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Berufsschule und Ausbildungsbetrieb als Lernumgebungen: Referenzgruppen in Kontexten der Berufsausbildung

Nele Theuer

Lernumgebungen können vielfältig gestaltet sein: Klassenzusammensetzung, Lehrmethoden, Unterrichtsressourcen und Lernklima sind nur einige der Aspekte, in denen sich Lernumgebungen unterscheiden. Bisherige Forschung zeigt, dass solche Merkmale beeinflussen, wie zufrieden Lernende sind, welche Bildungsaspirationen sie entwickeln und welche Bildungswege sie letztendlich einschlagen.

Während diese Zusammenhänge in Schule, Hochschule und am Arbeitsplatz ausgiebig erforscht sind, bleiben im Bereich der Berufsbildungsforschung Fragen offen. Das deutsche Berufsausbildungssystem zeichnet sich dadurch aus, dass Auszubildende in zwei Umgebungen parallel lernen: Der Berufsschule sowie dem Ausbildungsbetrieb. Für ein vollumfassendes Verständnis davon, wie Lernumgebungen sich auch im Ausbildungskontext auf individuelle Bildungsentwicklung auswirken, müssen deshalb diese beiden Lernumgebungen gemeinsam betrachtet werden. Nur wenn die Effekte von Berufsschule und Ausbildungsbetrieb in Zusammenschau untersucht werden, ist es möglich, Ausbildungsumgebungen so zu gestalten, dass sie Individuen bestmöglich beim Lernen und in ihrem Bildungsweg unterstützen.

Daneben wird angenommen, dass Lernumgebungen nicht auf alle Auszubildenden gleich wirken. Je nach individuellen kognitiven Kompetenzen, Persönlichkeitseigenschaften und familiären Voraussetzungen könnte dieselbe Lernumgebung unterschiedlich förderlich für die Entwicklung eines Auszubildenden sein. Wenn solche Person-Umwelt-Wechselwirkungen bekannt sind, ist es möglich, bei der Gestaltung von Lernumgebungen zielgruppenspezifisch vorzugehen und so benachteiligte Auszubildende bestmöglich zu unterstützen.

Im Promotionsvorhaben werden deshalb die Lernumgebungen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb sowie deren Zusammenwirken miteinander und mit individuellen Eigenschaften der Auszubildenden in den Blick genommen. Der Fokus wird dabei auf der Bedeutung sogenannter Referenzgruppen liegen, d.h. derjenigen Personengruppen, mit denen Jugendliche sich im Laufe ihrer Ausbildung vergleichen. Es soll untersucht werden, wie solche Vergleichsprozesse sich langfristig auf Bildungsaspirationen und -entscheidungen der Auszubildenden auswirken.

Hierfür sollen sowohl Befragungsdaten von Auszubildenden als auch administrative Informationen zu den zwei Lernumgebungen herangezogen werden. Eine solche Verknüpfung verschiedener Datenquellen ermöglicht es, sowohl objektive Kontextgegebenheiten als auch die subjektive Wahrnehmung dieser als Einflussgrößen zu berücksichtigen.