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Medien- und IT-Kompetenz für Ausbildungspersonal (MIKA)

Zur Förderung der Medien- und IT-Kompetenz von (betrieblichem) Ausbildungspersonal hat das Bundesinstitut für Berufsbildung die berufsbegleitende Weiterbildung MIKA entwickelt. MIKA heißt abgekürzt Medien- und IT-Kompetenz für Ausbildungspersonal. Das Projekt ist vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und mit fünf Praxispartnerinnen und -partnern (Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern und Berufsbildungswerken) erprobt worden.

Digitalisierung gestalten mit MIKA

Die digitale Transformation prägt den Ausbildungs- und Arbeitsalltag und stellt Ausbilder/-innen vor neue Herausforderungen. Betriebe sind auf qualifizierte Beschäftigte angewiesen, die in der Lage sind, den digitalen Wandel der Arbeits- und Berufswelt gezielt und reflektiert zu gestalten. Entscheidend ist hierbei ein medienpädagogisch und digital kompetentes Ausbildungspersonal.

Zahlreiche Studien belegen, dass die Potenziale digitaler Medien in der betrieblichen Ausbildung aktuell kaum ausgeschöpft werden. Der Einsatz digitaler Medien erfolgt oft unsystematisch oder zufällig – je nach Wissensstand der Ausbilder/-innen (vgl. Härtel u. a. 2018). Unsicherheiten über rechtliche Rahmenbedingungen und geringe Kenntnisse über didaktische Potenziale oder Einsatzmöglichkeiten stellen dabei ein großes Hemmnis dar (vgl. Gensicke u. a. 2020).

MIKA setzt genau hier an: Die basale und niedrigschwellige Weiterbildung unterstützt Ausbilder/-innen beim Einsatz digitaler Technologien in Lehr- und Lernprozessen und fördert ihre Medien- und IT-Kompetenz. Mit der MIKA-Lernwelt ist ein erster Meilenstein für ein bundesweit einheitliches Weiterbildungsangebot zur Qualifizierung des Ausbildungspersonals im Themenfeld „Medien- und IT-Kompetenz“ erreicht worden.

Elemente der MIKA-Lernwelt

Die MIKA-Seminare sind eine zwölfwöchige, 60-stündige berufsbegleitende Weiterbildung im Blended-Learning-Format. Die Teilnehmenden lernen unterschiedliche digitale Medien und Tools für den eigenen Ausbildungsalltag kennen und können diese durch das engmaschige Anwenden zielgerichtet einsetzen. Im Fokus steht die begleitende Projektarbeit, die unmittelbar aus dem jeweiligem Ausbildungsalltag abgeleitet wird: Mithilfe der MIKA-Tools erstellen die Teilnehmenden selbst digitale Medien(-formate), die sie direkt in die eigene Ausbildungspraxis integrieren können.

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Die Zertifizierung zum/ zur MIKA-Trainer/-in beinhaltet eine zweitägige Schulung mit anschließendem Selbststudium. Sie ist für zukünftige Seminarleitende verpflichtend. Ziel ist es, bundesweit einen flächendeckenden Qualitätsstandard für die Durchführung der entwickelten MIKA-Seminare zu gewährleisten. Die Schulung und Zertifizierung zum/zur MIKA-Trainer/-in wird ausschließlich vom BIBB durchgeführt.

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Die Lernplattform MIKA-Campus stellt eine Vielfalt an Inhalten und Formaten rund um MIKA zur Verfügung. Hier bereiten sich z.B. die Teilnehmenden der MIKA-Seminare auf die Veranstaltungen vor. Die virtuelle Moderatorin und Auszubildende Mika begleitet das Ausbildungspersonal durch die Lernbausteine. Folgende Inhalte warten u.a. auf die Teilnehmenden: Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Arbeitswelt und Unternehmen? Wer sind überhaupt die Auszubildenden, wie tickt die Generation Z und was macht sie besonders? Welche Lizenz erlaubt es, im Internet recherchierte Inhalte rechtskonform für die Ausbildung zu verwenden? Wie kann das Ausbildungspersonal virtuell mit den Auszubildenden interagieren und Teamarbeit digital organisieren? Auch die Zertifizierung der MIKA-Trainer/-innen findet über den MIKA-Campus statt.

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Um Arbeitsprozesse sowie Lern- und Arbeitsaufgaben digital abzubilden, wurde im Rahmen der MIKA-Lernwelt eine digitale Pinnwand entwickelt. Auf MIKA-Do können z.B. Texte, Bilder, Videos, Links oder digitale Arbeitsaufgaben integriert werden. Seminarteilnehmer/-innen können auf verschiedenen Boards ihr Wissen festhalten und mit ihren Auszubildenden oder Kolleg/-innen teilen. Wissensmanagement ist das zentrale Ziel von MIKA-Do: betriebliches Ausbildungspersonal, Lehrkräfte an beruflichen Schulen, Auszubildende und andere User/-innen des MIKA-Campus können mit diesem Tool kostenlos und datenschutzkonform ihren Ausbildungsalltag strukturieren, Wissen festhalten, Inhalte teilen und mit anderen gemeinsam Inhalte bearbeiten. MIKA-Do wird als digitales Werkzeug auf Leando und auf dem MIKA-Campus frei zur Verfügung gestellt.

