Lehrerbildung (Domäne Pflege) in den Bundesländern: Kompetenzen und Mindestanforderungen PfLeBuKoM
Lehrpersonen an beruflichen Schulen üben eine anspruchsvolle Tätigkeit aus, die mit fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen und berufspädagogischen Anforderungen einhergeht. Das Projekt PfLeBuKoM greift die Sondersituation der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in der Pflege auf.
Laufzeit | 12/2021-11/2024 |
Kurzbeschreibung | Das Projekt untersucht die Rahmenbedingungen der Ausbildung von Pflegelehrenden in den einzelnen Bundesländern und identifiziert Kompetenzen und Mindestanforderungen. Als Ergebnis sind Vorschläge zur bundesweiten Vereinheitlichung zu formulieren. |
Auftragnehmer |
Westfälische Wilhelms Universität Münster (WWU) Hochschule Esslingen (HE) |
Ansprechpersonen |
Prof. Dr. Ulrike Weyland, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Projektleitung) Prof. Dr. habil. Karin Reiber, Hochschule Esslingen (Kooperationspartnerin) |
Hintergrund
Das Pflegeberufegesetz (§ 9 Abs. 1 PflBG) sieht erstmalig auch für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung in der Pflege eine Regelung vor, welche für eine Lehrtätigkeit an öffentlichen beruflichen Schulen bereits lange Zeit Standard ist: ein Masterabschluss (oder vergleichbares Niveau) als Voraussetzung zur Übernahme einer Lehrtätigkeit an einer Schule, in der Pflegefachfrauen und -männer, Altenpfleger/-innen und Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-innen ausgebildet werden. Allerdings ist ein sich an das Studium anschließendes Referendariat bzw. ein Vorbereitungsdienst und somit ein zweites Staatsexamen nicht gefordert, wie es laut KMK-Rahmenvereinbarung für den Lehramtstyp 5, nämlich für eine Lehrtätigkeit an öffentlichen beruflichen Schulen, gilt. Durch diese gesetzliche Neuregelung entsteht ein Bedarf an Lehrpersonen, der durch die aktuellen Qualifizierungsmöglichkeiten auf Masterniveau nicht gedeckt werden kann. Anders als bei anderen Studiengängen der beruflichen Lehramtsausbildung variieren die lehrerbildenden Studiengänge der Domäne Pflege hinsichtlich der beteiligten Hochschularten, der Studienmodelle und der formalen, strukturellen und inhaltlichen Ausrichtung. Aufgrund des nun verpflichtend vorgeschriebenen Masterabschlusses entstehen zahlreiche neue Studienangebote, die zu einer noch stärkeren Diversifizierung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung führen.
Ziele
Das Projekt PfLeBuKoM greift diese Sondersituation der Lehrerinnen- und Lehrerbildung und insbesondere die aktuelle Entwicklungsdynamik in Reaktion auf die Neuregelung im PflBG mit dem übergeordneten Ziel auf, die derzeitigen Studienangebote kategoriengeleitet zu analysieren, um daraus evidenzbasierte Empfehlungen für einen geregelten Um- und Ausbau der Lehrerinnen- und Lehrerbildung mit dem Ziel der Förderung der Professionalisierung abzuleiten. Als Referenzen dienen sowohl die gängigen KMK-Empfehlungen als auch weitere Referenzdokumente wie z. B. das Basiscurriculum der Sektion Berufs- und Wirtschaftspädagogik und der Fachqualifikationsrahmen Pflegedidaktik. Darüber hinaus wird zur Kategorienbildung auf professionstheoretische Diskurse sowie empirische Befunde der Lehrerbildungsforschung rekurriert. Im Sinne einer Bestandsaufnahme zielt das Projekt angesichts der Entwicklungsdynamik der letzten beiden Dekaden darauf ab, die Besonderheiten, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der aktuell angebotenen Studiengänge zu identifizieren. Im Hinblick auf die Weiterentwicklungserfordernisse werden sowohl für die Ebene der Studiengangentwicklung als auch für die politische Steuerung Empfehlungen im Hinblick auf eine Lehrerinnen- und Lehrerbildung nach vereinheitlichten Professionsstandards abgeleitet.
Um das Projektziel, die Entwicklung von Handlungsempfehlungen, zu erfüllen, wurde ein elaborierter Forschungsansatz im Sinne eines Transferdesigns (Mixed-Method) gewählt. Die Forschungsergebnisse stellen die Grundlage für die Handlungsempfehlungen dar. Insgesamt werden im Projekt vier Forschungsinstrumente entwickelt und für die jeweilige Zielgruppe modifiziert. Zu Beginn erfolgt die Entwicklung einer Typologie (Instrument 1) hinsichtlich relevanter Erhebungskategorien. Diese werden dem disziplinären Kontext entnommen und aus theoretischen sowie empirischen Befunden abgeleitet. Zudem wird hierbei auf bildungspolitische Referenzen rekurriert. Unter Berücksichtigung der Typologie werden Heuristiken für die Dokumentenanalyse (Instrument 2.x) und die Interviewleitfäden (Instrument 3.x) entwickelt. Es folgt die Erhebung im Forschungsfeld. Der Feldzugang erfolgt primär über eigene Netzwerke sowie über das Netzwerk des flankierenden Panels. Für die Auswertung werden Auswertungsmanuale (Instrument 4.x) deduktiv entwickelt und induktiv auf der Grundlage des eigenen Datenmaterials modifiziert sowie die Interraterreliabilität (CK bzw. ICC) überprüft. Das Transferdesign zeigt sich hauptsächlich im Rahmen der Auswertung. Die Ergebnisse der evaluativen qualitativen Inhaltsanalyse werden quantifiziert und anschließend explorativ, deskriptiv sowie kausal analysiert (auf eine explanative Auswertung wird angesichts der Leistungsbeschreibung verzichtet). Durch diese Form des Mixed-Methods-Ansatzes soll der zielgerichtete Umgang mit der hohen Datenmenge (60 Interviews plus Dokumentenanalysen) gelingen.
Wie trägt das Projekt zur Entwicklung der Pflege-/ Bildungspraxis bei?
Mit der Frage nach den Lehrenden der beruflichen Fachrichtung Pflege und ihrer Ausbildung verbinden sich gleichermaßen hohe qualitative wie auch quantitative Ansprüche. Im Hinblick auf die zukünftig dringend benötigten Pflegefachkräfte werden Ausbildungskapazitäten ausgebaut, was einen hohen Bedarf an Lehrpersonal nach sich zieht. Zugleich sind die qualitativen Anforderungen der Ausbildung gestiegen, um den komplexeren Anforderungen an die pflegerische Versorgung besser entsprechen zu können. Dies wird wiederum nur mit einer weiteren Professionalisierung des Lehrpersonals zu realisieren sein. Gebraucht werden also nicht nur mehr und besser ausgebildete Pflegefachpersonen, benötigt werden gleichermaßen mehr Lehrerinnen und Lehrer, die die hohen fachlichen und berufspädagogischen Anforderungen vor dem Hintergrund der steigenden Heterogenität von Auszubildenden gut bewältigen können – im Dienste der Fachkräftesicherung einerseits und beruflicher Integration ausbildungsinteressierter Menschen andererseits. Mit dem Projekt verbindet sich der Auftrag, die Lehrpersonenversorgung zwischen den Anforderungen an Professionalisierung und möglichen fachlich vertretbaren Interims-Lösungen auszubalancieren, um zukunftsweisende und -sichere Strukturen aufzuzeigen, die die quantitativen und qualitativen Anforderungen gleichermaßen berücksichtigen.