Forschung im Kontext der Ordnung
07.10.2024
Unter dem Motto „Ordnung braucht Forschung“ führte das BIBB am 7./8. Oktober 2024 eine Fachtagung zu ordnungsrelevanten Forschungsthemen durch. Mit den Stakeholdern der beruflichen Bildung wurden Ergebnisse aktueller Vorhaben des Bundesinstituts für Berufsbildung diskutiert und Handlungsempfehlungen erarbeitet.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung leistet mit Forschungs- und Entwicklungsprojekten einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung des Berufsbildungssystems.
Die Fachtagung „Forschung im Kontext der Ordnung der beruflichen Bildung“ hatte zum Ziel, Forschungsarbeiten, die im Zusammenhang mit Fragen der Ordnung und Struktur der Berufsbildung stehen, darzustellen und mit den Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zu diskutieren.
In den letzten Jahren hat die Abteilung "Struktur und Ordnung der Berufsbildung" unterschiedliche Forschungsprojekte initiiert, die aktuelle Debatten wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit oder grundlegende strukturelle Fragen aufnehmen und die Auswirkungen auf die Ordnungsarbeit reflektieren.
Die besondere Herausforderung dabei ist, Forschungsarbeiten durchzuführen und gleichzeitig die Ordnung und Struktur der Berufsbildung durch Handlungsempfehlungen weiterzuentwickeln. Entsprechende Vorhaben haben den Anspruch theoretische Bezüge herzustellen sowie nach den anerkannten Standards und Methoden zu arbeiten und strukturelle, politische und praxisrelevante Fragen der Ordnungsarbeit einzubeziehen.
Die Tagung präsentierte aktuelle Forschungs- und Entwicklungsprojekte und stellte diese zur Diskussion. In thematischen Blöcken wurden Projekte zu Ausbildungsplanung und Rezeption von Ausbildungsordnungen durch die Betriebe, Nachhaltigkeit und Klimaanpassung sowie Strukturfragen der Ordnungsarbeit vorgestellt.
Vortrag: Ausbildungsplanung und Rezeption von Ausbildungsordnungen durch die Betriebe
Daniel Schreiber, BIBB
Tanja Weigel, BIBB
Anita Milolaza, BIBB
Abstract:
In dem Forschungsprojekt „Planung und Gestaltung von Ausbildung im Kontext des Lernens im Prozess der Arbeit“ wurde die Frage untersucht, wie Betriebe ihre Ausbildung planen und gestalten. An der Schnittstelle von Ausbildungsordnung als regulative Vorgabe und Ausbildungsprozess ist eine schriftliche Ausbildungsplanung das zentrale Instrument zur Vermittlung der beruflichen Handlungskompetenz im Betrieb. Eingebunden in die Arbeits- und Geschäftsprozesse durchlaufen Auszubildende die für den Ausbildungsberuf zentralen Stationen im Betrieb. Den Ausbildungsverantwortlichen obliegt die Organisation, wann welche Inhalte an welchem Ort gelernt werden können. Hierfür müssen Betriebe zeitliche und personelle Ressourcen einsetzen, damit die Ausbildung gelingt.
Die Ausbildungsplanung und -gestaltung wird im Rahmen des Projekts in ausgewählten Berufen aus den Bereichen Handwerk, Industrie und Handel, öffentlicher Dienst sowie dem Gastgewerbe untersucht. In 45 betrieblichen Fallstudien sowie einer Telefonbefragung von 1.343 Betrieben wurde eine empirische Basis gelegt, um das bisher wenig erforschte Feld der Ausbildungsplanung näher zu untersuchen.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Vielzahl von Betrieben keine schriftliche Planung vorweisen und eine „auftragsbezogene Ausbildung“ durchführen. Betriebe, die schriftlich planen, orientieren sich überwiegend an der Ausbildungsordnung, allerdings bilden nur wenige dabei die Ausbildungsordnung vollständig ab. Ausbildungsordnungen werden überwiegend als gut bewertet, allerdings zeigen sich Rezeptionsschwierigkeiten und strukturelle Probleme.
Kontakt:
schreiber@bibb.de
weigel@bibb.de
milolaza@bibb.de
Mehr zum Projekt:
https://www.bibb.de/dienst/dapro/de/index_dapro.php/detail/4.2.573
Präsentation:
Ausbildungsplanung und Rezeption von Ausbildungsordnungen durch die Betriebe
Vortrag: Taxonomie, Verben und Ordnungsstruktur für Aus- und Fortbildungen
Dr. Uwe Neugebauer, BIBB
Abstract:
Das Projekt „Taxonomie, Verben und Ordnungsstruktur für Aus- und Fortbildungen“ zielt darauf ab, die Ordnungsarbeit durch die systematische Analyse und Kategorisierung spezifischer Verben und sprachlicher Marker zu unterstützen. Ausgehend von den in der BIBB-Hauptausschussempfehlung 160 vorgestellten Verben zur Beschreibung von Lernzielen („vollständige Handlung“), wurden diese empirisch nach DQR-Stufe und Branche hinsichtlich ihrer Typizität und Häufigkeit geordnet. Dies ermöglicht eine präzisere Verwendung in zukünftigen Ordnungsverfahren. Ergänzend werden Nomen aus Ausbildungsrahmenplänen analysiert, um die kognitive Ebene der beschriebenen Handlungen taxonomisch zu bestimmen. Darüber hinaus werden Fortbildungsordnungen der DQR-Stufen 5 und 6 in die Untersuchung einbezogen, um übergreifende Regularitäten zu identifizieren.
