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Ergebnisvideos einzelner Teilprojekte

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsprojektes präsentieren die Erkenntnisse verschiedener Teilprojekte in kurzen Ergebnisvideos.

Bislang liegen Ergebnisvideos zu folgenden Themen vor:

  • Beschleunigung des technischen Wandels in der Berufswelt (Dr. Michael Tiemann)
  • Zusammenhänge von technischem Wandel und Investitionen in Humankapital (Lisa Fournier)
  • Einsatz und Wirkung von Weiterbildung im technischen Wandel (Myriam Baum)
  • Veränderte Arbeitsverhältnisse im Zuge technischen Wandels (Myriam Baum)
  • Start-Ups als Ausbildungsbetriebe (Teilprojekt Start-ups in der Berufspraxis)
  • Ersetzung und Ergänzung von Arbeitsaufgaben (Kathrin Ehmann & Marco Seegers)
  • Verbreitung und Einsatz Künstlicher Intelligenz in Deutschland (Ugur Sevindik)
  • Umgang mit technischem Wandel in Büroberufen (Dr. Michael Tiemann)
  • Digitalisierung: Zuwachs prekärer Beschäftigungsverhältnisse bei Geringqualifizierten? (Dr. Ralf Dorau)

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Dr. Michael Tiemann | Technischer Wandel und die Berufswelt

Tiemann: Beschleunigt sich technischer Wandel? Wo und wie kann man Auswirkungen davon erkennen? Welche Herausforderungen kommen da auf uns zu, auch in der Berufswelt?

Diese Fragen werden oft zusammen gedacht und die Medien erinnern uns regelmäßig daran, dass wir es hier mit einem nicht nur beschleunigten, sondern sich weiter beschleunigenden Wandel zutun hätten.

In unserem Projekt haben wir uns auf die Suche gemacht und Indikatoren ausgewertet, die eine solche Beschleunigung des Wandels zeigen sollen. In der Veröffentlichung können alle Faktoren nachgelesen werden. Hier schauen wir mal nur auf zwei:

Für die gesamtwirtschaftliche Betrachtung sehen wir uns die Arbeitsproduktivität an. Sie sollte bei einer sich beschleunigenden Entwicklung nicht nur kontinuierlich in einer Linie steigen, sondern eine Kurve nach oben zeigen. Seit den 1970er-Jahren allerdings sehen wir hier nur eine konstante Entwicklung, die sich sogar in den letzten Jahren etwas verlangsamt hat.

Wir untersuchen auch Investitionen der Wirtschaft. Einerseits kann investiert werden in Maschinen und Anlagen, also Geräte oder Roboter. Andererseits kann investiert werden in sogenannte sonstige Anlagen. Dazu gehört zum Beispiel auch Software. In Investitionszyklen unterteilt, sollten wir seit den 70er-Jahren bei einer sich beschleunigten Entwicklung eher ein dominantes Investitionsmuster sehen. Beispielsweise könnte für die letzten drei oder vier Zyklen hauptsächlich in sonstige Anlagen, also eben auch Software investiert worden sein. 

Aber auch das sehen wir nicht. Vielmehr zeigt sich ein Wechselspiel zwischen Investitionen in Maschinen und Anlagen und Investitionen in sonstige Anlagen. 

Das Projekt hat sich in dieser Art eine ganze Reihe möglicher Indikatoren angesehen. 

Egal in welchem Bereich wir gesucht haben, wir erkennen keinen sich beschleunigenden Wandel, sondern eher kontinuierliche, manchmal auch wechselhafte Entwicklungen.

Es wird deutlich, dass nicht ein Prozess diese Entwicklungen erklären kann. Es spielen immer mehr Faktoren zusammen, zum Beispiel Verhaltensveränderungen, demographische Verschiebungen, gesetzliche Neuerungen, technische Entwicklungen.

Das alles zusammen erst, führt zu dem Strukturwandel, den wir erleben und entsprechend nur über das Zusammenspiel der Faktoren erklären können. 

Vielleicht müssen die Indikatoren, die uns zur Verfügung stehen, auch gesamtwirtschaftlicher ebene mit Blick auf Forschung und Wissen die strukturelle Entwicklung, Berufe und Branchen noch geschärft werden.

Oder es sind nicht die richtigen Indikatoren.

