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Erste Hilfe bei Schwierigkeiten in der generalistischen Pflegeausbildung

Hast Du Schwierigkeiten in Deiner Pflegeausbildung? Denkst Du vielleicht sogar über einen Abbruch nach? Auf unserer Deutschlandkarte führen wir Angebote in den verschiedenen Regionen Deutschlands auf, die Dich unterstützen können. Schau nach Angeboten in Deiner Region, Du findest hier alle nötigen Kontakte. Mach Dir ein Bild von Deiner persönlichen Situation – auf dieser Seite findest du einige Fragen, die Du Dir dazu stellen kannst – und lass Dich beraten!

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Wir wissen, dass es viele Gründe gibt, die eine erfolgreiche Berufsausbildung in der Pflege erschweren. Es gibt aber Hilfe! Selbst dann, wenn Dir deine Situation bereits ausweglos erscheint.
Erstmal gilt: Es ist immer gut, wenn Du Deine Probleme offen ansprichst – auf der Arbeit, in der Schule oder im privaten Umfeld. 

Mach Dir klar: Dein Arbeitgeber hat großes Interesse daran, dass Du Deine Ausbildung erfolgreich abschließt! Auf der Arbeit solltest Du alles ansprechen können, was Dich in Deiner Ausbildung beschäftigt. 

Wen sprichst du am besten an?

Deine Praxisanleitung ist Deine erste Ansprechperson für alle Ausbildungsbelange. Aber auch Team- und Geschäftsleitungen sollten für Deine Fragen und Bedenken offen sein. Darüber hinaus gibt es in den meisten Betrieben eine von den Beschäftigten gewählte Interessenvertretung: Bei kirchlichen Trägern ist das die Mitarbeitervertretung (MAV), bei staatlichen Trägern der Betriebsrat. Nicht zuletzt können Dir natürlich auch Deine Kolleginnen und Kollegen Rat und Hilfestellung geben. Oft kann Dich Dein Arbeitgeber auch in Problemlagen unterstützen, die nicht unmittelbar mit der Arbeit zu tun haben.

Auch Deine Pflegeschule kann Dir helfen, insbesondere in fachlichen Fragestellungen. Lehrende können Dich anleiten, wie Du Inhalte nachholen oder wo Du zusätzliche Unterstützung finden kannst. Häufig können sie Dir auch wertvolle Gesprächspartner/-innen in persönlichen Notlagen sein. In einigen Bundesländern gibt es außerdem für solche Fälle spezielle Ansprechpersonen an den Schulen, Vertrauenslehrer/-innen oder auch Schulpsychologinnen und -psychologen. Idealerweise helfen diese auch in Streitfällen mit dem Arbeitgeber. Im besten Fall haben auch die anderen Auszubildenden ein offenes Ohr für Dich und können Dir Tipps geben. Klappt es trotzdem überhaupt nicht mit den Lehrenden oder den anderen Auszubildenden, kannst Du gemeinsam mit der Schulleitung über Lösungen bis hin zu einem Klassen- oder Schulwechsel nachdenken.

Auch Deine Freund/-innen oder Deine Familie kannst Du um Rat fragen! 

Um die richtigen Gespräche mit den richtigen Leuten zu führen, solltest Du Dich mit Deinen Schwierigkeiten auseinandersetzen. Auch dabei können Dir andere Menschen in Deinem beruflichen und privaten Umfeld helfen.

Mögliche Gründe für Zweifel an deiner Pflegeausbildung und Hilfsangebote

In aller Regel existieren mehrere Ursachen für Probleme in der Pflegeausbildung, die zusammenhängen und sich verstärken können. Dazu zählen persönliche und ausbildungsbedingte Gründe.

Persönliche Gründe hängen mit Deiner persönlichen Situation zusammen: 

Lernen fällt Dir schwer? Das geht vielen Menschen so und ist kein Grund sich zu schämen. Die gute Nachricht ist: Lernen kann man lernen! Frag Deine Lehrer/-innen in der Pflegeschule, suche online nach entsprechenden Kursen, nimm Nachhilfe in Anspruch oder bilde mit anderen Auszubildenden zusammen eine Lerngruppe. Wichtig ist, sich regelmäßig Zeit zu nehmen und sie verbindlich zum Lernen zu nutzen. 

