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„DInA-Elektro“: Drei Fragen zum Projektabschluss an Ronny Donath

Lernszenarien mit Augmented und Virtual Reality, videogestütztes Mikrolernen und digitale Technik – im Projekt „DInA-Elektro“ wurden zahlreiche Impulse gesetzt, um die überbetriebliche Ausbildung zum/zur Elektroniker/-in zu modernisieren. Ronny Donath berichtet im Interview über die Umsetzung.

Screenshots von einer VR-Anwendung: virtuelle Hände messen Strom an einem Kabel (links), virtuelle Hand bearbeitet ein Kabel mit einer Zange (rechts)

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Mit dem Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung zielte das BMBF darauf ab, die digitale Transformation in den ÜBS weiter voranzutreiben. Inwiefern ist es Ihnen gelungen, mit Ihrem Projekt die überbetriebliche Ausbildung zu modernisieren und welchen Mehrwert konnten Sie für Ihre ÜBS generieren?

Ronny Donath: Durch die Förderung vom Bundesinstitut für Berufsbildung und vom BMBF haben wir die letzten sechs oder sieben Jahre dafür aufwenden können, unsere überbetriebliche Ausbildung zu modernisieren. Wir haben in der ersten Phase des Sonderprogramms ÜBS-Digitalisierung das 3. und 4. Lehrjahr der Ausbildung zum/zur Elektroniker/-in Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik und in der zweiten Phase mit „DInA-Elektro“ das 1. und 2. Lehrjahr modernisiert. Dafür haben wir neue Konzepte entwickelt und unsere Ausstattung im Haus grundlegend erneuert.

Wir haben außerdem digitale Medien und Technologien beschafft und im Unterricht implementiert. So konnten wir erstmals in der Ausbildung der Elektroniker/-innen, Fachrichtung Energie und Gebäudetechnik, ein virtuelles Szenario (VR) entwickeln und einsetzen. Damit wurde das Lernen u. a. individueller, da die Auszubildenden die Übungen in ihrem eigenen Tempo durchführen können. Das VR-Szenario wurde 2022 sogar mit dem Sächsischen Digitalpreis ausgezeichnet.

Im Projekt wurde außerdem ein AR-Szenario entwickelt, das abbildet, wie man einen Schaltschrank mit elektrischen Komponenten bestückt. Zudem haben wir verschiedene Erklärvideos produziert, die wir als Mikrolernbausteine in das Kursgeschehen integriert haben. So konnten wir insgesamt viele Impulse setzen, um die Ausbildung zum/zur Elektroniker/-in zu modernisieren und sie mit neuen Technologien zu erweitern. Damit ist es uns gelungen, die Ausbildung insgesamt attraktiver zu gestalten.

Wir haben unsere Ausbildenden im Umgang mit digitalen Technologien fit gemacht. Daran werden wir konsequent weiterarbeiten.

Ronny Donath

Da wir im engen Austausch mit dem ZVEH und HPI stehen, konnten wir die Erfahrungen aus „DInA-Elektro“ schließlich sogar mit in die Novellierung der überbetrieblichen Ausbildungspläne einfließen lassen.

Nicht zuletzt war die Qualifizierung des Ausbildungspersonals ein wichtiger Projektbaustein. Wir haben unsere Ausbildenden im Umgang mit digitalen Technologien fit gemacht. Daran werden wir konsequent weiterarbeiten müssen, um das Ausbildungspersonal auf die digitale Transformation vorzubereiten, die ja jetzt nicht aufhört, bloß weil die Projektförderung endet. Mit „DInA-Elektro“ konnten wir dafür eine gute Basis schaffen.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Wenn Sie die Produkte und Ergebnisse aus Ihrem Projekt betrachten: Was davon wird aktuell in Ihrem Bildungszentrum genutzt und was soll zukünftig noch genutzt werden?

Ronny Donath: Einerseits haben wir mit „DInA-Elektro“ aktiv an der Novellierung des Berufes mitgewirkt. Das heißt, dass die kompletten sechs Kurse, die wir im Projekt modernisiert haben, in die Überarbeitung des Berufsbildes eingegangen und damit als Vorarbeit für die Novellierung diente. Das ist ein sehr großer Erfolg.

Andererseits haben wir erstmals ein AR- und ein VR-Szenario entwickelt und in das Bildungsgeschehen implementiert. Damit haben wir in unserem Haus die Basis für eine Reihe von Fortentwicklungen geschaffen, sodass wir auch bei anderen Projekten darüber nachdenken, AR- oder VR-Szenarien zu implementieren.

Auch im Bereich der Netzwerkarbeit bleibt einiges von „DInA-Elektro“: So konnten wir mit der Fachhochschule in Dresden, die wir durch das Projekt kennengelernt haben, eine kontinuierliche und gute Zusammenarbeit über die Projektlaufzeit hinaus einleiten.

Virtuelle Realität bietet ein großes Potenzial für Einsatzszenarien im Elektrohandwerk, wo z. B. das Arbeiten unter Spannungen mit Gefahren verbunden ist.

Ronny Donath

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Sie haben 2,5 Jahre lang als Projektleiter an dem Projekt mitgewirkt. Welche Erkenntnis oder welche Erfahrung ist Ihnen besonders haften geblieben?

Ronny Donath: Eine Erkenntnis war, dass virtuelle Realität ein großes Potenzial für Einsatzszenarien im Elektrohandwerk bietet, wo z. B. das Arbeiten unter Spannungen mit Gefahren verbunden ist. In der virtuellen Welt können die Auszubildenden gefahrvolle Arbeiten gefahrlos ausprobieren. Das eröffnet uns neue Möglichkeiten für Lernszenarien. Wir haben daher prototypisch die fünf Sicherheitsregeln virtuell als Lernszenario umgesetzt und dieses direkt zu Beginn des 1. und 2. Lehrjahrs in den Kurs integriert – zum einen, um die Wichtigkeit einer sicheren Arbeitsumgebung zu verdeutlichen, zum anderen, um die jungen Leute für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern.

Spannend war es auch, die Ausbildenden zu involvieren und ihre Ideen in die neuen Lernszenarien zu integrieren. Da der Einsatz digitaler Medien zusätzliche Vorbereitungs- und Unterrichtszeit erfordert, mussten wir die Ausbildenden von der Sache begeistern und sie überzeugen, es einfach selbst einmal auszuprobieren. Viele Kollegen haben es sehr begeistert aufgegriffen und proaktiv mitgewirkt, andere Kollegen hatten aber auch Vorbehalte, die wir abbauen mussten. Deswegen bleibt die kontinuierliche Ausbilderqualifizierung auch in der Zukunft ein zentrales Thema für uns.

Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Vielen Dank für das Interview.