Wir entwickeln daher in einem weiteren Projekt neue Indikatoren zur Untersuchung der Geschwindigkeit von Entwicklungen. Informationen dazu, zu den übrigen Indikatoren, ihrem Aufbau und ihren Entwicklungen sowie zu den genutzten Daten finden sich in der Veröffentlichung "Beschleunigter technologischer Wandel als Herausforderung für die Berufswelt".

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Lisa Fournier | Technischer Wandel und Investitionen in Humankapital

Lisa Fournier: Investieren Betriebe überhaupt noch in Weiterbildung oder setzen sie lieber auf Investitionen in Technik? Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns genauer angeschaut, wie hoch die Weiterbildungsausgaben und Investitionen in Technik in unterschiedlichen Betrieben sind und ob dabei der Digitalisierungsgrad der Betriebe von Bedeutung ist.

Unsere Annahme ist dabei, dass in Betrieben im Zuge des technischen Wandels in Investitionen in Weiterbildungen zurückgehen.

Die Auswertungen des BIBB-Qualifizierungspanels von 2020 zeigen, dass es bei der Frage, welche Betriebe eher die Kosten der Weiterbildung übernehmen einen klaren Unterschied zwischen den Betrieben hinsichtlich Größe, Branche und insbesondere Digitalisierungsgrad gibt. Zudem übernehmen, entgegen unserer Erwartung, hochdigitalisierte Betriebe eher die Kosten für Weiterbildung und geben auch insgesamt mehr für diese aus.

Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass scheinbar die Investitionen in Weiterbildung im Vergleich relativ konstant sind und in jedem fünften Betrieb sogar gestiegen sind und voraussichtlich steigen werden. Parallel dazu sind aber auch Investitionen in Technologien vermehrt gestiegen. 

Somit zeigt sich hier, dass der technische Wandel nicht unbedingt dazu führen muss, dass Betriebe weniger in Beschäftigte - also uns alle - investieren. Im Gegenteil, die Ergebnisse zeigen nämlich einen positiven Zusammenhang zwischen den Auswirkungen des technischen Wandels und den Investitionen in Humankapital.

Hierbei ist zu beachten, dass es sich nur um erste deskriptive Ergebnisse handelt, die tiefergehend weiterverfolgt werden müssen. Dennoch unterstreichen unsere Ergebnisse bereits, dass Weiterbildung und die Investitionen in diese, weiterhin im Fokus der Arbeits- und Bildungspolitik stehen sollten, um Beschäftigte für die neuen Anforderungen der Arbeitswelt vorzubereiten und um auf den technischen Wandel zu reagieren.

 

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Myriam Baum | Der Einsatz und die Wirkung von Weiterbildung im technischen Wandel

Myriam Baum: Der technische Wandel führt für uns alle zu mehr Weiterbildung! Dies ist erstmal eine erfreuliche Nachricht. Aber ist diese Aussage auch so zutreffend? 

Generell wird angenommen, dass der technische Wandel und die Nutzung von Technologien mit verstärkter Weiterbildung zusammenhängen. Dabei wird immer noch darüber diskutiert, ob beispielsweise neue Technik im Betrieb zu mehr Weiterbildung führt oder ob erst Weiterbildungen stattfinden und dann neue Technik angeschafft wird. 

Zudem wird in vielen Forschungsbeiträgen selten ein Wandel betrachtet, sondern konkrete Zeitabschnitte, die einen Überblick über mögliche Auswirkungen von technischen Veränderungen und Neuerungen geben. So auch in unseren Beiträgen, in denen wir uns die Nutzung von Technologien durch Beschäftigte beziehungsweise die Neueinführung dieser in Betrieben anschauen. Dies setzen wir dann in Beziehung zu Weiterbildungsteilnahmen von Beschäftigten. Und nicht in Beziehung zu allen Erwerbstätigen. 

Aber was haben wir nun eigentlich konkret herausgefunden? Wir können zeigen, - wie diese Abbildung verdeutlich - dass Betriebe die aktiv in der Aus- und Weiterbildung sind - unabhängig von ihrer Größe - eine höhere Techniknutzung aufweisen als andere Betriebe. 

Weitergehend haben wir herausgefunden, dass die Einführung von Informations- und Kommunikationstechnologien mit höheren Weiterbildungsteilnahmen im Betrieb zusammenhängt - oder, dass ein hoher Anteil an Beschäftigten die digitalen Technologien nutzen, positiv mit den Weiterbildungsteilnahmen einhergeht. Das klingt doch erstmal gut. 

