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Kompetenzzentrumsprojekt macht praxisnahe überbetriebliche Ausbildung auf höchstem Niveau erlebbar

22.10.2024 | Mathias Nowotny

Auf der Abschlussveranstaltung seines Kompetenzzentrumsprojekts präsentierte das Berufsbildungs- und TechnologieZentrum (BTZ) Osnabrück neue Schulungsmodelle und digitale Anwendungen für die überbetriebliche Ausbildung in der Land- und Baumaschinenmechatronik.

Ausbilder Fabio Ahring hält während eines Workshops zur Freischaltung eines Hochvolt-Systems ein Hinweisschild in der Hand.
Fabio Ahring, Ausbilder beim BTZ Osnabrück, bei der Freischaltung eines Hochvolt-Systems.

Das Berufsbildungs- und TechnologieZentrum Osnabrück hat in seiner Weiterentwicklung zum Kompetenzzentrum (Komzet) innovative Konzepte für die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) von Land- und Baumaschinenmechatroniker/-innen erprobt. Das Projektteam entwickelte u. a. neue Schulungsmodelle für Elektronik und Hydraulik und digitalisierte die ÜBA vollständig. Mit Blick auf den Projektabschluss zum Jahresende luden die Projektverantwortlichen vom 1. bis 2. Oktober 2024 zur Abschlussveranstaltung nach Osnabrück ein.

Neue Technologien in der ÜBA

Die Abschlussveranstaltung war zweigeteilt: Der 1. Oktober stand im Zeichen verschiedener Workshops. Rund 60 Gäste – vor allem Ausbildungspersonal für die Berufe in der Land- und Baumaschinenmechatronik – kamen der Einladung nach. Am ersten Veranstaltungstag konnten sie sich ein Bild machen von den Innovationen, die das BTZ Osnabrück in seiner Lehrwerkstatt fortan zu bieten hat. Dabei interessierten sich die anwesenden Ausbilderinnen und Ausbilder insbesondere für die Präsentation der Projektmitarbeiter Heiner Herbring und Ingo Suhrkamp, die die Schulungsmodelle für Hydraulik, Steuerung und Regelung von Land- und Baumaschinen vorstellten.

So zeigte Ingo Suhrkamp, wie hydraulische Infrastrukturen entstehen, deren Funktionsmodelle in Betrieb genommen und in der ÜBA eingesetzt werden können – unter Berücksichtigung neuer Technologien wie zum Beispiel Augmented Reality (AR). Heiner Herbring präsentierte u. a. inwiefern Auszubildende künftig anhand des Schulungsmodells eines Düngegestänges Kenntnisse darüber erlangen, wie die elektronische Schaltung verkabelt oder die Hydraulikkomponenten verschlaucht werden müssen. Insgesamt sind im Projekt sechs solcher voll funktionstüchtigen Schulungsmodelle entstanden oder weiterentwickelt worden – vom Gabelstapler über den Bagger bis hin zum Güllefass. Ziel war es dabei immer, dass besonders die Hydraulik, die bei modernen Land- und Baumaschinen nur schwer zu überblicken ist, in leicht verständlichen Modellen auf ihre Einzelteile heruntergebrochen und somit von den Auszubildenden in den ÜBA-Kursen eigenständig bedient und gewartet wird.

Ein Projektmitarbeiter zeigt ein neues, hydraulisches Funktionsmodell.
Ausbilder Ingo Suhrkamp demonstriert ein hydraulisches Funktionsmodell.

