Fachtagung des Programms Nachhaltig im Beruf
Die Fachtagung am 10. September im BIBB markierte den Startschuss des Programms. Weit über einhundert Gäste aus Wissenschaft, Politik und Praxis kamen zusammen, um sich über die 21 geförderten Projekte zu informieren, über Chancen sowie Herausforderungen nachhaltigkeitsorientierter Berufsbildung zu diskutieren und sich zu vernetzen.
Die berufliche Bildung ist ein Schlüsselfaktor für die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Aus diesem Grund stärkt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Förderprogramm „Nachhaltig im Beruf – zukunftsorientiert ausbilden“ (NIB) in den kommenden Jahren die Integration von Nachhaltigkeit in die Aus- und Weiterbildung. Mit einer Fachtagung im BIBB wurde nun der offizielle Auftakt des Programms begangen.
Die 21 geförderten Projekte der ersten Förderung zielen auf die Qualifizierung des ausbildenden Personals in Betrieben und in über- sowie außerbetrieblichen Berufsbildungsstätten. Denn wie BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser in seiner Eröffnungsrede betonte: „Nur mit qualifizierten Fachkräften werden wir das Ziel einer nachhaltigen Transformation erreichen. Angesichts der damit verbundenen Veränderungsprozesse in der Berufsbildung müssen wir vor allem das ausbildende Personal weiter stärken." Den Projekten gab er den Auftrag mit, Veränderungen aktiv zu gestalten und die berufliche Bildung für Ansätze transformativen Lernens zu öffnen.
Transformationskompetenzen in die Praxis zu bringen, das ist jetzt die große Herausforderung für die Berufsbildung.
Ulrich Schuck, Leiter des Referats "Innovationen in der Beruflichen Bildung" im BMBF, unterstrich in seiner Einführung, dass es dafür Konzepte brauche, die den Bedarfen und Interessen der Zielgruppen und Betriebe flexibel gerecht werden können. Das hätten nicht zuletzt die Ergebnisse der vom BMBF finanzierten Modellversuchsförderungen des BIBB gezeigt, deren Ansätze nun im Rahmen des Umsetzungsprogramms Nachhaltig im Beruf in die Breite getragen werden.
Betriebe müssen den Mehrwert von Nachhaltigkeitsqualifizierungen spüren können - die Investition muss sich lohnen.
Dass die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung nicht zu trennen sind, war die zentrale Botschaft von Christine Schmidt, Geschäftsführender Vorständin des ibbf – Institut für Betriebliche Bildungsforschung e.V. Unter dem Titel "Beyond Sustainability – KI unterstützt zirkulär Wirtschaften lernen" präsentierte sie in einem Impulsvortrag Strategien zur KI-unterstützten Kompetenzentwicklung in der Twin-Transformation, bei der Nachhaltigkeit und Digitalisierung ineinandergreifen.
Nach einer Synopse der Ziele des Programms stellte Sebastian Ciolek (BIBB) gemeinsam mit Barbara Hemkes die 21 geförderten Projekte vor. Von der Vielfalt der Ansätze konnten sich die Besucherinnen und Besucher der Fachtagung anschließend im Rahmen eines Gallery Walks selbst überzeugen. Die Projekte präsentierten sich in einer Posterausstellung, die Raum für persönlichen Austausch und Vernetzung bot.
In Themensalons konnten die Tagungsgäste tiefer in die übergreifenden Zielstellungen des Programms eintauchen und mitdiskutieren. Unter Anleitung der fachlichen Programmbegleitung des BIBB wurden dabei gemeinsam Wege zur Qualifizierung des Ausbildungspersonals, zur Etablierung und Vermarktung von Weiterbildungsangeboten und zum Aufbau von regionalen BBNE-Netzwerken erkundet.
Im abschließenden Podiumsgespräch, moderiert von Barbara Hemkes, wurden Herausforderungen und Chancen der Umsetzung des Programms und der nachhaltigkeitsorientierten Berufsbildung beleuchtet – und das aus unterschiedlichen Perspektiven.
Die Podiumsgäste – Heike Bickmann (Niedersächsisches Kultusministerium), Thomas Giessler (Deutscher Gewerkschaftsbund), Jan Tim Rassow (Siemens Mobility) und André Weiß (Zentralverband des Deutschen Handwerks) – waren sich einig: Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema in der Berufsbildung ist und wird dies langfristig bleiben. Der Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise könne schließlich nur bei einer entsprechend umfassenden Weiterqualifizierung von Fachkräften fortgesetzt und beschleunigt werden. Allerdings gebe es weiterhin Hemmnisse bei der flächendeckenden Umsetzung, und das an beiden Lernorten der dualen Ausbildung: Die Verankerung in den Berufsschulen hänge noch stark von einzelnen engagierten Personen, temporären Kooperationen oder einzelnen Länderinitiativen ab. Hier brauche es übergreifende Strukturen. Betriebe hingegen müssten noch stärker überzeugt werden, dass sich Nachhaltigkeit und entsprechende Investitionen in die Qualifizierung von Ausbildungspersonal lohnen. Eine Erfahrung aus dem Handwerk ist, dass es dafür nicht zwingend immer den aufgeladenen Begriff der Nachhaltigkeit brauche, sondern als Türöffner auch „Zukunftsfähigkeit“ tauge. Die Diskutantinnen und Diskutantinnen sahen dabei unisono, dass eine nachhaltigkeitsbezogene Berufsbildung nicht allein für ökonomische Interessen herhalten dürfe, sondern Fachkräfte zu verantwortungsbewussten Beschäftigten und mündigen Bürgerinnen und Bürgern macht und somit auch einen wichtigen Beitrag zur politischen Bildung leistet. Damit das jedoch gelingt, müssten kompetenzorientierte Ansätze verfolgt werden, die nicht träges Wissen vermitteln, sondern Lernende ins Tun bringt.
An dieser Aufgabe arbeiten die Projekte in den kommenden zwei Jahren. Sie werden dabei von über 150 Praxis- und Strategiepartnern unterstützt, von Betrieben, Kammern und Verbänden.
Die Fachtagung bot einen vielversprechenden Auftakt für das Förderprogramm. Sie legte den Grundstein für eine nachhaltige Vernetzung zwischen den beteiligten Akteuren und gab wichtige Impulse für die zukünftige Projektarbeit. Eine interne Arbeitstagung am folgenden Tag diente dazu, die gewonnenen Erkenntnisse direkt in die Projektplanungen einfließen zu lassen.