Andererseits die Zeit, die Beschäftige mit den Technologien verbringen, hängt wiederum negativ mit der Teilnahme an Weiterbildung zusammen. Das lässt darauf schließen, dass der Zusammenhang von Technik und Weiterbildung nicht immer eindeutig ist und nicht nur positive Effekte für uns Beschäftigte hat. Insbesondere finden wir Hinweise darauf, dass sich im Zusammenhang mit Technik immer noch Ungleichheiten in der Teilnahme zeigen und dass die Ausgestaltung von Arbeitsaufgaben, wie beispielsweise mehr oder weniger Routine, einen Einfluss auf den Zusammenhang haben.

Daher müssen diese Ergebnisse weiterverfolgt werden, denn die Frage nach dem Zusammenhang von Technik und Weiterbildung ist noch nicht umfassend beantwortet. Zudem ermöglichen die ständige Entwicklung immer neuer Technik auch immer neue Richtungen und Möglichkeiten und damit immer mehr Weiterbildungsbedarf. 

Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass Weiterbildung auch in Zukunft im Fokus der Arbeits- und Bildungspolitik stehen muss, um alle Berufstätigen bzw. uns alle, auf die neuen Anforderungen und technischen Veränderungen der Arbeitswelt vorzubereiten.

Somit betrachten wir Weiterbildung als Reaktion auf Technik. 

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Myriam Baum | Technischer Wandel und befristete Arbeitsverhältnisse

Myriam Baum: Führt der technische Wandel eigentlich zu veränderten Arbeitsverhältnissen? 

In vielen von unserem Team geführten Interviews mit bekannten Wissenschaftler*innen, wurde die Gefahr angesprochen, dass der technische Wandel zu verstärkten sozialen Ungleichheiten führen kann - wenn nicht sogar die Entstehung dieser fördert.

Zugrundeliegende Annahme ist unter anderem, dass das Normalarbeitsverhältnis, also 40 Stunden die Woche, unbefristet, usw. ausgedient hat. Denn der Arbeitsmarkt verlangt nach immer mehr Flexibilität. Beispiele hierfür finden sich in der sich immer weiterverbreitenden Gig-Economy in welcher Unternehmen wie Uber, Liferando oder Myhammer als Vermittlungsplattformen fungieren, ohne die Arbeitnehmer selbst anzustellen. 

In unserer Arbeit steht daher im Fokus, wie der technische Wandel die betriebliche Beschäftigungsstruktur verändert. Konkret schauen wir uns an, wie die Einführung von Informations- und Kommunikationstechnologien (kurz: IKT) mit dem Anteil befristeter Arbeitsverträge in Betrieben zusammenhängt. Hierbei konzentrieren wir uns auf Beschäftigte mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen, die sich je nach Ausgestaltung des Vertrages in einem scheinbaren Normalarbeitsverhältnis befinden, aber dennoch oft mit großen Unsicherheiten konfrontiert sind. Dabei wollen wir Hinweise darauf finden, ob sich der technische Wandel nun positiv oder negativ auswirkt.

In unseren Daten haben bis 2016 Betrieb mit IKT-Einführung einen höheren Anteil an befristeten Verträgen - im Vergleich zu Betrieben ohne. Seit 2016 ist es dann relativ ähnlich. Jedoch, wenn man nur die Betriebe mit befristeten Beschäftigten betrachtet, kehrt sich das Verhältnis um. Betriebe ohne IKT-Einführung haben nun höhere Anteile befristeter Beschäftigter. 

Weiterführende Analysen deuten jedoch eher wieder auf einen positiven Zusammenhang hin und damit auf einen höheren Anteil Beschäftigter mit befristeten Verträgen in Betrieben mit IKT-Einführung. Hervorzuheben ist, dass die Beschäftigtenzahl im Betrieb einen sehr großen Einfluss auf diesen Zusammenhang hat. Unsere Analyse unterstreicht, dass wenn man die Reaktionen auf den technischen Wandel untersuchen will, Betriebsdaten eine wichtige Untersuchungsebene sind. 

