Technik-Campus Neuwied zeigt digitale Zukunft
18.07.2024 | Caroline Paskamp
Tag der offenen Tür in Neuwied: Am 29. Juni 2024 gab die IHK-Akademie Koblenz einen Einblick in die Weiterentwicklung der technischen Aus- und Weiterbildung. Mit der Förderung des BMBF in Höhe von rund 2,26 Mio. Euro und der fachlichen Begleitung durch das BIBB konnte der Technik-Campus Neuwied Ausstattung und Lehrangebot der überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA) moderner und digitaler gestalten.
Miteinander vernetzte Dreh- und Fräsmaschinen, digitale Schweißgeräte sowie eine digitale Ausstattung in Lehr- und Lernräumen – mit der Ausstattungsförderung konnte der Technik-Campus Neuwied eine ideale Lernumgebung für die ÜBA in metall-, elektro-, mechatronik- und umwelttechnischen Berufen umsetzen.
Dr. Sabine DyasGeschäftsführerin IHK-Akademie Koblenz
„Wie wir heute ausbilden ist ein entscheidender Faktor für die Beschäftigungsfähigkeit der Auszubildenden, aber auch für unsere Wirtschaft. Hier werden die Fachkräfte für die Zukunft ausgebildet.“
Mit der Entwicklung der „Lehrwerkstatt“ zum „technischen Campus Neuwied“ hat sich die überbetriebliche Berufsbildungsstätte zu einem Lernort aufgestellt, welcher Ausbildungsinhalte gewerblich-technischer Berufe auf einem sehr hohen Niveau anbietet.
Industrie 4.0: Digitale Ausstattung und Vernetzung
Neu angeschafft wurden u. a. miteinander vernetzte Dreh- und Fräsmaschinen sowie Tablets. Bislang konnten die Auszubildenden Einstellungen an den Maschinen vornehmen, um Dreh- und Frästeile herzustellen. Dies lernen die Azubis immer noch, um ein Gefühl dafür zu bekommen.
Mit der digitalen Neuausstattung laufen heute jedoch zusätzlich kleine Programme über die Maschinen, die die Ausführung bewerten. Da alle Dreh- und Fräsmaschinen miteinander vernetzt und mit einer neu angeschafften Lernplattform verbunden sind, können die Auszubildenden nun vor der Teileproduktion via Tablet Simulationen starten, um ihre Arbeit zu überprüfen und bei Bedarf zu korrigieren.
Die Produktion an den Maschinen geschieht somit erst, sobald die Vorarbeiten eindeutig abgeschlossen sind und die zu produzierenden Teile keiner weiteren Korrektur bedürfen. Dadurch wird weniger Ausschuss produziert und ein besserer Lerneffekt für die Auszubildenden generiert.
Virtuell Schweißen lernen
Auch die vorhandenen Schweißgeräte in der Schweißwerkstatt wurden miteinander vernetzt. Zudem wurden acht digitale Schweißgeräte angeschafft, die ebenfalls miteinander verbunden sind und auch Laien die Möglichkeit zum Schweißen bieten. Dies funktioniert mit einem Virtual Reality (VR)-Helm und einer Schweißpistole. Die oder der Auszubildende erhält beim Schweißen direkt Informationen per technischer Rückmeldung, ob sie bzw. er die Hand richtig hält und der Abstand korrekt ist. Nach der Übung kann die Schweißnaht noch einmal analysiert und mögliche Fehler können gesichtet werden, um Fortschritte und Potenziale zu erkennen. Anhand acht verschiedener Niveaus und diverser Verfahren können sich die Auszubildenden durcharbeiten.
Ein toller Fortschritt insgesamt: Das digitale Üben bietet absolute Sicherheit beim Schweißen und Schäden an den Maschinen, Materialverlust sowie Emissionen lassen sich nachhaltig reduzieren.
Mehrwert für die überbetriebliche Ausbildung
Ein übergeordnetes Ziel für den Technik-Campus Neuwied ist es, die Auszubildenden fit zu machen, damit sie in der immer stärker digitalisierten und vernetzen Industrie 4.0 ihren Platz finden können. Dazu wurden die ausbildenden Kräfte von Beginn an in die Planungen zur Beantragung der Förderung eingebunden, um relevante Bedarfe frühzeitig festzustellen. Die Veränderungen im Zuge der neuen Ausstattung stießen bei den Ausbildenden auf Begeisterung und natürlich auch auf Schulungsbedarf, der durch begleitende Schulungen gedeckt wurde.
Die Ausbildenden am Technik-Campus Neuwied berichten, dass auch die Auszubildenden ein erhöhtes Interesse für die digitale Technik zeigen. Das Lernen kommt der Wirklichkeit der Auszubildenden viel näher, die durch die digitale Technik und ihre Vernetzung einen schnellen Zugang zu den Lerninhalten gewinnen.
Dr. Sabine DyasGeschäftsführerin IHK-Akademie Koblenz
„Das Thema Digitalisierung führt zu einer viel höheren Chance der Individualisierung."
Die auf den einzelnen Auszubildenden zugeschnittenen Lernangebote und Simulationen ermöglichen ein besseres Lernerlebnis und tragen zu einem schnelleren Lernerfolg sowie einer gesteigerten Lernmotivation bei. Individuelle Leistungen werden im System erfasst, bisherige Lernergebnisse können wieder aufgegriffen und eine Lernerfolgskontrolle über verschiedene Niveaus festgehalten werden. Dadurch kann optimiert auf die Potenziale wie auch auf die Lernrückstände der Auszubildenden eingegangen werden.
Workshops und Demonstrationen am Tag der offenen Tür
Den Besucherinnen und Besuchern wurden vielseitige Möglichkeiten geboten, die technischen Gerätschaften vor Ort zu begutachten und auszuprobieren. Praktische Vorführungen mit digital gesteuerten und vernetzten Maschinen gaben einen Einblick in die Metallbearbeitung.
Die Gäste konnten praktische Anwendungen selbst vornehmen, wie zum Beispiel die Testung des digitalen Schweißens mittels VR-Anwendung sowie die Nutzung von iPads und Simulationssoftware zur Interaktion mit den Maschinen.
Zudem erhielten die Besucher/-innen Erläuterungen und Vorführungen in der Anwendung des 3D-Drucks, der Robotik- und Automatisierungstechnik, der CNC-Technik und der E-Hydraulik.
Den Gästen und potenziellen Fachkräften wurden die Themen Programmieren und Digitalisierung anhand des Digitaldrucks und der Robotik nähergebracht. So konnte man seine Geschicklichkeit beim Spiel „Heißer Draht“ unter Beweis stellen, wobei der Gegenspieler ein programmierter Roboterarm war.
Förderung
Die Modernisierung des Technik-Campus Neuwied wurde gefördert im Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Das Sonderprogramm wurde durchgeführt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).