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AGBFN-Forum: Gerechtere Wirtschaft durch KI - Chance oder Utopie?

28.11.2022

Am 23. September 2022 lud die Gesellschaft für sozioökonomische Bildung und Wissenschaft zu ihrer 5. Jahrestagung unter dem Thema "Humane Ökonomie – selbstverständlicher Auftrag sozioökonomischer Bildung und Wissenschaft oder sozialromantische Utopie?" in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz (AG BFN) und dem Lehrstuhl Wirtschaftspädagogik an die Humboldt-Universität zu Berlin ein.

Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde das Praxisforum zum Thema „Gerechtere Wirtschaft durch KI – Chance oder Utopie?“ vom KoDiA-Team angeboten. Unter der Moderation von Prof. Dr. Heister diskutierten Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis die Auswirkungen der Digitalisierung und speziell der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Gerechtigkeit in der Wirtschaft.

Zu Beginn der lebhaften Diskussion zwischen Prof. Dr. Hans Pieper (Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft), Michael Rothe (Geschäftsführer der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Nord GmbH), Meike Weiland (BIBB) und Tim Komorowski (BIBB) – beide sind für Dr. Bettina-Johanna Krings vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse in Karlsruhe eingesprungen, die leider verhindert war – wurden verschiedene Gerechtigkeitsprinzipien erörtert. Prof. Dr. Hans Pieper betonte, dass es von größter Bedeutung ist verschiedene Gerechtigkeitsprinzipien – wie das Gleichheitsprinzip, die Leistungsgerechtigkeit, die Bedarfsgerechtigkeit, die Verteilungsgerechtigkeit, die Geschlechtergerechtigkeit und die Chancengerechtigkeit – genau auszutarieren und zu unterscheiden. Eine klare Trennung dieser Prinzipien sei, so Prof. Pieper, notwendig, um Konflikte zu vermeiden und die Wirtschaft gerechter zu gestalten.

Nach dem philosophischen Start der Diskussion zu Grundsätzen der Gerechtigkeit nach Kant, Rawls, Nussbaum und Sen, wurden die theoretischen Konzepte mit den aktuellen Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit verbunden. Die Runde war sich einig, dass die Digitalisierung und speziell KI großes Potential bietet, die Wirtschaft gerechter zu machen. Herr Komorowski betonte, dass die fortschreitende Entwicklung im Bereich KI zunehmend die Bereitstellung stärker individualisierter Lernangebote ermöglicht. KI-basierte Lernplattformen können sich an die Lernvoraussetzungen der Lernenden anpassen und die Heterogenität von Lernenden berücksichtigen. So können unterschiedliche Gruppen von Lernenden gezielt adressiert und damit eine gerechtere Partizipation im Bereich Bildung und Arbeit erreicht werden. Frau Weiland merkte an, dass die Verbindung von KI und Nachhaltigkeit vielfältige Einsatzmöglichkeiten beinhaltet und zu einer gerechteren Wirtschaft beitragen kann. So können durch KI beispielsweise Risiken für Vögel durch Windräder reduziert, Lebensmittel im Einzelhandel bedarfsgerechter vorgehalten, Gefährdungen am Arbeitsplatz reduziert und Bildungschancen verbessert werden. Herr Rothe sieht in KI auch ein großes Potential für die Lebensmittelindustrie. Am Beispiel des Bäckerhandwerks zeigte er, wie durch KI-basierte Nachfrage-Vorhersagen eine Überproduktion des jeweiligen Betriebes vermieden sowie mit App-basiertem Monitoring Ofenlaufzeiten verkürzt und somit der Stromverbrauch gesenkt werden kann. Herr Rothe betonte, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) teilweise großen Unterstützungsbedarf haben, um das Potential von KI zu nutzen. Es fehlt aktuell noch an der benötigten IT-Infrastruktur, der Bereitstellung von relevanten Datensätze und an den digitalen Kompetenzen der Beschäftigten.  

Die angeregte Podiumsdiskussion hat gezeigt, dass KI ein enormes Potential besitzt, zu einer gerechteren Wirtschaft beizutragen. KI-basierte Systeme bieten unzählige Möglichkeiten, um eine gerechtere Wirtschaft zu schaffen - und diese Chancen sollten allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren offenstehen. Dies bedeutet, dass das Feld nicht allein den großen Wirtschaftsunternehmen überlassen werden, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen mitgenommen werden sollten. Damit dies gelingt, benötigen wir u.a. auch eine angemessene und adressatengerechte Sprache für den Austausch über das Zukunftsthema KI-basierte Systeme in einer gerechteren Gesellschaft.

Hier finden Sie einen ausführlichen Bericht der Veranstaltung.