Du merkst, dass Du die sprachlichen Anforderungen Deiner Pflegeausbildung nicht erfüllst? Auch hier gilt, ähnlich wie bei Lernschwierigkeiten: Es ist wichtig, sich gezielt damit auseinanderzusetzen. Vielleicht ist Deutsch eine Fremdsprache für Dich, Du hast eine Lese-Rechtschreibschwäche oder Du tust Dich einfach schwer mit Fachwörtern oder Grammatik. Du kannst Deine Sprachfähigkeit verbessern, indem Du viel liest und gute Texte bevorzugst. Das können z. B. auch mal Zeitungsartikel oder Fachtexte zur Pflege sein. Das Schreiben mit der Hand ist für das Lernen effektiver, als die Lerninhalte abzutippen. Ebenso können Nachhilfe, spezielle Onlinekurse oder die Volkshochschule helfen. Deine Bibliothek vor Ort bietet in der Regel Sprachkurse für „Deutsch als Fremdsprache“, Wörterbücher und Lehrbücher für Grammatik sowie viele spannende Bücher und Zeitschriften zu allen möglichen Themen.

Du hast Schwierigkeiten, mit dem Geld über die Runden zu kommen? In diesem Fall gibt es viele Unterstützungsmöglichkeiten, die Du in Anspruch nehmen kannst. Wichtig ist, die Ursachen für die finanzielle Schieflage zu erkennen und zu beheben, damit Du nicht wieder in die gleiche Situation kommst. Staatliche Unterstützungen gibt es in Form von Wohngeld, Zuschüssen zur Krankenkasse oder Lohnaufstockung. 
An vielen Orten gibt es Wohnungen für Menschen in Ausbildung und Studium, die günstiger sind als reguläre Mietwohnungen. Die Schuldnerberatungen der Verbraucherzentrale oder der Wohlfahrtsverbände helfen Dir dabei, einen Überblick über Deine Ausgaben und Einnahmen zu bekommen und ggf. die Voraussetzungen für eine weitere finanzielle Unterstützung zu schaffen. Häufig sind auch Familie und Freunde bereit, Dir zumindest zeitweise im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen. Auch Dein Arbeitgeber kann Dir ggf. mit einem Vorschuss oder einem Arbeitgeberdarlehen unter die Arme greifen.

Kümmerst Du Dich um Deine Kinder oder pflegst Du Angehörige? Dies wird auch als "Care-Arbeit" oder "Sorgearbeit" bezeichnet und stellt viele Menschen vor die Herausforderung, familiäre und berufliche Anforderungen zu vereinbaren. Generell solltest Du Deinen Arbeitgeber und Deine Pflegeschule darüber informieren und besprechen, wo sie Dir beispielsweise in der Dienstplanung oder bei den Prüfungsterminen entgegenkommen können. In vielen Bundesländern besteht außerdem die Möglichkeit, die Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren, teilweise sogar ohne Lohneinbußen. Nutze Angebote für die Betreuung Deiner Angehörigen und hole Dir Rat ein, welche Möglichkeiten bestehen. 
Häufig bieten auch die Schulen und Arbeitgeber entsprechende Informationen an. Selbsthilfegruppen, beispielsweise für Alleinerziehende oder pflegende Angehörige, geben ebenfalls Informations- und Unterstützungsmöglichkeiten.  

Der Pflegeberuf ist ganz besonders durch die Interessen verschiedener Personengruppen geprägt - und die müssen oft miteinander ausgehandelt werden. Die gute Nachricht: Konfliktverhalten und persönliche Widerstandsfähigkeit (Resilienz) können trainiert werden. Kommunikationstrainings und ein gutes Stressmanagement stärken Dich darin, Konflikte professionell zu lösen und mit stressigen Situationen umzugehen. Sprich es an, wenn Du hier Aus- oder Fortbildungsbedarfe siehst. 
Auch privat kannst Du Dich über entsprechende Kurse und Bücher weiterentwickeln. 
 

Der Pflegeberuf ist psychisch anspruchsvoll und kann eigene Probleme verstärken. Auch unabhängig davon gibt es Situationen, in denen jeder Mensch Hilfe braucht. Häufig gibt es speziell geschulte betriebliche oder schulische Ansprechpersonen, die Dir helfen können. Die Krankenkassen haben eine zentrale Terminvergabe eingerichtet, die schnell zu einer psychologischen Erstberatung führt. Auch deine Hausärztin/dein Hausarzt kann in so einem Fall eine gute erste Ansprechperson sein. Entspannungstechniken und Meditation kannst Du mithilfe von Büchern, in Kursen und immer häufiger auch über Apps lernen. Konfliktfähigkeit und Resilienz (siehe oben) stärken Dich gegenüber den Anforderungen Deines Berufes. 

