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Technischer Wandel und Arbeitsqualität in Deutschland

Kathrin Ehmann

Veränderungen in der Arbeitswelt sind eng mit technologischem Wandel verknüpft. In letzter Zeit dominieren generative Künstliche Intelligenz und andere Entwicklungen im Bereich maschinellen Lernens die wissenschaftlichen und öffentlichen Debatten über Arbeitsveränderungen; es geht vornehmlich darum, wie neue digitale Technologien Arbeit transformieren, sie erleichtern, aber auch teilweise ersetzen durch die Automatisierung von Aufgaben, insbesondere in hochqualifizierten Berufen.

Ein Großteil der ökonomischen und soziologischen Forschung zu diesem Themenfeld fokussiert auf strukturellen Arbeitsmarktwandel oder auf Folgen für Beschäftigung und Arbeitseinkommen. Vor allem der Bezug zu nicht-monetärer Arbeits(platz)qualität ist wenig erforscht. Die psychischen, physischen und sozialen Umstände von Arbeit sind gesellschaftlich, politisch und arbeitssoziologisch relevant, weil sie Gesundheit und Wohlbefinden beeinflussen. Deshalb gilt Arbeitsqualität auch als ein Kriterium für die Sicherung von Fachkräften und individueller Beschäftigungsfähigkeit, das im Zuge des demographischen Wandels zunehmend mehr Beachtung finden sollte.

Dieses Promotionsvorhaben setzt sich mit der übergeordneten Forschungsfrage auseinander, inwieweit die fortschreitende Digitalisierung die Qualität von Arbeit beeinflusst. Dabei werden verschiedene Dimensionen von Arbeitsqualität (Inhalte/Tätigkeiten, Autonomie, Intensität) beleuchtet. Das kumulative Promotionsvorhaben nutzt hauptsächlich die BIBB-BAuA Erwerbstätigenbefragung und kombiniert arbeitssoziologische Ansätze mit der Task-basierten Forschung. Es wird argumentiert, dass die Auswirkungen digitaler Technologien auf Arbeitsplatzqualität von Entscheidungen abhängen, die in den soziotechnischen, wirtschaftlichen und institutionellen Kontexten der Gestaltung, Umsetzung und Nutzung der Technologien getroffen werden.

Die erste Studie untersucht, inwiefern Technikeinführungen am Arbeitsplatz sogenannte Routineaufgaben (üblicherweise als am ehesten potentiell durch Technik ersetzbar angenommen) tatsächlich reduzieren. Ergebnisse der Studie legen allerdings nahe, dass die Kategorie „Routine“ wenig geeignet ist, um auf Risiken der technologischen Aufgabenersetzung in Deutschland zu schließen.

Die zweite Studie geht der Frage nach, ob Digitalisierung die Arbeitsqualität in der Kranken- und Altenpflege verbessert. Die Untersuchung liefert damit empirische Belege zu einem weit verbreiteten Narrativ in der Politik, schließt zugleich auch Forschungslücken bzgl. Technik in der Interaktionsarbeit sowie in frauendominierten Berufen.

In einer dritten Studie wird der Einfluss von Digitalisierung auf Arbeitsautonomie untersucht; hier stehen besonders die Standardisierung und Aufgabenkomplexität im Fokus. Eine weitere Studie (anhand neu erschlossener Stellenanzeigendaten) gibt Einblicke in den Zusammenhang zwischen digitalen Arbeitsmitteln und Arbeitsaufgaben aus Arbeitgebersicht.

Insgesamt trägt das Promotionsvorhaben dazu bei, den Zusammenhang von unterschiedlichen Facetten von Arbeitsqualität und technischem Wandel am Arbeitsplatz besser zu verstehen; es zeigt auf, unter welchen beruflichen, organisationalen und individuellen Konstellationen digitale Technologien mit günstigen Arbeitsbedingungen verbunden sind.