„SilA“: Drei Fragen zum Projektabschluss an Imke Albers
Im Projekt „SilA“ wurden u. a. Demonstratoren entwickelt, mit denen Auszubildende tierschutzsensible Maßnahmen gefahrlos einüben können. Wie gewinnbringend diese interaktiven und praxisnahen Lernmethoden für die überbetriebliche Ausbildung sind, erklärt Imke Albers im Interview.
Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Mit dem Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung zielte das BMBF darauf ab, die digitale Transformation in den ÜBS weiter voranzutreiben. Inwiefern ist es Ihnen gelungen, mit Ihrem Projekt die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) zu modernisieren und welchen Mehrwert konnten Sie für Ihre ÜBS generieren?
Imke Albers: Durch das Projekt „SilA“ konnte die Modernisierung der ÜBA weiter vorangetrieben werden. Der gezielte Einsatz innovativer Technik in unserer überbetrieblichen Ausbildungsstätte ermöglicht es, die Lernbereitschaft der Auszubildenden signifikant zu erhöhen. Denn durch die Integration moderner Technologien in den Ausbildungsprozess konnten wir nicht nur eine zeitgemäße Lernumgebung schaffen, sondern auch die Neugier und Motivation der Teilnehmenden anregen.
Wir implementierten außerdem interaktive und praxisnahe Lernmethoden in die ÜBA, um die Auszubildenden dazu zu motivieren, sich intensiver mit den Lehrinhalten auseinanderzusetzen. Diese intensive Auseinandersetzung soll nicht nur zu einem tieferen Verständnis der Materie führen, sondern auch eine nachhaltige Wissensvermittlung unterstützen. Ziel ist, dass die erworbenen Kenntnisse besser im Gedächtnis der Auszubildenden verankert bleiben.
Ein weiterer entscheidender Aspekt unseres Ausbildungskonzepts ist die Kombination von theoretischem Wissen und praktischen Fähigkeiten. Nachdem sich die Auszubildenden das theoretische Wissen angeeignet haben, können sie praxisrelevante Fertigkeiten am Modell erlernen. Dies ermöglicht ihnen, sich fundiert vorzubereiten, bevor sie die Übungen am lebenden Tier durchführen. Diese praxisorientierte Herangehensweise trägt nicht nur zur Steigerung des Tierwohls bei, sondern gibt den Auszubildenden auch die Sicherheit und das Vertrauen, die erworbenen Fähigkeiten erfolgreich in der realen Arbeitswelt anzuwenden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der gezielte Einsatz von innovativer Technik und fortschrittlichen Lehrmethoden nicht nur die Lernbereitschaft der Auszubildenden erhöht, sondern auch eine nachhaltige Wissensvermittlung fördert. Die Verbindung von theoretischem Wissen mit praxisnahen Übungen trägt nicht nur zur fachlichen Kompetenz der Auszubildenden bei, sondern steigert auch das Tierwohl durch eine effektive und sichere Anwendung erlernter Fähigkeiten.
„Multitouch-Tisch“, VR-Brillen und der Demonstrator haben sich als wirkungsvolle Instrumente für die Wissensvermittlung und praxisnahe Ausbildung erwiesen.
Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Wenn Sie die Produkte und Ergebnisse aus Ihrem Projekt betrachten: Was davon wird aktuell in Ihrem Bildungszentrum genutzt und was soll zukünftig noch genutzt werden?
Imke Albers: Alle im Projekt „SilA“ geplanten Produkte wurden während der 2,5-jährigen Projektlaufzeit erfolgreich entwickelt. Die Integration dieser Produkte in den ÜBA-Unterricht erfolgte schrittweise und wurde zum Anfang des Schuljahres 2023/2024 abgeschlossen. Dazu überarbeitete das Projektteam ausgewählte bestehende Unterrichtseinheiten, um sie an die neuen digitalen Lehr- und Lernmethoden anzupassen. Teil der Überarbeitung war u. a. die Einführung des interaktiven Stationenlernens: Auszubildende können nun an den drei Stationen „Multitouch-Tisch“, „VR-Brillen“ sowie „Demonstrator“ lernen.