Fallen Dir die körperlichen Anforderungen Deiner Arbeit schwer? Pflege ist auch ein körperlicher Beruf. Deinen Körper kannst Du gezielt darin unterstützen, indem Du sorgsam mit ihm umgehst und ihn durch Kraft- und Ausdauertraining stärkst. Viele Arbeitgeber unterstützen ihre Beschäftigten bei der Gesundheitsförderung und Prävention. Frag nach! Wenn Du Beschwerden hast, lass sie ärztlich abklären. Auch Ärztinnen und Ärzte können Dich zur Gesundheitsförderung und Prävention beraten. Ein Fitnessstudio bietet Dir die Möglichkeit, dann zu trainieren, wenn Du Zeit dafür hast. Außerdem hast Du dort in der Regel Ansprechpersonen, die Dir bei der Abstimmung Deines Trainings helfen können. Sportkurse im Verein verschaffen Dir zusätzlich einen sozialen Ausgleich. Einige Vereine bieten eine flexible Teilnahme an Kursen an, sodass Du das Training mit Deinem Dienstplan vereinbaren kannst. Es gibt inzwischen auch zahlreiche Apps, die Dich beim Training zuhause oder bei der Erreichung von Gesundheitszielen unterstützen können. Zudem bieten Krankenkassen verschiedene Kurse an, z. B. für gesunde Ernährung oder zur Rauchentwöhnung. 

Du hast Dir den Beruf anders vorgestellt, als Du ihn erlebst? Generell fällt es Dir schwer, Dich auf die Anforderungen Deiner Ausbildung einzulassen? Frage Dich: Aus welchen Bereichen kannst Du Motivation ziehen? Hast Du Alternativen, mit denen es Dir besser gehen würde? Solltest Du merken, dass Du so nicht weiter machen möchtest und Dir die hier vorgestellten Ansätze nicht helfen, überlege Dir Alternativen: Vielleicht wechselst Du zunächst auf eine kürzere Ausbildung zur/zum Pflegehelfer/-in oder entscheidest Dich, die Pflegeausbildung zu pausieren. Sprich mit Deinem Arbeitgeber und Deiner Pflegeschule über Deine Überlegungen. 

hängen mit den Rahmenbedingungen Deiner Ausbildung zusammen. Das können beispielsweise fehlende Unterstützung durch die Praxisanleitung, unregelmäßige Arbeitszeiten oder lange Anfahrtswege sein. Häufig berichten Auszubildende, dass sie sich in schwierigen Situationen alleingelassen fühlen oder sie als Lückenfüller für die Dienstplanung bei Personalengpässen herhalten müssen. Dabei regelt das Pflegeberufegesetz (PflBG) ganz klar, welche Anforderungen in einer Ausbildung zu erfüllen sind. Weitere rechtliche Grundlagen der Pflegeausbildung sind die Pflegeberufe-Ausbildungs- und -Prüfungsverordnung (PflAPrV) sowie die Rahmenausbildungspläne der Bundesländer.  www.gesetze-im-internet.de
Die Kenntnis über diese Rechtsgrundlagen hilft, Defizite in der Ausbildung erkennen und benennen zu können. Generell gilt: Alle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Ausbildung sollten mit der Praxisanleitung, den Lehrenden und, wenn nötig, mit den nächsthöheren Ebenen besprochen werden, damit die Situation besser wird. Häufig findet sich ein Kompromiss, betriebliche Anforderungen sowie Deine Bedürfnisse und Fähigkeiten als Auszubildende/-r zu vereinbaren. 
Aber auch externe Unterstützung kann hilfreich sein: Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) bildet die Interessenvertretung für beruflich Pflegende und Auszubildende in den Pflegeberufen. www.dbfk.de
Auf seinen Internetseiten informiert der Verband über Wissenswertes zum Pflegeberuf und zur Pflegeausbildung. Eine Mitgliedschaft eröffnet Dir darüber hinaus die Möglichkeit zur persönlichen Beratung sowie zu weiteren Vorteilen.

In allen hier geschilderten Situationen möchten wir Dich zu einem aufrichtigen und offenen Umgang damit ermutigen. Informiere Dich und suche Dir aktiv Hilfe!  
Das heißt manchmal auch, sich selbst Dinge einzugestehen, die nicht immer einfach sind. 

Du kannst Deine Situation in der Regel nur verbessern! 
Solltest Du als letzte Konsequenz doch einen Ausbildungsabbruch erwägen: Prüfe, ob Dir durch einen Arbeitgeberwechsel oder den Wechsel der Pflegeschule geholfen ist. Erkundige Dich, unter welchen Voraussetzungen das möglich ist. Idealerweise können Dir die bisherigen Ausbildungszeiten und -inhalte angerechnet werden. 

 

 

Diese Hinweise wurden im Forschungsprojekt „Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen in der Pflege“ entwickelt. Sie werden mit dem Projektfortschritt aktualisiert. Contec GmbH, im Auftrag des BIBB.