziel

Das Forschungsprojekt fokussiert zum einen den Status quo und den Wandel digitaler Infrastrukturen und Ausstattungsniveaus in Pflegeschulen (a). Zum anderen wird untersucht, wie digitale Anwendungen pädagogisch-didaktisch in die Pflegeausbildung eingebunden werden (b), welche Erfahrungen die Akteure in der pflegeberuflichen Ausbildung hiermit machen (c) und welche Anforderungen durch digitale Lehr- und Lernarrangements in der betrieblichen Ausbildungspraxis entstehen (d). Die Frameworks „DigCompOrg“ und „DigCompEdu“ bilden den analytischen Rahmen, das Untersuchungsdesign basiert auf einem Mixed-Methods-Ansatz. Im Ergebnis liefert das Forschungsprojekt Erkenntnisse auf folgenden Ebenen:

  • Analyse des Wandels digitaler Lehr- und Lernarrangements in Pflegeschulen,
  • Ableitung einer Typologie „Digitale Infrastrukturen & Bildungskonzepte in Pflegeschulen“,
  • Anpassung & Weiterentwicklung der analytischen Frameworks für das Feld pflegeberuflicher Ausbildung, 
  • Ausarbeitung eines wissenschaftlich fundierten Konzepts zur Umsetzung & Begleitung von Digitalisierungsprozessen in der beruflichen Ausbildung in Pflegeschulen.

Für die Umsetzung des Forschungsvorhabens wurde ein Mixed-Methods-Design gewählt. Den analytischen Rahmen bilden die international etablierten Rahmenmodelle „European Framework for Digitally Competent Educational Organisations” (DigCompOrg) und „European Framework for the Digital Competence of Educators” (DigCompEdu)”, die mittels einer systematischen Literaturrecherche domänenspezifisch konkretisiert wurden. Ergänzend wurde eine Dokumentenanalyse zur länderspezifischen Umsetzung der Förderrichtlinien des DigitalPakts Schule durchgeführt.

Neben quantitativen Methoden (Onlinebefragungen [t0 und t1] u. a. zur Ausstattung) prägen insbesondere die qualitativen Anteile (Interviews, Fokusgruppen) das Vorhaben. Auf Grundlage der Literaturrecherche sowie der Dokumentenanalyse wurde das Erhebungsinstrument für die Online-Befragung (Vollerhebung) der Pflegeschulen konzipiert und eine erste bundesweite Erhebung in Schulen nicht-öffentlicher Trägerschaft durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mittels deskriptiver und multivariater statistischer Analyseverfahren. Neben einer zweiten, die öffentlichen Schulen einschließenden bundesweiten Online-Erhebung, die in gleicher Weise ausgewertet wird, werden leitfadengestützte Interviews durchgeführt. In insgesamt rund 20 Interviews mit Schulleitungen und Lehrenden von auf Basis der Ergebnisse der Online-Erhebung und nach anderen Kriterien ausgewählten Schulen sowie mit den jeweils zuständigen Bewilligungsstellen der Länder, werden zusätzliche und vertiefende Aspekte thematisiert. Im Anschluss werden insgesamt zehn schulübergreifende Fokusgruppen mit geeigneten Personen aus Pflegeschulen durchgeführt, die der Adaption der Rahmenmodelle an pflegeberufliche Bildungskontexte dienen sowie Vorarbeiten für zu entwickelnde Einschätzungs- und Selbstbewertungsinstrumente darstellen. Es folgt eine inhaltsanalytische Auswertung. Die Ergebnisse werden validiert, Empfehlungen werden abgeleitet und in einer Abschlussveranstaltung präsentiert.

Im Ergebnis leistet das Projekt a) auf wissenschaftlicher Ebene einen Beitrag zur Governanceforschung von Digitalisierungsprozessen in der pflegeberuflichen Ausbildung und zur pflegespezifischen Weiterentwicklung der Rahmenmodelle DigCompOrg und DigCompEdu. Auf b) handlungspraktischer Ebene können die Erkenntnisse des Projektes dazu beitragen, Digitalisierungsprozesse in der pflegeberuflichen Ausbildung domäne- und schulspezifischer auszurichten und zu gestalten. Die avisierten Handlungsempfehlungen des Forschungsprojektes werden sich auf die Weiterentwicklung pädagogisch-technischer Lernarrangements in Pflegeschulen, auf organisationsbezogene Maßnahmen zur Umsetzung von Digitalisierungskonzepten in Pflegeschulen sowie auf pflegespezifische An- und Herausforderungen für die Weiterentwicklung der Förderkulisse fokussieren.