Dies sind bisher nur vorläufige Ergebnisse, die weitere Untersuchungen benötigen und verstärkt in den Fokus der Forschung rücken sollten. Denn befristete Verträge bieten zwar Flexibilität für beide Vertragsseiten, sind jedoch mit großer Planungsunsicherheit sowohl für Arbeitnehmer, als auch für Arbeitgeber verbunden, denn ein Weggang der Beschäftigten kann mit großen Wissensverlusten einhergehen.

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Teilprojekt Start-ups in der Berufspraxis | Start-ups: Jung, innovativ, Ausbildungsbetrieb?

David Samray: Star-ups sind in aller Munde. Sie sind jung und innovativ und damit wichtig für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen. Für etablierte Wirtschaftsunternehmen sind sie oft Impulsgeber, zum Beispiel mit Blick auf ihre Unternehmenskultur, Geschäftsmodelle oder die Nutzung digitaler Arbeitsmittel.

Nicolai Bör: Allerdings ist häufig zu hören, dass Start-ups nicht genügend Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt finden. Wir, vom Bundesinstitut für Berufsbildung, haben uns deshalb die Frage gestellt, ob die Ausbildung im eigenen Unternehmen auch für Start-ups eine Option sein könnte, Fachkräfte zu gewinnen. In einer Onlinebefragung von Start-ups und in Interviews mit Gründer/-innen und Personen aus der Start-up-Szene haben wir untersucht, in wieweit die Berufsausbildung in der Start-up-Szene verbreitet ist.

Samray: Tatsächlich bilden nur die wenigsten Start-up-Unternehmen selbst aus, obwohl sie häufig Probleme haben Personal zu finden. Einige der Start-ups, die bislang noch nicht ausbilden, könnten sich aber durchaus vorstellen in Zukunft einmal ein Ausbildungsunternehmen zu werden. Vor allem die Möglichkeit, Fachkräfte passgenau für das eigene Unternehmen auszubilden, wird dabei als Vorteil gesehen.

Allerdings brauchen gerade Start-ups häufig auch bereits qualifiziertes Personal und haben zu Beginn oft noch nicht die Strukturen, um selbst auszubilden. Häufig wurde auch angegeben, dass Start-ups zu spezialisiert sind, um alle relevanten Inhalte eines Ausbildungsberufs zu vermitteln. Außerdem sind der Organisationsaufwand und die gesetzlichen Vorschriften für viele der oft sehr kleinen Jungunternehmen eine Herausforderung bei der Anstellung von Auszubildenden.

Bör: In den Interviews wurde aber auch darauf hingewiesen, dass Start-ups oft nicht über die Möglichkeiten der Berufsausbildung informiert sind - und diese deshalb noch nicht als Strategie zur Fachkräftegewinnung im Sinn haben. So wissen sie beispielsweise häufig nicht, dass sie mit anderen Unternehmen zusammen ausbilden könnten. Die sogenannte Verbundausbildung könnte aber gerade für spezialisierte und kleine Unternehmen eine interessante Option zur Fachkräftegewinnung sein. 

Samray: Auch wenn Start-ups insgesamt nicht die "geborenen" Ausbildungsunternehmen sind, gibt es also durchaus Ansatzpunkte, um ihre Ausbildungsbeteiligung zu erhöhen. Start-ups könnten dadurch ihrem Fachkräftemangel begegnen und jungen Menschen gleichzeitig die Chance eröffnen eine Ausbildung in einem modernen und innovativen Arbeitsumfeld zu machen.

Bör: Wenn ihr mehr über unsere Start-up-Studie erfahren wollt, könnt ihr auf unserer Projekthomepage vorbeischauen. Dort findet ihr auch Links zu unseren Publikationen.

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Kathrin Ehmann & Marco Seegers | Ersetzung und Ergänzung von Arbeitsaufgaben

Ehmann: Du bist momentan erwerbstätig?

Seegers: Dann denk einmal an die Arbeitsaufgaben, die du tagtäglich an deinem Arbeitsplatz ausübst.

Ehmann: Führst du häufig dieselben Aufgaben?

Seegers: Folgen die Aufgaben einem bestimmten Muster?

Ehmann: In den Medien kursieren immer wieder Berichte, dass immer mehr Aufgaben zukünftig durch digitale Technik ersetzt werden könnten.

