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Abschlussveranstaltung „KoprA - Entwicklung (digital gestützter) kompetenzorientierter praktischer Abschlussprüfungen“

Informationen zur Veranstaltung

Abschlusstagung des Projektes KoprA
Datum: 20.03.2024
Veranstalter: BIBB

Zum Abschluss des Forschungsprojekts KoprA – Entwicklung (digital gestützte) kompetenzorientierter praktischer Abschlussprüfungen hatte das BIBB alle Projektbeteiligten sowie Akteure der Pflegeausbildung und -prüfung zu einer hybriden Tagung eingeladen.

Zum Abschluss des Forschungsprojekts KoprA – Entwicklung (digital gestützter) kompetenzorientierter praktischer Abschlussprüfungen hatte das BIBB alle Projektbeteiligten sowie Akteure der Pflegeausbildung und -prüfung zu einer hybriden Tagung eingeladen. Mit dem Projekt wurde vom BIBB die Hochschule Bielefeld (HSBI) beauftragt. Nach einer Laufzeit von 18 Monaten fand nun die Abschlussveranstaltung in den Räumen des BIBB und online statt. Hieran nahmen insgesamt ca. 160 Personen teil. Sie wurde von Prof. Dr. Annette Nauerth, die eine Professur für biomedizinische Grundlagen der Pflege an der HSBI innehatte und das Forschungsprojekt leitet, moderiert.

Impressionen

Nach der Begrüßung durch den AB 2.6, in dem die Einbettung des Projekts in das Forschungsprogramm dargelegt wurde, stellte Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck, Dekanin der Fakultät Human- und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bremen und stellvertretende Vorsitzende der Fachkommission nach § 53 PflBG, in ihrer Keynote die Kompetenzorientierung in der Pflegeausbildung vor (siehe Downloadbereich). Sie erläuterte dabei den zugrundeliegenden Kompetenzbegriff und stellte die Kompetenzorientierung als zentrales Konstruktionsprinzip der Rahmenpläne für die Pflegeausbildung heraus. Die Verzahnung von Wissen und Handeln ist die handlungstheoretische Grundlage, mit der mehrdimensionale Anforderungen verbunden sind und wofür Kompetenzen in der Ausbildung zu erwerben und schließlich auch zu prüfen sind.

Im Anschluss stellten die Auftragnehmer ihr Forschungs- und Entwicklungsprojekt (siehe Downloadbereich) vor. Den Beginn mit der Einführung in das Projekt machte Prof. Dr. Patrizia Raschper. Die zentrale Aufgabe bestand darin, ein digital gestütztes Beurteilungsinstrument für die praktische Abschlussprüfung in der Pflege zu erstellen, das theoretisch auf einem geprüften Kompetenzmodell basiert. Außerdem sollten weitere für die Prüfung nutzbare digitale Materialien entwickelt werden. Alexander Stirner stellte den ersten Teil des Projekts, die Bestandserhebung und deren Ergebnisse, vor. Dabei wurde deutlich, wie heterogen sich die Prüfungsabläufe, die zugehörigen Dokumente und die Bewertungskriterien einschließlich der landesrechtlichen Vorgaben, darstellen.

Die Erprobung von verschiedenen im Projekt entwickelten Dokumenten und vom Instrument für die Leistungsbewertung fand an fünf Pflegeschulen statt. Deren Vertreter/-innen hatten bei der Tagung die Gelegenheit, von ihren Erfahrungen bei der Anwendung der Materialen zu berichten, die im Einzelnen noch von Lisa Nagel vorgestellt wurden. Das Evaluationskonzept und die Ergebnisse der Interviews mit einzelnen Akteuren, die mit der praktischen Abschlussprüfung befasst sind, stellten dann sie und Christine Weßling vor. Es wurde der hohe Bedarf an den im Projekt entwickelten Prüfungsmaterialen und am Beurteilungsinstrument deutlich.

Das anwesende Publikum sowie die online-Teilnehmenden erhielten nach jedem Präsentationsteil Gelegenheit zum Fragen und zur Diskussion. Unter anderem wurde nach der Kompatibilität des Beurteilungsinstruments für spezialisierte Versorgungsbereiche gefragt. Außerdem wurde über den möglichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), z. B. für die Pflegeplanung, diskutiert. Einigkeit bestand darin, dass ein strukturiertes, kompetenzorientiertes und transparentes Bewertungsinstrument eine gute Unterstützung bei der Beurteilung von Prüfungsleistungen darstelle, aber dennoch eine Gesamtbeurteilung durch erfahrende Prüfer/-innen nicht ersetzen könne. Zudem sei die (verbindliche) Anwendung eines solchen Instruments im Vorfeld mit der beaufsichtigenden Landesbehörde zu klären.

