Das Zusammenspiel von Berufsorientierungen, räumlicher Mobilität und Gelegenheitsstrukturen für den Übergang Jugendlicher in die Berufsausbildung
Linda Hoffmann
Ein erfolgreicher Übergang in die Berufsausbildung ist zentral für die soziale Positionierung und den weiteren Lebensverlauf von Jugendlichen. Ob und wie Jugendliche ihre individuellen Berufsorientierungen erfolgreich realisieren können, muss jedoch auch im Kontext ihrer strukturellen Gelegenheiten vor Ort betrachtet werden. Denn der Ausbildungsmarkt in Deutschland ist geprägt von starken regionalen Unterschieden: sowohl hinsichtlich des Angebots von Ausbildungsstellen und der Besetzung ebendieser sowie auch der Art bzw. dem Anteil bestimmter Berufe und Branchen.
Entsprechende räumliche Disparitäten machen auf zwei zentrale Aspekte aufmerksam: zum einen sind erfolgreiche Übergänge abhängig von regionalen Gelegenheitsstrukturen, zum anderen können darüber hinaus individuell oder sozial vermittelte Selbstselektionsprozesse Jugendlicher von Bedeutung für erfolgreiche Übergänge sein. Insbesondere im Kontext ungünstiger regionaler Gelegenheitsstrukturen kann es erforderlich sein, dass Jugendliche, die keine passende Ausbildung vor Ort finden, ihre beruflichen Orientierungen oder ihre Mobilitätsbereitschaft anpassen, um dennoch einen erfolgreichen Übergang in die Ausbildung zu realisieren.
Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen des Promotionsvorhabens untersucht werden, welche Rolle Berufsorientierungen und räumliche Mobilität für erfolgreiche Übergänge im Kontext räumlicher Gelegenheitsstrukturen spielen, wie sie sich beim Zugang zur Ausbildung verändern und was sie bedingt. Konkret werden folgende drei Teilforschungsfragen behandelt:
- Welche Faktoren beeinflussen die räumliche Mobilität Jugendlicher beim Übergang in die Berufsausbildung?
- Verändern ausbildungssuchende Jugendliche ihre Berufsorientierungen oder ihre Mobilitätsbereitschaft – und welche Rolle spielen hierbei räumliche Gelegenheitsstrukturen?
- Unterscheiden sich die Übergangsmuster der Ausbildungsverläufe in Abhängigkeit räumlicher Mobilität und beruflicher (Re-)Orientierungen?
Zur Untersuchung der Forschungsfragen werden in erster Linie Längsschnittdaten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) herangezogen, die umfangreiche Informationen zu individuellen Übergangsverläufen von der Schule bis in die Ausbildung und relevanten Einflussfaktoren enthalten. Zusätzlich werden die Daten mit Regionalindikatoren (z.B. Pendlersaldo, Anteil spezifischer Berufssektoren, mobilitätsbereinigte Angebots-Nachfrage-Relation) erweitert, um regionale und überregionale Gelegenheitsstrukturen abzubilden. Methodisch werden längsschnittliche und sequenz- bzw. mehrebenen-analytische Verfahren angewandt, um zeitliche Veränderungsprozesse sowie räumliche Kontexteinflüsse adäquat untersuchen zu können.