Vor allem Aufgaben, die gut in kleinteilige Schritte eingeteilt werden können und exakt gleich ablaufen, könnten tendenziell durch Computerprogramme oder computergesteuerte Maschinen erledigt werden. Mit der Marktreife neuer Technologien könnten jedoch auch komplexe Aufgaben in höherqualifizierten Berufen zunehmend durch Technik ausgeführt werden. 

Doch mögliche und tatsächliche erfolgte Ersetzung von Arbeitsaufgaben durch Technik sind nicht gleichzusetzen. Rechtliche, ethische, wirtschaftliche und soziale Hürden können der Ersetzung entgegenstehen. Arbeitsaufgaben werden somit nicht durch Technik ersetzt, obwohl dies nach aktuellem Stand der Technik möglich wäre.

Aus der Gegenperspektive kann dir Technik dabei helfen, deine Arbeitsaufgaben einfacher, schneller und effizienter auszuüben. Und manchmal kommen mit neuer Technik auch neue Aufgaben hinzu. 

Ein Ziel unseres Forschungsprojektes ist es herauszufinden, welche verschiedenen Technikarten Arbeitsaufgaben eher ergänzen oder ersetzen und unter welchen Bedingungen dies passiert. Insbesondere interessiert uns, welchen Einfluss die Rahmenbedingungen des Arbeitsplatzes und des Betriebs auf den Einsatz von Technik haben. 

Wir überprüfen, ob die Verwendung bestimmter Technik davon abhängt, wie den Betrieb die Arbeit organisiert, wie dein Arbeitsplatz ausgestattet ist und welche Kompetenzen du mitbringst. 

Seegers: Zur Beantwortung unserer Fragen nutzen wir repräsentative Umfragedaten von Erwerbstätigen in Deutschland zwischen 2006 und 2018. 

So können wir zum Beispiel zeigen, dass neue Software am Arbeitsplatz einen anderen Einfluss auf Arbeitsaufgaben hat als eine neue Maschine. Technik ist somit nicht gleich Technik. Die Auswirkungen unterschieden sich auch je nach Beruf. 

Noch zentraler ist das Ergebnis, dass auch solche Aufgaben, die nach aktuellem Stand der Technik ersetzt werden könnten, durch Technik eher ergänzt werden. 

Trotz der recht verbreiteten Annahmen über technisch ersetzbare Arbeitsaufgaben, finden wir keinen universellen Zusammenhang zwischen einer bestimmten Technikart und Arbeitsaufgaben. Das heißt: Weder die Technik an sich, noch die Art der Aufgabe bestimmen die Auswirkungen von Technik. 

Ob deine Arbeitsaufgaben durch Technik ersetzt werden, oder Technik dich eher unterstützt, hängt also von deutlich mehr ab als der Tatsache, dass es technisch möglich wäre. Beispielsweise untersuchen wir momentan die Bedeutung komplexer Arbeitsumfelder. Ergebnisse dazu folgen in Kürze. 

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Ugur Sevindik | Verbreitung und Einsatz Künstlicher Intelligenz in Deutschland

Off: Wird Künstliche Intelligenz den Arzt ersetzen? Algorithmen ersetzen Juristen: Werden Anwälte jetzt überflüssig? Den Pulitzerpreis gewinnt die KI noch nicht, aber sie kommt ihm immer näher.

SevindikDu hast den Beruf Bus- oder LKW-Fahrerin gelernt? Du arbeitest als Verkäuferin oder in der Logistik? Du bist Journalistin, Anwältin oder Ärztin? 

Dann gehörst du zu den Menschen, deren Beruf und Tätigkeit in naher oder ferner Zukunft von Robotern oder Computern ausgeübt werden - oder etwa nicht? Maschinen haben auf jeden Fall Fähigkeiten, von denen wir Menschen nur träumen können. Andersherum gilt das aber genauso. 

Manche unserer menschlichen Fähigkeiten sind bisher nicht und werden vermutlich auch nie auf Maschinen übertragbar sein. diese jeweiligen Vorteile müssen aber nicht gegeneinander ausgespielt, sondern können auch ergänzend zueinander betrachtet werden. Und dennoch hört man vor allem von den Studien, die eine Ersetzbarkeit der menschlichen Arbeitsplätze oder Berufe von sehr hohen Anteilen prognostizieren, statt von denen, die einen Gewinn an Arbeitsplätzen durch den Einsatz neuer Technologien vorhersagen. 

