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Neue Präsidentschaft der Allianz für duale Ausbildung Lateinamerika und Karibik setzt Impulse für qualitativ hochwertige Ausbildung

19.08.2024

Auf Einladung der Präsidentschaft der Allianz für duale Ausbildung Lateinamerika und Karibik, INFOTEP, BIBB und ILO/Cinterfor diskutierten die Mitglieder der Allianz sowie Vertreter/-innen aus Politik, Wirtschaft und Praxis auf der Konferenz in Santo Domingo über Pfeiler der dualen Berufsbildung.

Die Mitglieder der Allianz für duale Ausbildung Lateinamerika und Karibik auf der Konferenz in Santo Domingo

Vom 26.-28. Juni 2024 fand in Santo Domingo die internationale Konferenz der Allianz für duale Ausbildung Lateinamerika und Karibik statt. Organisiert wurde die Konferenz von INFOTEP, dem dominikanischen Nationalen Institut für technische Berufsbildung, unterstützt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Inter-American Centre for Knowledge Development der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO/Cinterfor). Unter dem Motto "Innovative Perspektiven - Neue Ansätze für eine qualitativ hochwertige Zukunft der dualen Ausbildung" tauschten sich 30 Vertreterinnen und Vertreter von 12 Mitgliedsinstitutionen aus 10 Ländern Lateinamerikas und der Karibik aus. Außerdem nahmen über 120 Vertreterinnen und Vertreter aus dominikanischen Berufsbildungseinrichtungen sowie aus Politik und Wirtschaft teil; mehr als 200 virtuelle Teilnehmende folgten der spanischsprachigen Konferenz per Livestream auf Youtube.

Blick in den Konferenzraum

Die Konferenz befasste sich an den ersten beiden Tagen mit zentralen Themen wie der Entwicklung von betrieblichen und schulischen Standards für die duale Ausbildung oder neuen Formen des Lehrens und Lernens für Lehrer/-innen und Ausbilder/-innen. Weitere Themen der Konferenz waren: Modelle zur Erleichterung der Beteiligung von Unternehmen an der dualen Ausbildung und die Empfehlung 208 der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) zur qualitativ hochwertigen Lehrlingsausbildung.

v.l.n.r: Michael Wiechert (BIBB), Ilona Medrikat (BIBB), Luis Miguel de Camps (Arbeitsminister Dom. Rep.), Elena Montobbio (ILO/Cinterfor), Rafael Santos (INFOTEP)

Partnerschaftliche Zusammenarbeit stärkt duale Ausbildung in Lateinamerika

Der dominikanische Arbeitsminister Luis Miguel De Camps betonte in seiner Eröffnungsrede, dass die duale Ausbildung heute mehr denn je von grundlegender Bedeutung sei, insbesondere für Länder wie die Dominikanische Republik, deren wichtigster Rohstoff ihre Menschen seien.

Rafael Santo Badía (INFOTEP)

Rafael Santos Badía, Generaldirektor von INFOTEP und Präsident der Allianz, betonte in seiner Begrüßung, dass das Forum ein Zeichen des Engagements der Länder der Region für die Konsolidierung und Ausweitung der dualen Ausbildung sei. INFOTEP hatte im Februar 2024 die einjährige Präsidentschaft von seinem Vorgänger, dem mexikanischen BIBB Partnerinstitut CONALEP (Nationales Institut für technische Berufsbildung), übernommen. Elena Montobbio, ebenfalls seit Beginn des Jahres Direktorin von ILO/Cinterfor, verdeutlichte in ihrem Beitrag, dass das Engagement für eine qualitativ hochwertige duale Ausbildung das Ergebnis einer tripartiten Vereinbarung und eines sozialen Dialogs sei.

In seiner Keynote hob Michael Wiechert, Leiter des Arbeitsbereichs "Internationale Beratung / Kooperation mit Partnerinstitutionen" des BIBB, hervor, dass die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft derzeit für alle Länder gleichermaßen von zentraler Bedeutung sei und dass die berufliche Bildung dabei zu den wesentlichen Gelingensbedingungen gehöre. Die Konferenz setze die richtigen Schwerpunkte, denn ohne qualifizierte Fachkräfte könnten die Transformationsziele nicht realisiert werden.

Mit Blick auf die Herausforderungen einer beschleunigten Transformation mit erheblichen Fachkräftebedarfen aus unterschiedlichen Branchen müssen wir unser Berufsbildungssystem unbedingt flexibler, inklusiver und exzellenter machen, damit wir die Menschen da abholen, wo sie mit ihren Lernvoraussetzungen stehen.

M.Wiechert, BIBB

Wiechert betonte dabei die Bedeutung der kollaborativen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit im Rahmen der Allianz und zeigte sich überzeugt, dass die strategischen Ansätze in der Berufsbildung, die wir in Deutschland derzeit entwickeln, um den Herausforderungen von Exzellenz, Transformation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu begegnen, auch "Denkanstöße" für Lateinamerika und die Karibikregion liefern können.

