BP:

Schlagworte A-Z. Bitte wählen Sie einen Anfangsbuchstaben:

 

Segmentierung der Ausbildung und die Rolle beruflicher Merkmale für ungleiche Erwerbschancen

Filiz Koneberg

Das Berufsbildungssystem wird vielfach als einheitliches System betrachtet und häufig mit ‘der akademischen Bildung' verglichen. Die berufliche Bildung ist jedoch auf der Ebene der einzelnen Ausbildungsberufe sehr heterogen: sie vermittelt unterschiedlich anspruchsvolle Fertigkeiten und Kenntnisse und ist (stärkerer oder schwächerer) an Beruf oder Betrieb gebunden. Zudem erhalten Auszubildende unterschiedliche Ausbildungsvergütungen und genießen ein unterschiedlich hohes Berufsprestige. Gleichzeitig zeigen sich, schulbildungs- und geschlechtsspezifische Allokationsmuster in die Ausbildungsberufe, z.B. in Form von 'Frauen- und Männerberufen' oder 'Abiturientenberufen'.

Das kumulative Promotionsvorhaben geht der Frage nach, ob die berufliche Bildung in Deutschland entlang unterschiedlicher Berufsmerkmale in Berufssegmente mit eigenständigen Funktionslogiken und unterschiedlichen Ausbildungsbedingungen unterteilt werden kann. Bislang existiert keine Untersuchung, die die Strukturen und Funktionsweisen der beruflichen Ausbildung aus einer segmentationstheoretischen Perspektive beschreibt und erklärt. Bisherige Forschungsergebnisse zur Segmentation der Ausbildung analysieren den Gegenstand meist allein aus der Perspektive der Allokation. Das Vorhaben erweitert diesen Forschungsstand und strebt eine Identifikation beruflicher Segmente über die Kombination unterschiedlicher beruflicher Eigenschaften an.

Daran anschließend wird untersucht, welche Rolle beruflichen Merkmalen bei der Integration junger Menschen in den Arbeitsmarkt zukommt. Im Fokus stehen dabei vor allem Ungleichheiten der späteren Erwerbschancen. Die Betrachtung von Ungleichheiten beim Übergang von der Ausbildung in das Erwerbsleben fokussiert häufig auf Merkmale der Auszubildenden, wie z.B. deren Bildungsstand oder Geschlecht. Es zeigt sich jedoch vermehrt die Relevanz von beruflichen Merkmalen für die Erklärung von ungleichen Startbedingungen nach der Ausbildung. Berufsmerkmale, wie z.B. mehr oder weniger anspruchsvolle oder spezifische Fähigkeiten, die im Laufe der Ausbildung vermittelt werden, rücken somit in den Fokus. Insbesondere soll im Rahmen der Promotion die Rolle des kognitiven Anforderungsniveaus, d.h. den durchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten, die für das erfolgreiche Erlernen des Ausbildungsberufs vorausgesetzt werden, für die spätere Lohnentwicklung betrachtet werden.

Für die Analysen wird u.a. auf eine im Rahmen des Projekts „Heterogenität der Ausbildungsberufe – Segmente in der beruflichen Bildung“ erstellte Datengrundlage auf Ausbildungsberufsebene für alle Ausbildungsberufe nach BBiG/HwO und eine Auswahl der Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufe zurückgegriffen. Der Datensatz beinhaltet theoriebasiert abgeleitete Segmentierungsmerkmale, darunter einige neu entwickelte Indikatoren zum kognitiven Anforderungsniveau und der Berufsspezifität sowie weitere Merkmale zur Beschreibung der Ausbildungsberufe.