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Leere Büros? Büroarbeit unter dem Einfluss von Digitalisierung und Corona-Pandemie

20.03.2023

Eine neue Publikation des BIBB in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Soziologie (Technik – Arbeit – Gesellschaft) der FAU Erlangen-Nürnberg analysiert den Arbeitsalltag und die (zukünftige) Arbeitsmarktsituation von Bürobeschäftigten in Deutschland im Horizont von Digitalisierung und Corona.

Im März 2020 und in Folge der ausbrechenden Corona-Pandemie verlagerte sich ein großer Teil der Büroarbeit ins Homeoffice. Dass diese Umstellung in weiten Teilen funktionierte, war den technischen Möglichkeiten, aber auch dem Engagement der Bürobeschäftigten zu verdanken, die entsprechende Transformationsprozesse mitgestalteten. Wie die Bürobeschäftigten diese Situation bewältigten und welchen langfristigen Auswirkungen und Veränderungen sich die Beschäftigten in Zukunft stellen müssen, analysiert eine neue Publikation des Bundesinstituts für Berufsbildung in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg auf der Grundlage quantitativer und qualitativer Methoden und Datenquellen.

Die Ergebnisse einer Szenarioanalyse legen nahe, dass sich die Zahl der Beschäftigten in Büroberufen bis zum Jahr 2040 um ca. 880.000 reduzieren wird. Auch eine Erhöhung der Erwerbslosgenquote ist zu erwarten. Betroffen hiervon sind insbesondere Sekretariatsberufe und die Branchen (Groß-)Handel, öffentliche Verwaltung, Erziehung und Unterricht sowie Gesundheitswesen. In der Logistik sowie der IT- und Informationsdienstleistungen sind hingegen eine Zunahme von Arbeitsplätzen zu erwarten. Auch das Anforderungsniveaus der Tätigkeiten nimmt stetig zu und nachrückende Generationen von Bürobeschäftigten werden in höherem Maße akademisch ausgebildet sein. Im Vergleich zu den Beschäftigten anderer Berufe lässt sich bei Bürobeschäftigten jedoch keine nennenswert höhere Entlassungsangst im Zuge technischer Veränderungen feststellen. Die Digitalisierung gehört vielmehr längst zum Alltag vieler Beschäftigter und wird nicht mehr als radikaler Wandel wahrgenommen.

Die Corona-Pandemie hat hingegen kaum Auswirkungen auf die strukturelle Arbeitsmarktsituation, beeinflusst jedoch den erlebten Arbeitsalltag der Bürobeschäftigten auf individueller Ebene in erheblichen Maße. Unter anderem förderte die Corona-Pandemie die Akzeptanz digitaler Technologien (etwa Videotelefonie) und Arbeitsformen (Homeoffice) im Arbeitsalltag. Befragte Beschäftigte sowie Expertinnen und Experten machen aber deutlich, dass die Digitalisierung kein Selbstläufer ist und von den beteiligten Akteuren vielmehr selbst gestaltet werden muss. Auch wird die Arbeit im Homeoffice durchaus ambivalent bewertet, da das alltägliche Miteinander und der persönliche Austausch verloren gingen. Zudem wurde die stellenweise schlechte Vorbereitung der gestiegenen Heimarbeit kritisiert und Sorgen um die Mitbestimmung der zukünftigen Arbeitsgestaltung geäußert.

Die Publikation ist als Working Paper in der Reihe „Labouratory“ (#6-2023) des Lehrstuhls für Soziologie (Technik – Arbeit – Gesellschaft) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg erschienen und steht als kostenloser Download im Open Access zur Verfügung.