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Digitales Lernen für eine alternde Erwerbsbevölkerung: Zur Verschränkung von Alter(n) und Technologien im Kontext der betrieblichen Qualifikation und Kompetenzentwicklung

Selina Staniczek

Der demografische Wandel sorgt dafür, dass die Erwerbsbevölkerung altert und den Arbeitgebenden zukünftig immer weniger Erwerbspersonen zur Verfügung stehen. Das führt zu einem Arbeitskräftemangel, der auch durch Automatisierungspotentiale nicht kompensiert werden kann. Gleichzeitig wirkt sich die Digitalisierung auf Arbeitsprozesse und Kompetenzanforderungen aus. Hieraus resultiert ein beruflicher Strukturwandel, den es mit alternden Belegschaften zu bewältigen gilt.

Vor diesem Hintergrund erscheinen insbesondere das betriebliche Kompetenzmanagement sowie Weiterbildungsmöglichkeiten bis in die späte Erwerbsphase geeignet, um ältere Beschäftigte zu unterstützen und zur Sicherung ihrer Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit beizutragen. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass sich Lernbedürfnisse und -präferenzen über den Lebensverlauf ändern – denn Ältere lernen nicht schlechter als ihre jüngeren Kollegen/Kolleginnen, sondern lediglich anders. So weisen geragogische bzw. alternspädagogische Forschungen bspw. auf die zentrale Bedeutung des Erfahrungswissens und des Lernens im Prozess der Arbeit sowie die Relevanz des gemeinschaftlichen Lernens für Ältere hin. Der Erfolg beim Lernen hängt folglich vor allem davon ab, wie gut sich die Lernprozesse an diese gewandelten Lernbedürfnisse und -präferenzen älterer Beschäftigter adaptieren lassen. Unklar ist jedoch, welchen Einfluss die digitale Komponente bzw. das zunehmende Verlagern von Lernsettings in den digitalen Raum auf das betriebliche Lernen hat. Insbesondere mit Blick auf den Lernprozess von Älteren liegen bis dato kaum empirisch belastbare Studien vor.

Vor diesem Hintergrund untersucht das Promotionsvorhaben, wie Alter(n) bei der betrieblichen Qualifikation und Kompetenzentwicklung in digitalisierten Lernumwelten hergestellt wird, um im Anschluss daran Stellschrauben für ein kompetenzbasiertes, alter(n)sgerechtes digitales Lernen im beruflichen Umfeld zu identifizieren.

Hierfür greift die Arbeit auf einen praxeologischen Ansatz zurück, welcher – ergänzt mit Überlegungen aus den Science and Technology Studies (STS) – die ko-konstitutive Rolle von Materialitäten, wie (digitalen) Technologien, für die soziale Praxis des Alter(n)s thematisiert. Dabei wird angenommen, dass jede soziale Praxis durch Machtbeziehungen zwischen den daran beteiligten, heterogenen Akteuren/Akteurinnen strukturiert ist. Diese Dynamiken werden anhand von qualitativen Daten aus verschiedenen Interview- und Betriebsfallstudien sowie partizipativen Verfahren mit älteren Beschäftigten nicht nur explizit gemacht, sondern auch deren zunehmende Technisierung aufgezeigt.