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Bildung im Alter an Hochschulen. Situation und Bildungsbedürfnisse von Teilnehmenden nachberuflicher wissenschaftlicher Weiterbildung

Birgit Schneider

Die Schlagwörter „schrumpfende, alternde Bevölkerung“ und „steigende Heterogenität“ fassen die demografischen Entwicklungen in Deutschland plakativ zusammen. Gleichzeitig machen gesellschaftliche und technologische Transformationsprozesse das Lernen über die gesamte Lebensspanne zu einer selbstverständlichen Anforderung. Bildungs- und Lernaktivitäten im höheren Alter werden zu wichtigen Faktoren für ein aktives Altern, sichern sie doch die gesellschaftliche Teilhabe und eine selbstbestimmte Lebensführung. Für zukünftige Entwicklungen in der nachberuflichen Bildung ist die geburtenstarke alternde Generation der „Baby-Boomer“ bestimmend, die als erste von der Bildungsexpansion in den 1960er und 1970er Jahren profitieren konnte, und über erheblich bessere Gesundheits- und Bildungsvoraussetzungen verfügt als frühere Generationen. Mit formal höheren Bildungsabschlüssen gehen jedoch veränderte Bildungsbedürfnisse einher, auch nach Renteneintritt. Derzeit studieren an deutschen Hochschulen und ihren assoziierten Einrichtungen etwa 35.000 Personen über 65 Jahren. Unter den genannten Prämissen ist in den nächsten Jahren mit einem steigenden Bedarf wissenschaftlicher Weiterbildung für Ältere (auch „Seniorenstudium“) zu rechnen.

Dennoch wird dieser Bildungsbereich in der Bildungsforschung nur randständig behandelt, bundesweit vergleichbare Kennzahlen oder Befunde über Entwicklungen im Zeitverlauf liegen aufgrund einer rudimentären Datenlage kaum vor. Dem versucht ein von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Weiterbildung für Ältere (BAG WiWA)[SB1]  entwickeltes Erhebungsinstrument entgegenzuwirken. Das kumulative Promotionsvorhaben stützt sich auf diese Daten und auf eigene Erhebungen an deutschen Hochschulen mit demselben Instrument, mit dem Ziel einen Überblick über den Bildungsbereich zu gewinnen. Zusätzlich wird das Erhebungsinstrument im Rahmen der Promotion validiert und weiterentwickelt. Im Fokus stehen die Frage nach der Struktur der Teilnehmenden hinsichtlich soziodemografischer und teilnahmebezogener Aspekte, sowie die Frage nach dem Bildungs- und Lernverhalten der Zielgruppe, wie z. B. den Motiven und Wirkungen einer Teilnahme oder den generationenspezifischen Veränderungen der Bildungsbedürfnisse. Bei der Weiterentwicklung des Befragungsinstruments spielen auch methodische Fragestellungen für Erhebungen in dieser Zielgruppe eine Rolle.

Die offen zugänglichen Angebote nachberuflicher wissenschaftlicher Weiterbildung sind i. d. R. nicht abschlussbezogen oder verwertungsorientiert. Es zeigt sich, dass vor allem Personen mit hoher Vorbildung, gutem Gesundheitszustand und hohen finanziellen Möglichkeiten teilnehmen. Dabei stehen Motive der Interessenverwirklichung und der Bildung an sich, sowie das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit und Sinn im Vordergrund. Die Analysen liefern grundlegende Implikationen für die Angebotsgestaltung. Somit dient das Forschungsvorhaben letztlich auch dazu, die institutionelle Einbettung der wissenschaftlichen Weiterbildung für Ältere in den Hochschulkontext zu legitimieren.