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Bildungsrenditen auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Ana Santiago Vela

Das kumulative Promotionsvorhaben nutzt die Konzepte der qualifikations- und der fähigkeitsbezogenen Passung für die Analyse der Bildungsrenditen auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

Auf der einen Seite wird die qualifikationsbezogene Passung als Indikator der Verwertung erworbener Bildungsabschlüsse auf dem Arbeitsmarkt untersucht. Die Untersuchung der (unzureichenden) Passung zwischen dem Anforderungsniveau des Arbeitsplatzes und dem Qualifikationsniveau der Erwerbstätigen ist relevant, weil Bildungsabschlüsse nicht zwingend in passende Arbeitsplätze münden. Werden Bildungsabschlüsse erworben und nicht auf dem Arbeitsmarkt für eine adäquate Position verwertet, so entstehen zahlreiche negative Auswirkungen für Erwerbstätige, wie bspw. ein nicht adäquates Einkommen, niedrigere Arbeitszufriedenheit bzw. insgesamt geringere Beschäftigungsqualität. 

Ob Erwerbstätige überqualifiziert sind (d.h. die Arbeitsplatzanforderungen liegen unter dem eigenen Bildungsniveau), hängt von unterschiedlichen Faktoren wie Geschlecht, sozialer Herkunft oder der Berufsspezifität der Bildungsabschlüsse ab. Hinsichtlich der Geschlechterunterschiede zeigt sich, dass Frauen, die tendenziell höhere Bildungsabschlüsse im Vergleich zu Männern erwerben, diese vergleichsweise schlechter für adäquate Berufspositionen verwerten können. Im Promotionsvorhaben werden dabei vorherrschende Ansätze, die Frauen ein höheres Überqualifizierungsrisiko zuschreiben, vor dem Hintergrund der Arbeitsmarktveränderungen durch Digitalisierung neu geprüft: Können räumlich flexible Arbeitsplätze und Home-Office-Möglichkeiten geschlechtsspezifische Unterschiede im Auftreten von Überqualifizierung reduzieren oder gar aufheben? Hinsichtlich der Unterschiede in Überqualifizierung nach sozialer Herkunft liegt der Fokus auf der Frage, ob Erwerbstätige mit einer sozial privilegierten Herkunft ihre erworbenen Abschlüsse besser verwerten können als weniger privilegierte Erwerbstätige. Denn es wäre eine wichtige Erkenntnis für die Ungleichheitsforschung, ob soziale Herkunft nicht nur bei den Bildungschancen, sondern auch bei der anschließenden Verwertung der Bildungsabschlüsse auschlaggebend ist. 

Auf der anderen Seite wird die fähigkeitsbezogene Passung analysiert, die bemisst, ob die Anforderungen am Arbeitsplatz mit den Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen der Erwerbstätigen übereinstimmen. Da die fähigkeitsbezogene Passung sehr stark von deren Operationalisierung und Messung abhängt, tragen methodische Auseinandersetzungen zusammen mit der Entwicklung neuer Indikatoren zu einem besseren Verständnis von Arbeitsmarktphänomenen bei; hier untersucht das Promotionsprojekt, wie sich unterschiedliche Konzeptualisierungen der fehlenden Übereinstimmung zwischen Anforderungen und Fähigkeiten auf (diverse Dimensionen der) Arbeitszufriedenheit als nicht monetäre Bildungsrendite auswirken. Dabei wird berücksichtigt, ob es Unterschiede in den Auswirkungen der fähigkeitsbezogenen Passung auf Arbeitszufriedenheit nach Bildungsgruppen (akademische und berufliche Bildung) gibt. Darüber hinaus wird dem Umstand Rechnung getragen, dass die Arbeitsmarktdigitalisierung und Einführung neuer Technologien am Arbeitsplatz die Anforderungen und Kenntnisse, die an Erwerbstätige gestellt werden, beeinflussen können. Im Promotionsprojekt wird somit der Einfluss der Einführung neuer Technologien auf die fähigkeitsbezogene Passung der Erwerbstätigen in Deutschland untersucht. 

Als Datengrundlage dienen vorwiegend die Mikrodaten der BIBB-BAuA Erwerbstätigenbefragungen, die Kernerwerbstätige in Deutschland repräsentativ abbilden und je nach Fragestellung mit Informationen aus anderen Datensätzen angereichert werden.