Regionale Unterschiede und ihre Auswirkungen auf die berufliche Geschlechtersegregation in Deutschland

Im Widerspruch zu den Gleichstellungsidealen der Moderne ist die berufliche Geschlechtersegregation – die Aufteilung von Männern und Frauen in unterschiedliche Berufe – in westlichen Ländern nach wie vor bemerkenswert stark ausgeprägt. Die Idee dieser kumulativen Dissertation ist es daher, verschiedene Stationen im Lebensverlauf in den Blick zu nehmen, die für die Entstehung von beruflicher Geschlechtersegregation von Bedeutung sind. Dazu gehören Berufswünsche von Jugendlichen, die Berufswahl am Ende der Schulzeit und der berufliche Werdegang. 

In Anlehnung an die soziologische Lebensverlaufsperspektive wird angenommen, dass je nach Lebenssituation verschiedenen Eigenschaften des regionalen Kontexts neben und in Kombination mit weiteren Faktoren eine entscheidende, wenn auch bisher von der Forschungsliteratur wenig beachtete Bedeutung zukommt (z.B. regionale Berufsstrukturen, regionale Mobilitätsinfrastrukturen und regionale Kinderbetreuungsmöglichkeiten). Die übergeordnete Forschungsfrage des Dissertationsvorhabens lautet somit, inwiefern regionale Unterschiede einen Beitrag zur Erklärung der beruflichen Geschlechtersegregation in Deutschland leisten können.

Für die empirischen Analysen werden Befragungsdaten wie die des Nationalen Bildungspanels (NEPS) verwendet und mit Regionaldaten aus verschiedenen administrativen Datenquellen kombiniert (z.B. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bundesagentur für Arbeit). Das erste Teilprojekt analysiert den Einfluss der regionalen MINT-Berufsstruktur (bspw. Anteil Beschäftigter im MINT-Bereich) auf die geschlechtsspezifischen Aspirationen von Jugendlichen für MINT-Berufe. Weitere geplante Forschungsprojekte beziehen sich auf das Berufswahlverhalten im Hinblick auf regionale Mobilitätsinfrastrukturen (bspw. Nahverkehrsanbindung) und auf geschlechtsspezifische Berufsverläufe.