International Expert Monitor zu dualisierten Formen der beruflichen Erstausbildung
Im Rahmen des International Expert Monitor (IEM) -Projekts fand am 12. Oktober 2022 der erste virtuelle Workshop "IEM Results, Reflections and the next Round" statt. Auf Einladung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) tauschten sich die teilnehmenden internationalen Expertinnen und Experten aus dem IEM-Netzwerk über die Ergebnisse der ersten Erhebungsrunde aus und beteiligten sich aktiv an der Gestaltung der nächsten Erhebungsrunde (Runde 2), welche Ende dieses Jahres beginnen wird.
Der IEM ist ein Entwicklungsprojekt, das gezielt erfassen möchte, wie sich dualisierte Formen der beruflichen Erstausbildung innerhalb Europas und in ausgewählten außereuropäischen Ländern entwickeln. Zu diesem Zweck wird einmal jährlich ein Netzwerk von Expertinnen und Experten befragt. Die erste Befragung fand zwischen Dezember 2021 und April 2022 statt und die Ergebnisse dieser ersten Runde wurden als Diskussionsgrundlage für den Workshop genutzt. Insgesamt wurden 36 Länder/ Regionen durch den IEM erfasst, darunter 24 der EU-27-Länder.
Der IEM wurde ins Leben gerufen, um eine Lücke in der international vergleichenden Berufsbildungsforschung zu schließen, indem eine enge Definition von dualisierten Formen der beruflichen Erstausbildung als Ausgangspunkt genutzt wird. Eine solche enge Definition ermöglicht den Vergleich recht ähnlicher Systeme/ Programme verschiedener Länder, was bei anderen Instrumenten, die weiter gefasste Definitionen des berufsbezogenen Lernens in der Berufsbildung verwenden, oft schwierig ist. Zu diesem Zweck umfasst die Erhebung nur solche Formen der Erstausbildung, die: sich primär an junge Menschen vor dem Arbeitsmarkteintritt richten; einen betrieblichen Ausbildungsanteil von mind. 40 Prozent enthalten (dies inkludiert z.B. auch das praktische Training in Schulen); auf einer schriftlichen Vereinbarung zwischen dem/ der Auszubildenden, dem Arbeitgebenden und/ oder der Ausbildungseinrichtung basieren; eine Bezahlung/ finanzielle Kompensation beinhalten; eine Dauer von mindestens zwei Jahren aufweisen; ab ISCED-Stufe 3/ EQF-Stufe 3 angesiedelt sind und zu einem formalen, übertragbaren Bildungsabschluss führen.
Der IEM wird dabei als ein lebendiges Projekt verstanden – in dem Sinne, dass die teilnehmenden Expertinnen und Experten die Arbeit des Projekts mitgestalten können. Folglich war der Workshop so konzipiert, dass die teilnehmenden Expertinnen und Experten die Aufnahme von Elementen/ Themen einbringen konnten, die für sie bzw. die breitere Forschungsgemeinschaft von Interesse sind.
Fazit des Workshops
Die Diskussionen haben gezeigt, dass die Ergebnisse, die mit Umfragen erzielt werden können, eher begrenzt sind, da sie oft zu allgemein gehalten und in Teilen zu eurozentrisch sind. Es wurde jedoch auch bestätigt, dass die Ergebnisse des IEM trotzdem gut in der Lage sind, interessante Trends und Entwicklungen innerhalb der Länder aufzuzeigen (die später noch genauer untersucht werden können). Darüber hinaus waren sich die Experten einig, dass die offenen Fragen zu Herausforderungen, Trends und Entwicklungen diejenigen waren, bei denen ein unmittelbarer Erkenntnisgewinn erzielt werden konnte und die als nützlich für die eigene Arbeit/ das eigene Verständnis angesehen wurden.
Die teilnehmenden Expertinnen und Experten stimmten darin überein, dass die enge Definition von dualisierten Formen der beruflichen Erstausbildung sinnvoll ist und die systematische Erfassung solcher Programme und ihrer Entwicklung im Laufe der Zeit eine Wissenslücke schließt. So wurde unter anderem angeregt, dass das IEM noch mehr dazu genutzt werden sollte, Bereiche abzudecken, zu denen noch nicht viele vergleichende Informationen über duale Formen der Berufsausbildung vorliegen, wie z.B. die finanzielle Förderung (für Ausbildungsbetriebe, Auszubildende etc.), die Kooperation zwischen Ausbildungsbetrieb und Schule, die Bewertung und Dokumentation der betrieblichen Ausbildung, Modelle dritter Lernorte, Ausbildungsverbünde und Governance & Capacity Building bei Intermediären für Arbeitgeber/ Unternehmen. Diese Erkenntnisse werden in die Entwicklung der kommenden Befragungsrunde einfließen.