Zwischenstand des Projektes 

 

  • Der Einstieg in das Projekt erfolgte durch eine systematische Aufbereitung der länderspezifischen Förderkulissen des DigitalPakts Schule. Hierfür wurden länderspezifische Förderdaten des DigitalPakts Schule sowie landesspezifische Förderstrukturen und Förderkulissen (inkl. Sonderprogramme) recherchiert und systematisch aufbereitet.
  • Das Erhebungsinstrument für die t0-Erhebung wurde entwickelt. Dies erfolgte unter Einbeziehung des relevanten Forschungsstandes sowie unter Rückgriff auf die Operationalisierung der Rahmenmodelle DigCompOrg, DigCompEdu sowie themenspezifischer Dokumente der Kultusministerkonferenz. 
  • Die t0-Erhebung an Pflegeschulen in freigemeinnütziger und privater Trägerschaft wurde durchgeführt und ausgewertet. Die Datenaufbereitung und -auswertung umfasste die einheitliche Codierung der Variablen, Auswertung von Mehrfachantwortensets, die Kategorisierung von Freitext-Antworten und entsprechend die Ergänzung der vorgegebenen Kategorien, die Untersuchung auf Ausreißer und die Betrachtung fehlender Werte. 
  • Ziel der Auswertungen war die Abbildung des Status quo digitaler Infrastrukturausstattungen an Pflegeschulen und die Bildung einer Typologie der Schulen entsprechend deren Digitalisierungsprofils. Neben deskriptiven statistischen Analyseverfahren wurde als weiteres statistisches Verfahren eine Two-Step-Clusteranalyse durchgeführt. Die Clusterbildung erfolgte über Merkmale der Pflegeschulen zu ihrem Digitalisierungsprofil.
  • Sowohl die deskriptiven Analysen als auch die Clusteranalyse verweisen im Ergebnis auf deutlich Unterschiede der Pflegeschulen u. a. entlang der folgenden Merkmale: Infrastrukturelle Ausstattung, Vorhandensein eines Digitalisierungskonzeptes, Pflegespezifität der genutzten digitalen Lehr- und Lernmittel, Verantwortungsstrukturen, Umsetzungsressourcen und schulspezifische Handlungsspielräume sowie spezifische Fortbildungsangebote für Lehrende. Deutlich wurde zudem, dass Lehrende die Nutzeneffekte digitaler Anwendungen für die schulische Lehr- und Lernpraxis unterschiedlich bewerten.   
  • Die Clustertypologie war Grundlage für die Ableitung des Untersuchungssamples für die qualitativen Fallinterviews. Bezugspunkt des jeweiligen Falls waren Pflegeschulen in ausgewählten Bundesländern auf Basis der vorab skizzierten Clusterbildung. Durch dieses Vorgehen wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass in der t0-Erhebung sowohl länder-, als auch basierend auf der Clustertypologie, schulspezifische Unterschiede hinsichtlich des Digitalisierungsprofils sichtbar wurden.
  • Zur Durchführung der qualitativen Interviews wurden strukturierte Leitfäden für Schulleitungen, Lehrende und Bewilligungsstellen (Anträge im Rahmen des DigitalPakts Schule) erarbeitet. Die Auswahl der Themenkomplexe für die Leitfadenentwicklung begründet sich über deduktive Impulse aus Ergebnissen der ersten Befragungswelle, Erkenntnissen derzeit verfügbarer einschlägiger Studien sowie einschlägiger Systematiken (DigCompOrg, DigCompEdu, Pflegespezifizität, Dokumente der Kultusministerkonferenz). Die qualitativen Interviews befinden sich derzeit in der laufenden Bearbeitung.
  • Parallel zu den qualitativen Interviews erfolgte die Modifizierung des t1-Erhebungsinstruments. Auf Basis der vorliegenden Zwischenergebnisse des Projektes wurde das Erhebungsinstrument um ausgewählte Fragenkomplexe erweitert. Der Kreis, der bundesweit zu befragenden Pflegeschulen, wurde für die t1-Erhebung um die Pflegeschulen in öffentlicher Trägerschaft erweitert. Die Durchführung der Erhebung erfolgte in den Bundesländern, die auf Basis der entsprechenden Anträge eine Freigabe zum Befragungsstart für Pflegeschulen in öffentlicher Trägerschaft erteilt hatten.
  • Die nächsten Projektschritte avisieren die Auswertung der zweiten Befragungswelle, die methodische Konzeption und Durchführung von Fokusgruppen sowie die Triangulation der Daten. Darauf aufbauend erfolgen eine Zusammenführung und Verdichtung der Projekterkenntnisse im Hinblick auf die Ableitung eines handlungspraktischen Selbstbewertungsinstruments für Pflegeschulen, das für eine kontextsensitive Initiierung, Umsetzung und Begleitung von Digitalisierungsprozessen in Pflegeschulen genutzt werden kann.