Der Fachkräftemangel macht es notwendig, Wissen zu teilen. Daher die übergeordnete Idee: freie Bildungsmaterialien von Fachkräften für Fachkräfte. Das Ausbildungspersonal profitiert mithilfe von MIKA-Do voneinander und könnte perspektivisch zur zentralen Anlaufstelle für OER (Open Educational Resources) in der beruflichen Bildung werden – und ist damit gleichzeitig Werkzeug und Ausdruck von Demokratiebildung.

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Das Lernspiel MIKA-Game ist ein Serious Game zur Förderung der Medien- und IT-Kompetenz. Hierbei stehen Bildungszweck und Spieleerlebnis in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Das Spiel verfolgt die kombinierten Lernziele der MIKA-Themen und die des ICDL (International Certification of Digital Literacy – internationaler Standard für die Entwicklung digitaler Kompetenzen im Beruf). Außerdem finden sich die inhaltlichen Schwerpunkte der Standardberufsbildpositionen Digitalisierte Arbeitswelt und Umweltschutz und Nachhaltigkeit wieder. Das Game lässt sich sowohl als App für Android und iOS herunterladen als auch in der Web-Anwendung spielen. Das MIKA-Game beinhaltet aktuell 1.200 Fragen.

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Medienkompetenz ist auch Demokratiekompetenz

Zu den Kernkompetenzen für „medienmündige Bürger/-innen“ (Pörksen 2018) in einer digitalen Welt gehört Medienkompetenz. Bernhard Pörksen fordert gar eine redaktionelle Gesellschaft und die Ausweitung der publizistischen Verantwortung auf alle Bürger/-innen. So ist es doch letztlich die Medienkompetenz, die es ermöglicht, Informationen zu bewerten, (politische) Prozesse zu verstehen und aktiv daran teilzuhaben (vgl. Schröder, in Hubacher/Waldis (Hrsg.) 2021).

Das Weiterbildungsangebot MIKA bietet einen ganzheitlich medienpädagogischen, informationstechnologischen und politischen Ansatz, um Ausbildungspersonal auf die Herausforderungen der digitalen Demokratie vorzubereiten. MIKA fördert die Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung mit digitalen Inhalten und trägt somit direkt zur Demokratiebildung bei.

Medienpädagogischer Ansatz

In einem Forschungsprojekt des BIBB ist 2018 ein Modell entwickelt worden, das einen ergebnisorientierten Einsatz von digitalen Medien in der Ausbildung flankiert (vgl. Härtel u.a. 2018). Dieses Modell setzt sich aus drei wechselseitig in Beziehung stehenden Komponenten zusammen: Mediendidaktik, Medienerziehung und Medienintegration. Die Komponenten basieren auf der jeweils individuellen Medienkompetenz als Grundvoraussetzung zur Entwicklung digitaler und medienpädagogischer Kompetenzen.

Schall und Howe (2024) bestätigen diesen Ansatz und kategorisieren Medienkompetenz als eigenständigen Kompetenzbereich der beruflichen Handlungskompetenz des betrieblichen Ausbildungspersonals. Mehrfach werden hier Dimensionen der medienpädagogischen Kompetenz von Expertinnen und Experten als Weiterbildungsbedarf angeführt (vgl. ebd.).

Um der Vielfalt an medienpädagogischen (Teil-)Kompetenzen eine inhaltliche Ordnungsstruktur zu geben, wurden in Anlehnung an den Europäischen Referenzrahmen für digitale Kompetenzen (vgl. European Commission 2016) und auf Basis der KMK-Strategie zur Bildung in der digitalen Welt (vgl. KMK 2016) sechs Themen entwickelt. Sie behandeln Schwerpunkte der Medien- und IT-Kompetenz, decken damit Inhalte der Standardberufsbildposition „Digitalisierte Arbeitswelt“ ab (vgl. BIBB 2021) und geben gleichzeitig den Ablauf und die Reihenfolge der Weiterbildung vor.

  • Digitale Welt verstehen
  • Daten schützen & sicher agieren
  • Kommunizieren & kooperieren
  • Inhalte suchen & verarbeiten
  • Inhalte erstellen & teilen
  • Feedback & Reflexion

Didaktischer Hintergrund

Die didaktische Struktur von MIKA orientiert sich an der Taxonomie nach Bloom (et al. 1956). Auf dem MIKA-Campus eignen sich die Teilnehmenden Basiswissen an, um digitale Medien in der Ausbildung einsetzen zu können. Dieses Basiswissen erarbeiten sie sich mithilfe von Lernbausteinen, die zur Vorbereitung auf die MIKA-Seminare absolviert werden müssen. Dadurch wird gewährleistet, dass alle Teilnehmenden zum Veranstaltungsbeginn auf einem ähnlichen Wissensstand sind.

