„IQ-LEH“: Drei Fragen zum Projektabschluss an Christina Heinz
Mit dem Projekt „IQ-LEH“ hat die foodakademie Neuwied die überbetriebliche Ausbildung im Lebensmitteleinzelhandel mit digitalen Technologien angereichert. Mitarbeiterin Christina Heinz berichtet im Interview, was vom Projekt bleibt und welche Herausforderungen das Projektteam gemeistert hat.
Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Mit dem Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung zielte das BMBF darauf ab, die digitale Transformation in den ÜBS weiter voranzutreiben. Inwiefern ist es Ihnen gelungen, mit Ihrem Projekt die überbetriebliche Ausbildung zu modernisieren und welchen Mehrwert konnten Sie für Ihre ÜBS generieren?
Christina Heinz: Vor dem Projekt „IQ-LEH“ waren wir in unseren Lern-/ Lehrkonzepten nicht sonderlich digital unterwegs. Wir haben daher zu Beginn des Projekts Interviews mit unserem Bildungspersonal, mit den Auszubildenden und mit unseren Partnern aus der Branche geführt. In diesen Interviews haben wir festgestellt, dass gewisse Themen von hohem Interesse sind. Das waren die Themen Warenrückverfolgbarkeit, Planogramme – dabei wird festgelegt, nach welchen Kriterien ein Regal oder Produkte im Supermarkt platziert werden muss – und Kundenanalyse.
Diese drei Themen haben wir in einer eigens entwickelten App zusammengebracht und die entsprechenden Technologien in unserem Lehrsupermarkt implementiert. Die App und die Technologien nutzen bei uns nun alle Auszubildenden. Es ist ein großer Mehrwert, dass die Auszubildenden damit nun den kompletten Weg der Wertschöpfung eines Produkts nachvollziehen können – vom Wareneingang bis zum Endprodukt. Die Auszubildenden können das für jedes Produkt, das wir im Supermarkt haben, selbst anlegen, zum Beispiel auch für den Frischkäse, den sie in der Lehrküche selbst herstellen. Ein weiterer Mehrwert ist, dass wir z. B. das Thema „Planogramme“ viel anschaulicher in der ÜBS bedienen können. Die Auszubildenden erhalten nicht mehr nur die Anweisung „Stell den Quark da ins Regal“, sondern sie erfahren auch, warum. Dadurch ist der Kompetenzerwerb viel höher.
Zu Beginn sind die Auszubildenden sehr fasziniert. Doch je länger sie bei uns in der ÜBA lernen, desto mehr verschwindet die Faszination und wird zu Verständnis. Dadurch werden die Auszubildenden selbstbewusster und können Meinungen entwickeln und diese in ihrem Betrieb einbringen. Und so setzen wir dann auch Impulse in der Fläche.
Es ist ein großer Mehrwert, dass die Auszubildenden den kompletten Weg der Wertschöpfung eines Produkts nachvollziehen können – vom Wareneingang bis zum Endprodukt.
Christina Heinz
Nicht zuletzt haben wir durch die digitalen Technologien die Möglichkeit, besser auf die einzelnen Auszubildenden einzugehen bzw. sie individuell abzuholen. Denn die Auszubildenden haben heutzutage einen sehr unterschiedlichen Wissensstand, wenn sie bei uns ankommen. Bei den Technologien kann ich entweder mit den absoluten Basics starten – welcher Input ergibt welchen Output – oder ich kann etwas nehmen, wo ich mich reindenken oder ein bisschen experimentieren muss.
Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Wenn Sie die Produkte und Ergebnisse aus Ihrem Projekt betrachten: Was davon wird aktuell in Ihrem Bildungszentrum genutzt und was soll zukünftig noch genutzt werden?
Christina Heinz: Was bleibt, ist die App und die Technologien, die ich benannt habe. Sie sind nun fester Bestandteil der ÜBA. Wir haben zudem noch weitere Technologien angeschafft. Diese werden zum Teil auch angewendet, aber noch nicht in dem Maße, wie wir das beispielsweise in „IQ-LEH“ machen konnten. In Zukunft wollen wir daher die vorhandenen Technologien stärker miteinander vernetzen und ein „Mastersystem“ schaffen.
Darüber hinaus haben wir bei „IQ-LEH“ viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Wir haben festgestellt, dass im Bereich Technologie nichts ohne mehrstufige Erprobungen umsetzbar ist. Man braucht den Input von den Auszubildenden, die Erfahrungswerte der Ausbildenden und zahlreiche Kontrollschleifen, bevor man wirklich in ein Rollout gehen kann. Neue Technologien muss man immer aus allen Blickwinkeln betrachten und im Optimalfall auch mit verschiedenen Gruppen getestet haben.
Technik hilft. Technik macht Dinge praxisnah und unterstützt. Aber es ist immer nur ein Mittel und nie die Lösung.
Christina Heinz
Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Sie haben von Anfang an als Mitarbeiterin an dem Projekt mitgewirkt. Welche Erkenntnis oder welche Erfahrung ist Ihnen besonders haften geblieben?
Christina Heinz: Das, was uns die größten Schwierigkeiten bereitet hat, waren die unvorhersehbaren Dinge. Und die sind im Bereich Technik leider immer dabei. Mein Chef fragt oft, wenn es um Technik geht: Was ist denn „Plan B“? Ich glaube aber, wenn wir von diesem „Plan B“ nicht wegkommen, hat Technik niemals eine Chance. Ich kann nicht immer einen „Plan B“ haben. Man sollte vielmehr schauen, dass nicht alles immer auf der Technik fußt. Das haben wir auch in den Erprobungen festgestellt. Technik hilft. Technik macht Dinge praxisnah und unterstützt. Aber es ist eben auch nur ein Mittel und nie die Lösung.