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Berufsbildung zwischen Beständigkeit und Wandel: Strukturbedingungen moderner Berufsqualifikation

Stephanie Blankart

Ausbildungsberufe beschreiben einen integralen Zusammenhang verbriefter Eindeutigkeit auf organisationaler und sozialer, damit gesellschaftlicher Ebene. Sie werden in fortlaufenden Modernisierungsprozessen ausgehandelt und verstetigt. In strukturtheoretischer Perspektive auf Berufsqualifikationen analysiert das Promotionsprojekt die Gewordenheit und Kontextualität dieser Prozesse und damit die Potenzialität und Modernisierungsfähigkeit von Berufsbildung; zentral sind dabei die strukturellen Bedingungen des Wandels. Um Aushandlungsprozesse strukturell zu analysieren und um der Mehrdimensionalität von Modernisierungsprozessen Rechnung zu tragen, werden Theoriefolien des historischen Institutionalismus, der Theorie der Konvention und der Akteur-Netzwerk-Theorie herangezogen.

Der methodologische Zugang erfolgt über einen historisch-rekonstruktiven Vergleichsansatz. Zur Entwicklung einer angemessenen Heuristik werden sowohl vorherig genannte Theoriekonzepte der Analyse als auch der Kontextualisierung von Berufen und ihrer Strukturen herangezogen. In kontrastiven Fallstudien werden hierauf aufbauend verschiedene berufliche Strukturkonzepte daraufhin untersucht, wie sie das Verhältnis ihrer Organisation und Institution bestimmen, Veränderungsprozesse zwischen Akteuren aushandeln und sich zu ihrer gesellschaftlichen Gewordenheit verhalten.

Indem die Berufsbildung als institutionalisierte Organisation gefasst wird, werden eine strukturelle Ordnung der Inhalte und integrale Bestandteile vorgegeben und Berufsqualifikationen dadurch untereinander in Beziehung gesetzt. Die Ordnung der Berufsbildung ist dabei ein fragiler Prozess der Aushandlung von Veränderungsresistenz und Adaptionsfähigkeit zwischen Institution und Organisation. Eine strukturelle Ausrichtung von Berufsausbildung kann dabei sowohl universalistische (z.B. Monoberufe wie Bäcker/-in) als auch spezialisierte (z.B. Berufe mit Fachrichtungen wie Gärtner/-in und Berufe mit Wahlqualifikationen wie Buchhändler/-in) Charakteristika aufweisen. Außerdem stehen weiterführende Strukturveränderungen als Optionen zur Verfügung, wie z.B. Durchstiegs- und Rückfalloptionen bei den Hotel-, Gastronomie- und Küchenberufen oder Berufslaufbahnkonzepten im Elektrohandwerk. Diese Strukturoptionen eröffnen erst Möglichkeiten, ganzheitliche Berufsbildung nicht auf eine initiale Erstausbildung zu reduzieren und zu begrenzen. Optionen beruflicher Weiterbildung werden hierbei als Anschlussmoment der Verknüpfung von Qualifikationen zentral.

Es wird deutlich, dass das Prinzip der Beruflichkeit eine weiterhin zentrale Grundlage moderner Berufsbildung ist, auch wenn ihre Verortung und Entwicklungen Wandlungsprozessen ausgesetzt sind. Sie konzeptionell zu verorten, verknüpft auch die qualifikatorische Ganzheitlichkeit von Berufsausbildung mit Beruflichkeit. Daher müssen die zeithistorisch wandlungsfähigen Funktionen der Beruflichkeit insbesondere im Kontext von Neuordnungsprozessen bestimmt werden. Berufsausbildung zwischen Beständigkeit und Wandel zu verorten, hat somit zum Ziel, moderne Ordnungsstrukturen für moderne Berufsqualifikation und damit zukunftsfähige Berufsbildung herauszuarbeiten.