Bevor es am Nachmittag in die Workshops ging, gab Prof. Dr. jur. Brunhilde Steckler von der HSBI unter dem Titel „Digitale Souveränität in der Pflege“ (siehe Downloadbereich) einen Überblick über die Rechtsaspekte im Projekt KoprA. Hier thematisierte sie die auf den Grundgesetzartikeln zur Menschenwürde und zum Persönlichkeitsrecht basierenden Datenschutzbestimmungen, die besonders in digital gestützter Dokumentation sensibler Patient/-innendaten einzuhalten seien. Die Inhalte ihres Vortrags stellt Frau Prof. Dr. Steckler als Handout (siehe Downloadbereich) zur Verfügung. Hiermit können Anwenderinnen und Anwender der im Projekt KoprA entwickelten Prüfungsmaterialien Rechtssicherheit erhalten.

Ergebnisse - Graphic Recording

Den zweiten Teil der Veranstaltung bildeten vier Workshops, die ausschließlich von Präsenz-Teilnehmenden wahrgenommen werden konnten.

Im Workshop Kompetenzorientiert Prüfen tauschten sich Praxisanleiter/-innen und Schulleiter/-innen über ihre Haltungen und Herausforderungen der Kompetenzmessung und -bewertung in der praktischen Prüfung aus. Mithilfe der Methode Rollenspiel konnten sie die Perspektiven aller an der praktischen Prüfung Beteiligten einnehmen.

Die Anwendung des digitalen Bewertungsinstrumentes stand im Mittelpunkt des zweiten Workshops. Vorgestellt und erprobt wurde das im Projekt entwickelte digitale Bewertungsinstrument mit automatischer Notenberechnung für den praktischen Teil der Abschlussprüfung in der Pflegeausbildung. Hierbei wurde den Teilnehmenden deutlich, dass sich die Bewertung immer im Spannungsfeld von Kompetenz und situativer Performanz bewegt. Begrüßt wurde, dass das Instrument neben seiner eigentlichen Funktion auch als transparente Information über Prüfungsinhalte und Bewertungsgrundlagen von Auszubildende genutzt werden kann. Zudem stelle es eine Erinnerungshilfe dafür dar, welche Aspekte bei einer Prüfung zu fokussieren sind.

Beratungs- und Teamkompetenzen im Skills Lab prüfen war der Titel des dritten Workshops. Wie im Projekt ermittelt werden konnte, stellt das Zeigen von Beratungs-, Anleitungs- und Teamkompetenzen in einer praktischen Prüfung viele Auszubildende vor große Herausforderungen, da diese Kompetenzbereiche in der Praxis häufig unzureichend geübt und reflektiert werden. Insofern eignet sich das Skills Lab gut dazu, diese Kompetenzen in einem simulierten Prüfungsteil zum Vorschein zu bringen. Im Workshop sollten Möglichkeiten und Grenzen von simulierten Prüfungsteilen reflektiert werden. Die Teilnehmenden befanden das Skills Lab als guten Ort zum Üben und Wiederholen, zur Prüfungsvorbereitung und für die Abnahme von Zwischenprüfungen. Als gewinnbringend wurde die Standardisierung und der Einsatz von Simulationspatient/-innen eingeschätzt, da mit ihnen reale Interaktionen möglich seien. Einschränkungen bei dieser Prüfungsform wurden im hohen Ressourcenaufwand gesehen.

Die Bamberger Akademien stellten im vierten Workshop die Umsetzung im Skills Lab mit Simulatoren, Simulationspersonen und Virtual Reality vor. In Fallszenarien aus verschiedenen Versorgungsbereichen kann mithilfe der VR-Brille agiert werden, was in diesem Workshop erprobt werden konnte. Es wurde über Erfahrungen, Herausforderungen und Grenzen im Einsatz von Virtual Reality aus verschiedenen Perspektiven diskutiert. Festgestellt wurde, dass die bislang entwickelten Szenarien noch erweitert werden könnten und dass eine Umsetzung an den Bildungseinrichtungen technische Kompetenzen, aber auch Veränderungswillen im Team der Lehrenden erfordere.

Das Ende der Veranstaltung bildete die Zusammenfassung der Ergebnisse aus den Workshops. Hervorgehoben wurde, dass Prüfungen eine Sondersituation in der Ausbildung darstellen und dass diese mit hohem organisatorischem Aufwand verbunden sind. Sie erfordern von den Prüfenden eine hochkomplexe Beobachtungs- und Bewertungskompetenz. Die digitale Unterstützung wird je nach Prüfungsteil unterschiedlich bewertet. So sind digitale Dokumente und das Bewertungsinstrument zu begrüßen, simulierte Prüfungen aber könnten reale Pflegesituationen nicht vollständig ersetzen. Daher seien Simulationen mehr für die Prüfungsvorbereitung und das wiederholte Üben geeignet. Das Bewertungsinstrument unterstütze die Objektivität und Transparenz sowie die Kommunikation der Beteiligten. Außerdem hilft es bei der für die Prüfung erforderlichen Operationalisierung der sehr abstrakten Kompetenzen.

In der Veranstaltung kamen Personen aus der Wissenschaft mit Praktiker/-innen zusammen, was als sehr positiv bewertet wurde. Damit gelang ein lebendiger und intensiver Austausch.