Den Multitouch-Tisch, der speziell für die theoretische Wissensvermittlung konzipiert ist, nutzen die Auszubildenden in Kleingruppen. Hier können sie sich das notwendige Wissen mithilfe der bereitgestellten digitalen Inhalte aneignen. Der kollaborative Charakter des Multitouch-Tisches fördert zum einen die aktive Auseinandersetzung mit den Lehrinhalten in der Kleingruppe und ermöglicht den Auszubildenden zum anderen in ihrem eigenen Tempo zu lernen
Die VR-Brillen werden für ein virtuelles „Quizlets“ genutzt, mit dem die Auszubildenden sich die fachlichen Inhalte und die korrekte Durchführung von tierschutzrelevanten Maßnahmen Schritt für Schritt selbst erarbeiten. Können beispielsweise Fragen durch die Auszubildenden nicht richtig beantwortet werden, erscheinen weitere Erläuterungen und kurze Infovideos mit konkreten Hinweisen. Diese praxisnahe Herangehensweise trägt nicht nur zur Vertiefung des Wissens bei, sondern fördert auch ein umfassenderes Verständnis der Arbeitsabläufe.
Der Demonstrator besteht aus einem Modell sowie einem sensorgestützten Werkzeug. Eine speziell entwickelte App wertet die Sensordaten aus, wodurch die Auszubildenden unmittelbar Rückmeldung zu ihren praktischen Übungen erhalten. Durch die Echtzeit-Rückmeldungen fällt es den Auszubildenden leichter, Fehler zu identifizieren, zu korrigieren und ihre praktischen Fähigkeiten kontinuierlich zu verbessern. Die Integration dieser Technologien stellt sicher, dass sie nicht nur theoretisches Wissen erlangen, sondern auch praxisnahe Fertigkeiten entwickeln.
Aktuell nutzen wir diese Methoden erfolgreich in unserem Bildungszentrum. Sie haben sich als wirkungsvolle Instrumente für die Wissensvermittlung und praxisnahe Ausbildung erwiesen. Für die Zukunft planen wir, diese Ansätze weiter zu vertiefen und zu erweitern. Insbesondere wollen wir digitale Technologien intensiver nutzen, um den Lernprozess noch interaktiver und individualisierter zu gestalten. Die Einführung weiterer praxisorientierter Stationen sowie die kontinuierliche Anpassung von Unterrichtseinheiten an innovative Lehrmethoden stehen dabei im Fokus unserer zukünftigen Entwicklungspläne.
Die Bewältigung technischer Herausforderungen, die Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern und der offene Dialog sind Schlüsselfaktoren für den Erfolg und die nachhaltige Implementierung innovativer Lehr- und Lernmethoden.
Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung: Sie haben 2,5 Jahre lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin an dem Projekt mitgewirkt. Welche Erkenntnis oder welche Erfahrung ist Ihnen besonders haften geblieben?
Imke Albers: Während meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt habe ich bedeutende Erkenntnisse gewonnen und prägende Erfahrungen gesammelt.
Die technische Umsetzung stellte eine bedeutende Herausforderung dar, da wir die Technologie im Projekt vollständig neu entwickeln mussten und nicht auf bereits Vorhandenes aufbauen konnten. Um diese technische Herausforderung zu bewältigen, setzten wir nicht nur fundiertes Fachwissen ein, sondern arbeiteten auch engagiert mit den verschiedenen Projektbeteiligten zusammen, darunter Ausbildende und Tierärzte.
Ein zentraler Erfolgsfaktor war die Einbeziehung aller Beteiligten in den Entwicklungsprozess. Die Perspektiven und Bedürfnisse der Ausbildenden, Tierärzte und weiterer Partner wurden aktiv berücksichtigt, um sicherzustellen, dass die entwickelten Produkte praxisnah und bedarfsgerecht sind. Die enge Zusammenarbeit ermöglichte es uns, die unterschiedlichen Anforderungen zu verstehen und maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. Vor allem Dingen die große Dialogbereitschaft aller Beteiligten erwies sich als essenziell, um Konsens zu erzielen und sicherzustellen, dass die entwickelten Produkte den hohen Qualitätsstandards gerecht werden.
Insgesamt habe ich gelernt, dass die Einführung neuer Technologien in der beruflichen Bildung nicht nur technisches Know-how erfordert, sondern auch eine umfassende Herangehensweise, die die Bedürfnisse aller Beteiligten einbezieht. Die Bewältigung von technischen Herausforderungen, die Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern und der offene Dialog sind Schlüsselfaktoren für den Erfolg und die nachhaltige Implementierung innovativer Lehr- und Lernmethoden.