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Weiterführende Informationen

Tabellarische Auswertungen zur Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt 2010 im Internetangebot des BIBB unter www.bibb.de/erhebung-2010

Differenzierte Analysen zur Ausbildungsmarktentwicklung auf der Grundlage der BA-Statistik im neuen Heft 121 der "Wissenschaftlichen Diskussionspapiere" des BIBB unter www.bibb.de/wdp/ausbildungsmarkt-2010  

Über die regionalen Unterschiede im Umgang mit Bewerber/-innen ohne betriebliche Berufsausbildungsstelle wird zudem im neuen Heft 6/2010 der BIBB-Fachzeitschrift "Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis" (BWP) berichtet, das dem Themenschwerpunkt "Regionale Bildungsmärkte" gewidmet ist. Weitere Informationen unter www.bibb.de/bwp/6-2010

Ansprechpartner:

Dr. Joachim Gerd Ulrich
Andreas Krewerth
Simone Flemming
Ralf-Olaf Granath

BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge 2010

Joachim Gerd Ulrich, Andreas Krewerth, Simone Flemming, Ralf-Olaf Granath

Im Zeitraum vom 01.10.2009 bis 30.09.2010 wurden bundesweit 560.100 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, 0,8% weniger als im Jahr zuvor. Zusammen mit den unbesetzten Ausbildungsplätzen betrug das Ausbildungsplatzangebot somit 579.600 Plätze (-1.900 bzw. -0,3%). Ungeachtet des Rückgangs waren die Ausbildungsmarktchancen der Jugendlichen etwas besser als 2009. Denn die Ausbildungsplatznachfrage der Jugendlichen sank als Folge der demografischen Entwicklung stärker als das Angebot und lag 2010 nur noch bei 644.600 (-12.400 bzw. -1,9%). Damit standen rein rechnerisch je 100 Nachfragern 89,9 Ausbildungsangebote gegenüber (2009: 88,5).

Veröffentlicht: 17.12.2010
URN: urn:nbn:de:0035-0512-5
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Übersicht 1: Ausbildungsmarktlage in den Berichtsjahren 2009 und 2010

Das ist das Ergebnis der aktuellen BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September 2010.

Die BIBB-Erhebung zum 30. September wird jährlich auf der Grundlage des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) in direkter Zusammenarbeit mit den für die Berufsausbildung zuständigen Stellen durchgeführt. Berücksichtigt werden alle Ausbildungsverträge, die zwischen dem 1. Oktober des Vorjahres und dem 30. September des laufenden Jahres neu abgeschlossen und nicht vorzeitig wieder gelöst wurden. Die Daten der BIBB-Erhebung können mit den Daten der Bundesagentur für Arbeit zu den Ende September noch unbesetzten Berufsausbildungsstellen und den noch suchenden Ausbildungsstellenbewerbern verbunden werden. Damit lassen sich zeitnah wichtige Informationen zum Marktgeschehen und zur Entwicklung von Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage gewinnen.

Trotz der verbesserten Marktlage blieb es für einen größeren Teil der Jugendlichen schwierig, einen Ausbildungsplatz zu finden. Zum Stichtag 30. September - mehrere Wochen nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres - waren 84.600 (13,1%) Ausbildungsplatznachfrager immer noch auf Lehrstellensuche (2009: 92.800 bzw. 14,1%).

Übersicht 2: Ende September noch suchende Ausbildungsstellenbewerber und ihr Anteil an allen Ausbildungsplatznachfragern

Die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge setzen sich zusammen aus "betrieblichen" Ausbildungsverhältnissen, deren praktischer Teil ausschließlich oder überwiegend betrieblich finanziert wird, sowie aus "außerbetrieblichen" Ausbildungsverhältnissen, bei denen auch der praktische Teil (überwiegend) öffentlich finanziert ist. Die Differenzierung nach beiden Finanzierungsformen ergibt nun, dass 2010 allein das überwiegend öffentlich finanzierte Angebot zurückging (bundesweit um -4.800 bzw. -10,4% auf 41.000), während das ausschließlich oder überwiegend betrieblich finanzierte Angebot mit 519.000 leicht höher ausfiel als im letzten Jahr (+500 bzw. +0,1%).

Übersicht 3: Neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse in den Berichtsjahren 2009 und 2010 nach Art der Finanzierung

Die West-Ost-Differenzierungen in den drei Übersichten zeigen, dass von den Rückgängen des Ausbildungsangebots allein der Osten betroffen war, wobei hier sowohl die Zahl der (überwiegend) öffentlich finanzierten Ausbildungsverhältnisse als auch die Zahl der betriebliche Ausbildungsverträge sanken. Dennoch entwickelten sich die Ausbildungschancen  der ostdeutschen Jugendlichen noch positiver als im Westen. Dieses paradox anmutende Ergebnis ist Folge des drastischen Einbruchs der Schulabgänger- und Bewerberzahlen, den Ostdeutschland in den vergangenen Jahren erfahren musste. Registrierte die Bundesagentur für Arbeit 2001 noch 228.800 Ausbildungsstellenbewerber, waren es 2010 nur noch 94.700. Die Rückgänge waren so stark, dass die immer weniger werdenden Jugendlichen trotz sinkender außerbetrieblicher und betrieblicher Ausbildungsangebote bessere Chancen als in früheren Jahren und inzwischen auch bessere Chancen als ihre Altersgenossen in den alten Ländern haben. Zugleich wird es für die ostdeutschen Betriebe zunehmend schwieriger, ihre Ausbildungsplätze besetzen zu können. Die Zahl der unbesetzten Stellen stieg in den neuen Ländern und Berlin um 38,6% auf nunmehr 3.665. Somit blieben hier 4,8% des betrieblichen Angebots ungenutzt (2009: 3,4%), in Westdeutschland dagegen 3,4% (2009: 3,2%).

Übersicht 4: Ende September noch unbesetzte (betriebliche) Ausbildungsstellen und ihr Anteil an allen (überwiegend) betrieblich finanzierten Ausbildungsplatzangeboten

Ausblick auf die kommenden Jahre

Für das Jahr 2011 ist im Osten Deutschlands mit einem nochmaligen Rückgang der Schulabgängerzahlen zu rechnen. Erst danach stabilisieren sich die Zahlen wieder, bleiben aber dauerhaft deutlich unter dem Niveau zu Anfang dieses Jahrtausends. Im Westen ist 2011 die Entwicklung zweigeteilt. Die Zahl der nichtstudienberechtigten Schulabgänger und -absolventen (die Hauptklientel der dualen Berufsausbildung) sinkt erneut, während es aufgrund der doppelten Abiturientenjahrgänge in Bayern und Niedersachsen deutlich mehr Studienberechtigte geben wird als 2010. In den weiteren Jahren stabilisiert sich die Zahl der nichtstudienberechtigten Abgänger und Absolventen etwas, und 2013 bis 2015 werden in weiteren alten Ländern (u.a. Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen) doppelte Abiturientenjahrgänge erwartet. Spätestens ab 2017 aber sinken dann aber sowohl die Zahl der nichtstudienberechtigten als auch die Zahl der studienberechtigten Abgänger und Absolventen deutlich.

Übersicht 5: Entwicklung der Zahl der Schulabgänger und -absolventen aus allgemeinbildenden Schulen von 2001 bis 2020 (Bund, Ost, West)