Querschnittsthema Qualität

Gonzalo Graña, ILO/Cinterfor

Qualität in der Berufsbildung durchzog als Querschnittsthema alle Konferenzthemen. Am ersten Tag erläuterte Gonzalo Graña, Technischer Referent von ILO/Cinterfor, die Eckpfeiler der Empfehlung 208 der ILO von 2023 und die Chancen ihrer Umsetzung für die Länder.

Passend dazu skizzierte Ilona Medrikat, Projektleiterin und zuständig für die Kooperation mit der Allianz im BIBB, anhand des deutschen dualen Systems die wichtigsten Prinzipien für eine qualitativ hochwertige Ausbildung an den Lernorten Betrieb und Schule.

Ilona Medrikat (BIBB)

Frauke Pfaff, Hauptgeschäftsführerin der Dominikanisch-deutschen Industrie- und Handelskammer (AHK) reflektierte auf einem Panel zum Thema Berufsbildungspersonal mit Kelly Lima Teixeira vom Nationalen Dienst für Berufsausbildung (SENAC) in Brasilien, Maura Corporán, INFOTEP und Andrés Robalino von der Corporación Formados in Ecuador, Rolle und Bedeutung der Ausbilder/-innen in den Betrieben aus Perspektive des deutschen dualen Ausbildungssystems. Pfaff ging näher auf  Umsetzungsbeispiele aus Mexiko und Guatemala ein, die in Kooperation mit deutschen Auslandsschulen oder staatlichen und privaten Bildungsträgern, der AHK und nationalen sowie internationalen Unternehmen funktioniere, angepasst an das jeweilige System und seine Bedürfnisse. (Siehe auch das Youtube Video erster Tag, Teil 2)

Detlef Paleit vom SAZ

Der zweite Konferenztag, zugleich „internationaler KMU-Tag“ der Vereinten Nationen, widmete sich vor allem der Einbeziehung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in die duale Ausbildung.  Aus Deutschland berichtete Detlef Paleit, Bereichsleiter für die Aus- und Weiterbildung vom SAZ (Schweriner Aus- und Weiterbildungszentrum e.V.) anschaulich von den Aufgaben und Möglichkeiten eines Bildungsdienstleisters in der Verbundausbildung. Von zentralem Interesse war dabei die Funktion als Mittler zwischen den Lernorten, beispielsweise durch die Unterstützung in der Ausbildungsdurchführung, Vermittlung von Ausbildungsinhalten oder auch Prüfungsvorbereitung. Gerade auch für KMU in Lateinamerika können solche Mechanismen des externen Ausbildungsmanagements interessante Modelle sein.

Repräsentant/-innen von vier Unternehmen unterschiedlicher Größe, die das duale Ausbildungsprogramm in Kooperation mit INFOTEP in der Dominikanischen Republik erfolgreich umgesetzt haben, rundeten diesen Programmpunkt mit ihren Erfahrungen gelungen ab.

Der letzte Tag der Veranstaltung war ausschließlich den Mitgliedern der Allianz vorbehalten: in einem Workshop wurden die Eckpfeiler der Zusammenarbeit unter der Präsidentschaft von INFOTEP für 2024 und darüber hinaus diskutiert.  Für das zweite Semester soll der Arbeitsschwerpunkt der Allianz vor allem im Bereich Standardentwicklung und Ausbildung der Ausbilder über verschiedene Online-Austauschformate liegen.

Die Allianz

Die Allianz für duale Ausbildung Lateinamerika und Karibik wurde 2021 mit dem Ziel gegründet, ein Netzwerk von Berufsbildungseinrichtungen in der Region zu schaffen. Durch Erfahrungsaustausch und Peer-Learning soll die Qualität der dualen Ausbildung in der Region gefördert werden.

Die Präsidentschaft pro tempore wechselt im Jahresrhythmus. Seit Februar 2024 liegt sie beim dominikanischen Nationalen Institut für Berufsbildung INFOTEP. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) begleitet die Allianz seit ihrer Gründung als Referenzinstitution in der Koordinierungsgruppe gemeinsam mit der Präsidentschaft und ILO/Cinterfor, welche das Technische Sekretariat stellt.

ILO-Empfehlung 208

Die Empfehlung 208 (Recommendation 208 – R208) der ILO (International Labour Organization, Internationale Arbeitsorganisation) über hochwertige Lehrlingsausbildung wurde nach einem langen Diskussionsprozess von der 111. Internationalen Arbeitskonferenz im Jahr 2023 angenommen. Sie ist wichtig, um die Grundprinzipien der Qualität des Lernens für die Arbeit in einer sich wandelnden Welt zu stärken. Die R208 kann den Ländern auch bei der Entwicklung von Strategien zu diesem Thema helfen und bildet zusammen mit den dualen Qualitätskriterien aus dem deutschsprachigen Referenzsystem eine wichtige Grundlage der Arbeit der Allianz.