In den MIKA-Seminaren werden die Themen zusammengefasst, vertiefend veranschaulicht und praktikabel gemacht: Die Teilnehmenden wenden die erlernten Grundlagen mithilfe der MIKA-Tools an. Die Basis dafür ist die begleitende Projektarbeit. Im Laufe der zwölf Wochen entstehen so selbst erstellte und leicht zu bedienende digitale Lernmedien für den eigenen Ausbildungsalltag. Die Teilnehmenden erarbeiten sich sukzessive ihre persönliche digitale Handlungskompetenz.

Die selbst erstellten digitalen Medien können von den Teilnehmenden unmittelbar getestet werden. Mithilfe des Feedbacks der Auszubildenden und dem Überprüfen der Lernziele wird schnell klar, ob der angewandte digitale Medieneinsatz zielführend ist. Die Teilnehmenden der MIKA-Seminare lernen mithilfe des Feedbacks der Auszubildenden – und dem der MIKA-Trainer/-innen –, worauf es bei der zukünftigen Gestaltung und Herstellung digitaler Medien ankommt. Dadurch erwerben sie fachliche und methodische Kompetenzen für die künftige Entwicklung digitaler Medien, erkennen Fehler, Unstimmigkeiten und lernen zu beurteilen, welches Medienformat sich für welches Lernziel besonders eignet – oder nicht. Diese Rückkopplungsschleifen sind besonders hilfreich, um die erworbenen digitalen und medienpädagogischen Kompetenzen nachhaltig zu professionalisieren und langfristig im Ausbildungsalltag zu integrieren.

Modell der vollständigen Handlung

Im Mittelpunkt der MIKA-Seminare steht die begleitende Projektarbeit. Mithilfe digitaler Tools erstellen die Teilnehmenden selbstständig digitale Medienformate, die sie direkt in die eigene Ausbildungspraxis integrieren können. 

Die Grundlage dafür bildet das "Modell der vollständigen Handlung". Was zunächst theoretisch klingt, ist die Basis jeder Ausbildungspraxis - und darüber hinaus das Paradigma der Berufspädagogik für ein handlungsorientiertes Lernen der Auszubildenden. Das Modell besteht aus sechs Schritten, die aufeinander aufbauen. Die begleitende Projektarbeit integriert sich in dieses Modell: Die Teilnehmenden definieren einen Arbeitsprozess aus ihrem persönlichen Ausbildungsalltag, egal ob Handwerk, Industrie, Hotel- und Gastgewerbe oder Handel. Anschließend unterfüttern sie ihren eigenen Arbeitsprozess nach und nach mit selbst erstellten digitalen Medien. Die Formate reichen vom Quiz über Erklärvideos bis hin zu Infografiken. Entwickelt werden die digitalen (Lern-)Formate mit leicht zu bedienenden Tools. Insgesamt 20 browserbasierte und erprobte digitale Werkzeuge stehen den Teilnehmenden auf dem MIKA-Campus, inklusive Klickanleitung oder Tutorial, zur Verfügung.

Am Ende profitieren alle Teilnehmenden von einer umfangreichen digitalen Toolbox, die sie selbst ausprobiert und reflektiert haben. Die Tools sind ein konkretes Ergebnis der erworbenen Medien- und IT-Kompetenz. Die Teilnehmenden haben nicht nur gelernt ihren eigenen Ausbildungsprozess und andere Vorgänge digital zu organisieren, sondern sind auch in der Lage, die Tools für ihren individuellen Ausbildungsauftrag kontinuierlich zu erweitern.

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Erläuterungen zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen

Bundesinstitut für Berufsbildung | 2021

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Poster: Das MIKA-Konzept: Medien- und IT-Kompetenz für das Ausbildungspersonal.

da Silva Gonçalves, E., Deininger, N. | 2022

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Digitale Transformation im betrieblichen Ausbildungsalltag durch die Förderung von Medien- und IT-Kompetenz für Ausbildungspersonal (Promotionsvorhaben)

Deininger, N. | seit 2021

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European framework for the digital competence of educators

European Commission, Joint Research Centre, Redecker, C., Punie, Y. | 2017

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Digitale Medien in Betrieben – heute und morgen. Eine Folgeuntersuchung.

Gensicke, M. u.a. | 2020

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Digitale Medien in der betrieblichen Berufsbildung

Härtel, M. u.a. | 2018

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Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz.

KMK-Strategie 2016 | Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.12.2016 in der Fassung vom 07.12.2017

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Die große Gereiztheit. Wege aus der kollektiven Erregung.

Pörksen, B. | 2018

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Berufliche Handlungskompetenz von betrieblichem Ausbildungspersonal. Ein Kompetenzmodell für die Erstellung von Kompetenzprofilen und die Entwicklung von Bildungsangeboten.

Schall, M., Howe, F. | 2024

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Medienkompetenz als Schlüssel für Demokratiekompetenz.

Schröder, M. | 2021

Hubacher, M., Waldis, M. (Hrsg.): Politische Bildung für die digitale Öffentlichkeit. Umgang mit politischer Information und Kommunikation in digitalen Räumen.

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