Aber warum ist das so? Warum wird Künstliche Intelligenz als unmittelbare Bedrohung für die menschliche Arbeit dargestellt, obwohl nur ein Bruchteil der Unternehmen in Deutschland überhaupt angibt, KI zu nutzen, wie in dieser Studie aus verschiedenen Datensätzen ermittelt wurde. 

Fakt scheint zu sein: Die Verbreitung von Informations- und Kommunikationstechnologien nimmt zu und bedingt damit eine Zunahme von KI-Technologien und steigert ihre Relevanz innerhalb der Unternehmen. Schon jetzt scheint auch klar, dass zwar überwiegend hochqualifizierte Beschäftigte mit KI arbeiten, aber nicht ausschließlich. 

KI geht also jetzt schon Beschäftigte mit jeder Qualifikation was an. 

Eine Frage, die bei der Beschäftigung mit diesen Problematiken immer präsent war, hat sich auch schon Frau Sabine Pfeiffer gestellt: Wieso überlegen wir uns, wie wir die KI so einsetzen können, dass sie uns ersetzt, statt sie so einzusetzen, dass sie für uns arbeitet und für uns die großen Probleme der Gesellschaft löst, wenn sie doch so fähig ist. 

Das bedeutet, wir haben die direkten Gestaltungsmöglichkeiten. Wir können miteinander darüber bestimmen und aushandeln, welche Richtung die Entwicklung von Technik im Allgemeinen und von KI im Speziellen nimmt. Und das gilt nicht nur für die technische Seite, sondern auch für rechtliche, ethische und moralische Aspekte.

Immerhin ist eine funktionierende KI abhängig von Daten, und wer liefert die Daten? Wir. 

Statt von der Ersetzung der menschlichen Arbeitskraft zu reden, ist damit auch ein Narrativ möglich, dass den Menschen, weil Maschinen diese übernehmen, weg von Routine- oder gefährlichen Tätigkeiten zu komplexeren, motivierenden Tätigkeiten führt.

Auch die Qualität der Arbeit könnte durch die Steigerung der menschlichen Fähigkeiten mittels Mensch-Maschine-Interaktion positiv beeinflusst werden. Dies wiederum könnte die Motivation der Beschäftigen steigern und so ungeahnte Potenziale freisetzen, 

So könnte die fortschreitende Digitalisierung auch eine Chance sein, die Rolle des Menschen in der Arbeitswelt nicht nur zu verändern, sondern gleich neu zu definieren. 

Noch haben wir dafür genug Spielraum, wie auch die weiterführenden Ergebnisse der Studie zeigen, die ihr unter dem unten angezeigten Link finden könnte. Diese soll als Grundlage für zukünftige Forschungsarbeiten dienen, die bereits in der Planung sind. 

Wichtig ist also, dass wir heute schon was aus den Gestaltungsmöglichkeiten machen, die wir haben. Vielen Dank fürs zuhören.

 

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Dr. Michael Tiemann | Über den Umgang mit technischem Wandel in Büroberufen

Wo findet eigentlich technischer Wandel statt? 

Wenn wir an technischen Wandel in der Arbeitswelt  denken, dann fallen uns Roboter ein, große Maschinen, vielleicht auch Arbeiterinnen und  Arbeiter in Blaumännern, die mit diesen Maschinen umgehen. Aber ist nur das technischer Wandel?

Schreibmaschinen kennen nur noch Wenige aus eigener Anschauung, Faxgeräte finden wir befremdlich alt.  Rechenmaschinen nutzen wir nicht mehr und Stenographieren können nur noch die Wenigsten. 

Schreib- und Rechenmaschinen, Faxgeräte, Modems – erst in den letzten 40 Jahren sind diese technischen Helfer aus dem Alltag von Bürobeschäftigten verschwunden. An ihre Stelle traten Computer. 

Das ist technischer Wandel. Im Büro. Seit über 40 Jahren. 

Etwa 13 Prozent der Erwerbstätigen, über sechs Millionen Personen, arbeiteten 2017  in einem Büroberuf. Im gleichen Jahr haben fast 59.000 Menschen eine Ausbildung in einem solchem Beruf begonnen – mehr als zehn Prozent aller neuen Ausbildungsverträge in 2017. Unsere Ergebnisse betreffen also einen großen Teil der Erwerbstätigen, heute und in Zukunft. 