Kontakt:
uwe.neugebauer@bibb.de
Mehr zum Projekt:
https://www.bibb.de/dienst/dapro/de/index_dapro.php/detail/2.2.401
Präsentation:
Taxonomie 2.0
Vortrag: Weitblick durch Rückblick - Identifikation von ordnungsrelevanten Indikatoren für ein systematisches Monitoring
Dr. Inga Schad-Dankwart, BIBB
Abstract:
Die Anforderungen an Fachkräfte unterliegen einem stetigen Wandel. Um die duale Berufsausbildung zukunftsfähig zu gestalten, ist es notwendig, diese sich ändernden Kompetenz- und Qualifikationsbedarfe so früh wie möglich zu erkennen und – wenn nötig – Anpassungen auf Ordnungsebene vorzunehmen. Doch nicht jede Veränderung zieht einen Anpassungsbedarf nach sich. Gerade durch die technikoffenen Formulierungen in den Ausbildungsordnungen lassen sich z. B. neue Technologien oder Verfahren in die Ausbildung integrieren, ohne dass ein Anpassungsbedarf auf Ordnungsebene entsteht. Auch gibt es Ausbildungsordnungen, die schon seit vielen Jahren gültig sind und trotz ihres Alters nicht an Aktualität missen. Woran also lässt sich ein Ordnungsbedarf frühzeitig erkennen?
Die Identifizierung von beobachtbaren Indikatoren, die auf einen Ordnungsbedarf hindeuten, ist Ziel des Projektes. Durch einen Rückblick auf Ordnungsprozesse der vergangenen Jahre sollen mögliche Indikatoren, die auf einen Anpassungsbedarf hindeuten, identifiziert und auf ihre Ordnungsrelevanz hin durch einen Mixed-Method Ansatz überprüft und operationalisierbar gemacht werden. Zudem werden, dort wo möglich, Instrumente zur Beobachtung der Indikatoren entwickelt und allen Interessierten als Möglichkeit für ein systematisches Monitoring zur Verfügung gestellt.
Kontakt:
Schad-Dankwart@bibb.de
Mehr zum Projekt:
https://www.bibb.de/dienst/dapro/de/index_dapro.php/detail/2.2.386
Präsentation:
Weitblick durch Rückblick –Identifikation von ordnungsrelevanten Indikatoren für ein systematisches Monitoring
Vortrag: Nachhaltigkeit in Ausbildungsordnungen – berufsübergreifende und berufsspezifische Aspekte
Markus Bretschneider, BIBB
Abstract:
Nicht zuletzt im Angesicht eines sich beschleunigenden Klimawandels und Biodiversitätsverlustes ist das Themenfeld Nachhaltigkeit zu einem unverzichtbaren Bestandteil beruflicher Handlungsfähigkeit in der beruflichen Erstausbildung geworden. Die seit dem 1. August 2021 in betrieblichen Ausbildungsrahmenplänen verbindlich zu verwendende Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ schafft hierfür eine berufsübergreifende Grundlage. Es stellt sich jedoch die Frage, wie Nachhaltigkeit auch berufsspezifisch in Ausbildungsrahmenpläne Eingang finden kann. Hierzu wurden im Rahmen des BIBB-Vorhabens „Nachhaltigkeit in Ausbildungsordnungen – ein systematisierter Ansatz für die Ordnungsarbeit“ (kurz NAsA) Ergebnisse des Modellversuchs-Förderschwerpunktes „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) 2015 – 2019“ aufgegriffen und auf die Belange der Ordnungsarbeit zugeschnitten. Im Rahmen des Beitrages wird ein „Themen- und Kompetenzraster für Nachhaltigkeit“ und eine damit verbundene mehrstufige Vorgehensweise zur Identifizierung, Formulierung und Verankerung von nachhaltigkeitsbezogenen berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, welche in Ordnungsverfahren zur Anwendung kommen soll, vorgestellt.
Kontakt:
bretschneider@bibb.de
Mehr zum Projekt:
https://www.bibb.de/dienst/dapro/de/index_dapro.php/detail/2.2.406
Präsentation:
Nachhaltigkeit in Ordnungsmitteln
Vortrag: Klimaanpassung und berufliche Bildung: Auswirkungen und Kompetenzanforderungen
Dr. Friederike Rausch-Berhie, BIBB
Dr. Johanna Telieps, BIBB
Abstract:
Im Rahmen eines im Auftrag vom Umweltbundesamt (UBA) durchgeführten Forschungsprojekts zum Thema Klimaanpassung und berufliche Bildung geht es darum herauszufinden, wie sich die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen auf den Arbeitsmarkt und die berufliche Bildung auswirkt. Mittels einer Szenarioanalyse wird aufgezeigt, welche Berufsgruppen (KldB) besonders betroffen sind. Anhand ausgewählter Berufe wird aufgezeigt, welche Kompetenzen für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen erforderlich sind sowie inwieweit diese bereits im Rahmen der beruflichen Bildung vermittelt werden bzw. wo ggf. nachgesteuert werden sollte.
Kontakt:
Rausch-Berhie@bibb.de
telieps@bibb.de
Mehr zum Projekt:
https://www.bibb.de/dienst/dapro/de/index_dapro.php/detail/7.8.224
Präsentation:
Berufliche Kompetenzen für Klimaanpassung