BP:

Schlagworte A-Z. Bitte wählen Sie einen Anfangsbuchstaben:

 


Jugendberufsagenturen als regionale Gestalter der Ausbildungsgarantie

Qualitative Studie ermöglicht empirische Einblicke

22.06.2023

Im Rahmen der geplanten Ausbildungsgarantie sollen zur Versorgung aller Jugendlichen auch außerbetriebliche Ausbildungsplätze angeboten werden. Jugendberufsagenturen können dazu beitragen, das Spannungsfeld zwischen der Berufswahlfreiheit junger Menschen und dem Fachkräftebedarf der Betriebe zu ebnen. Im Beitrag von Ruth Enggruber (Hochschule Düsseldorf) und Frank Neises (BIBB-Fachstelle überaus) werden Jugendberufsagenturen konzeptionell und anhand statistischer Daten vorgestellt, und die Ergebnisse aus Experteninterviews mit sechs Jugendberufsagenturen ermöglichen empirische Einblicke, wie diese eine Ausbildungsgarantie verstehen und welche Anregungen sie zu ihrer Umsetzung haben.

Für junge Menschen stellen Übergänge im Bildungsverlauf zentrale und kritische Lebensereignisse dar. Der Übergang von der Schule in den Ausbildungsmarkt ist entscheidend für die späteren Arbeitsmarktchancen junger Erwachsener. Er erfolgt nicht immer geradlinig, und die Jugendphase insgesamt ist geprägt durch (Neu-)Orientierung und Suchbewegungen. Um diesen Übergang zu begleiten, werden rechtskreisübergreifende Kooperationsformen der Agentur für Arbeit, der Jobcenter und der Jugendhilfe vor Ort etabliert und weiterentwickelt, um junge Menschen individuell und bedarfsgerecht beraten und unterstützen zu können. Die Aufgabe der Beratung in Jugendberufsagenturen besteht dann darin, ihnen eine Auseinandersetzung mit den verschiedenen Möglichkeiten für den Prozess der Übergangsgestaltung zu bieten. Die berufliche Orientierung, die Gestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf, aber auch das Matching zwischen den Interessen der jungen Menschen und jenen der Ausbildungsbetriebe werden von den Jugendberufsagenturen durch die Leistungen des Sozialrechts begleitet.

Wie soll eine Ausbildungsgarantie gestaltet werden?

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die aktuell diskutierte Ausbildungsgarantie gestaltet sein sollte und welche Rolle den Jugendberufsagenturen dabei zukommt. Die geplante Ausbildungsgarantie hat ordnungspolitische Konsequenzen für die duale Berufsausbildung, denn zur Versorgung aller Jugendlichen in einer Region sollen bei Bedarf außerbetriebliche Ausbildungsplätze angeboten werden. Ausgehend von den Ausführungen im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung wird im vorliegenden Discussion Paper zunächst begründet, warum Jugendberufsagenturen als regionale Gestalter einer Ausbildungsgarantie verstanden und untersucht werden. Auf dieser Basis werden Forschungsfragen erläutert, die mit einer qualitativen Studie, durchgeführt in sechs ausgewählten Jugendberufsagenturen, beantwortet werden. Die Ergebnisse aus den Experteninterviews gewähren empirische Einblicke dazu, wie diese eine Ausbildungsgarantie verstehen und welche Anregungen sie zu deren Umsetzung haben.

Experteninterviews gewähren empirische Einblicke

In den befragten JBA wird ein weites Verständnis von Ausbildungsgarantie geäußert, das erstens alle jungen Menschen in der Region einschließt, die bei ihrem Übergang von der allgemeinbildenden Schule in eine Berufsausbildung unterstützt und bei Bedarf auch während einer Berufsausbildung begleitet werden. Zweitens werden neben der dualen Berufsausbildung auch die Schulberufsausbildung und die Hochschulbildung einbezogen. Dies gilt auch für sogenannte Reha-Ausbildungen für junge Menschen mit Behinderungen nach § 66 BBiG. Auf dieser Basis werden abschließend Handlungsempfehlungen formuliert.