Auch politisch sind sie wichtig. Wir können zeigen, wie technischer Wandel in Büroberufen ablief und gesteuert werden kann. 

Büroberufe waren immer Teil der technischen (Anwendungs-)Geschichte, oft waren sie vor anderen Berufen mit technischen Entwicklungen konfrontiert. Getragen von einem „Pioniergeist“ wurden technische Neuerungen von Bürobeschäftigten unterstützend genutzt. 

Über die Zeit steigen die Anforderungen an das Arbeitsvermögen in fast allen Büroberufen – und die Beschäftigten fühlen  sich diesen Anforderungen gewachsen. Darauf bereitet auch die Ausbildung im dualen 
System vor. Die Absolventinnen und Absolventen von Büroberufsausbildungen gelten als Spezialistinnen und Spezialisten mit breiter Basis. Die Wandelbarkeit der Ausbildung immunisiert Betriebe vor neuen Phänomenen und zukünftigen Entwicklungen. Dazu gehört auch – auf beiden Seiten: Ausbildung und Betriebe – die zunehmende Einbindung digitaler Techniken.

Mehr zu diesen und weitere Ergebnisse zu: Weiterbildungen, der betrieblichen Sicht, der Frage, wie sehr Technikeinführung durch Beschäftigte getragen wurde, zu der zukünftigen Entwicklung von Angebot und Nachfrage und vieles mehr enthält unsere Studie „Umgang mit technischem Wandel in Büroberufen“.
 

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Dr. Ralf Dorau | Digitalisierung: Zuwachs prekärer Beschäftigungsverhältnisse bei Geringqualifizierten?

Wie unterscheidet sich eigentlich die Qualifikation der Beschäftigten in stärker digitalisierten Betrieben? Gibt es einen niedrigeren Bedarf an gering qualifizierten Arbeitskräften, weshalb deren Einkommen sinkt und sich damit der Anteil prekärer Beschäftigung erhöht?

Zwar steigt mit der Digitalisierung des Arbeitsplatzes das Ausbildungsniveau der Beschäftigten stetig an. Auf der Betriebsebene sieht das aber etwas anders aus: Tatsächlich ist in stärker digitalisierten Betrieben, der Anteil hochqualifizierter Arbeitskräfte größer und der mit mittlerer Qualifikation geringer. Aber: Es gibt nicht weniger gering qualifizierte Arbeitskräfte in diesen Betrieben.

Es scheint also in den Betrieben, unabhängig vom Ausmaß der Digitalisierung, einen relativ konstanten Anteil an Arbeitsplätzen für Unqualifizierte zu geben, die weniger digitalisiert sind. Wird die Veränderung der betrieblichen Digitalisierung von 2011 auf 2016 untersucht, ist keine Auswirkung auf die Qualifikationszusammensetzung des Betriebs zu erkennen. Gleichwohl gibt es in diesem Zeitraum eine allgemeine Tendenz zu Höherqualifizierung und natürlich zu mehr Digitalisierung.

Daher steigt der Anteil prekärer Beschäftigung mit zunehmender Digitalisierung nicht. Insgesamt ist in stärker digitalisierten Betrieben die berufliche Integration sogar gelungener. Dies liegt aber vor allem daran, dass gerade umsatzstarke Betriebe in besonderem Ausmaß digitalisiert sind und sich eher höhere Löhne erlauben können. Wird der Umsatz eines Unternehmens berücksichtigt, zeigen sich kaum Unterschiede zwischen mehr oder weniger digitalisierten Betrieben. Tendenziell ist der Anteil geringer Einkommen in stärker digitalisierten Betrieben dennoch etwas kleiner.

Im Vergleich zwischen 2011 und 2019 steigt die berufliche Integration bei den einzelnen Beschäftigten. Dies erklärt sich zum einen aus der Verringerung der allgemeinen Arbeitslosenquote, zum anderen aus der größeren individuellen Berufserfahrung der Befragten. Die Digitalisierung hat darauf allerdings keinen Einfluss.

Insgesamt erscheint die Auswirkung der Digitalisierung tendenziell eher positiv oder zumindest neutral hinsichtlich der beruflichen Integration der Beschäftigten. Auch innerhalb einzelner Branchengruppen und Berufsfelder können im Zeitvergleich keine negativen Effekte auf die berufliche Integration entdeckt werden.