Auch die Elektromobilität in Land- und Baumaschinen wurde thematisch aufgegriffen. Fabio Ahring, Ausbilder im BTZ Osnabrück, präsentierte hierbei die Anwendung der Werkstattsoftware. Dabei führte er einen Arbeitsauftrag aus dem Weiterbildungskurs zum Thema „Arbeitssicherheit“ aus, bei dem ein Hochvolt-System mit der neuen Werkstattsoftware freigeschaltet wird. Während der Vorführung stellte Fabio Ahring die Vorteile der Online-Software heraus: „Im Prüfungs-Modul werden kundennahe Arbeitsaufträge zur Verfügung gestellt.“ So müssten die Auszubildenden sich überlegen, welche Komponenten sie für einen Kundenauftrag benötigen. Diese werden dann aus dem virtuellen Materiallager entnommen. „Alle Komponenten und geleisteten Arbeitsstunden haben einen Wert. Damit sehen die Auszubildenden, was beispielsweise eine Reparatur oder eben die Freischaltung einer Baumaschine kostet“, erläuterte Fabio Ahring. Die Auszubildenden würden so für den Arbeitsmarkt sensibilisiert.

Die eigens vom Projektteam entwickelte Werkstattsoftware erlaubt es dem Ausbildungspersonal und den Auszubildenden künftig, online mit Lehrmaterialen zu arbeiten. Neben einem Selbststudiumsbereich, Arbeitsblättern und Informationsmaterialien sind es vor allem die in der Software hinterlegten Arbeitsaufträge und Materiallager, die die betriebliche Praxis fest in der Ausbildung verankern. Die Auszubildenden können die neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten zudem in einem Online-Test in der auf einem Lernmanagement basierenden Werkstatt-Software selbst überprüfen. In einem vierten Workshop erklärte das Projektteam gemeinsam mit einem Mitarbeiter der wissenschaftlichen Projektbegleitung, wie die Software funktioniert und welche berufspädagogischen Grundsätze dahinterstehen.

Alle Komponenten und geleisteten Arbeitsstunden haben einen Wert. Damit sehen die Auszubildenden, was beispielsweise eine Reparatur oder eben die Freischaltung einer Baumaschine kostet.

Fabio Ahring, Ausbilder BTZ Osnabrück

Leuchttürme für die ÜBA

Am 2. Veranstaltungstag begrüßten Andreas Nünemann, Präsident der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, sowie Marco Hartrich, Staatssekretär im niedersächsischen Kultusministerium, die Gäste in der Aula der HWK. Andreas Nünemann hob in seiner Begrüßungsrede die Relevanz der Werkstattsoftware hervor: Durch die Digitalisierung von Arbeitsaufträgen könne die überbetriebliche Ausbildung modernisiert und zum Standard für einen Großteil der ÜBS in Deutschland werden. Marco Hartrich ergänzte lobend: „Es ist immer wieder erfreulich zu sehen, was die Bildungszentren für die Gewinnung und Qualifizierung von jungen Fachkräften leisten.“ Stephanie Brauser-Jung, die sich als Referentin für Innovationen in der beruflichen Bildung des BMBF ein Bild über die neuen Konzepte des BTZ Osnabrück machte, dankte allen Beteiligten für das große Engagement der letzten vier Jahre und stellte fest: „Unsere Kompetenzzentren verdeutlichen den Stellenwert der dualen Ausbildung“.

Unsere Kompetenzzentren verdeutlichen den Stellenwert der dualen Ausbildung.

Stephanie Brauser-Jung, Referentin für Innovationen in der beruflichen Bildung des BMBF

Anschließend wurden die Ergebnisse des Komzet-Projekts durch den Projektleiter Markus Kybart präsentiert. Dabei stellte auch Prof. Harald Strating von der Hochschule Osnabrück die Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Begleitung, die das Projekt über einen mehrjährigen Zeitraum evaluierte, näher vor. Workshops zu Personalqualifizierung, Projektentwicklung und Softwarelösungen für die überbetriebliche Ausbildung rundeten den zweiten Tag der Veranstaltung ab.

Das Projekt „Kompetenzzentrum für Steuerungs-, Regelungs- und Messtechnik in Land- und Baumaschinen“ wurde von 2020 bis 2024 vom BIBB aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Landes Niedersachsen gefördert und fachlich begleitet. Es soll anderen überbetrieblichen Berufsbildungsstätten künftig als Best Case-Beispiel dienen.